Amberg, St. Augustinus


 

GESCHICHTE

Die Salesianerinnen in Amberg - Kunstsinn und Mädchenbildung

Am 24. März 1667 genehmigte Papst Alexander VII. auf die Initiative der bayerischen Kurfürstin Henriette Adelaide hin die Gründung eines Klosters für Salesianerinnen in Amberg. Wohl aus finanziellen Gründen wurde der Plan zunächst nicht verwirklicht. Erst 25 Jahre später bat der Amberger Magistrat, dass bei "Personen weiblichen Geschlechts ... Verführungen und Unglücksfällen vorzubeugen wäre, wenn in hiesiger Stadt etwelche Klosterfrauen wären, so die Jugend in anständiger, künstlicher Arbeit, guten Tugenden und in der Furcht Gottes unterrichten würden". So bewilligte Kurfürst Max Emanuel am 18. Januar 1692 die Errichtung eines Frauenklosters, wobei die Salesianerinnen den Vorzug vor den Englischen Fräulein erhielten. Die Grundlage für die neue Niederlassung bestand aus den Einkünften der in der Reformationszeit säkularisierten Klöster Seligenporten und Gnadenberg.
Sieben Schwestern aus dem Mutterhaus der Salesianerinnen in München bezogen bereits am 20. April 1692 eine provisorische Unterkunft in der oberpfälzischen Residenzstadt. Der kurfürstliche Hofmaurermeister Giovanni Antonio Viscardi wurde eigens nach Amberg entsandt, um den Bauplatz für das zukünftige Kloster zu besichtigen. Die Pläne lieferte Wolfgang Dientzenhofer. 1693 bis 1696 entstand der Bau. An der Ausgestaltung beteiligt waren Paolo di Aglio und Peter Camuze, Stuckateure aus der Truppe des Giovanni Battista Carlone. Die Grundsteinlegung zur Klosterkirche St. Augustinus erfolgte am 27. April 1697. Der Zentralbau wurde 1699 vom Regensburger Weihbischof Albert Ernst von Wartenberg konsekriert.
Von 1757 bis 1760 sorgte die kunstsinnigen Oberin Viktoria von Orban für einen grundlegenden Umbau mit einer Vergrößerung des Gotteshauses. Den größten Teil der qualitätvollen Ausstattung schufen einheimische Handwerker. Auch berühmte Künstler wie der Wessobrunner Stuckateur Anton Landes und der kaiserliche Hofmaler Gottfried Bernhard Göz aus Augsburg wirkten an der Innendekoration der Klosterkirche mit. Sie zählt zu den schönsten Sakralbauten des Rokoko in der Oberpfalz.
Personell und finanziell war die Niederlassung gut ausgestattet. 1753 errichtete man in Sulzbach ein Filialkloster, das nach der Säkularisation von 1803 zum Zufluchtsort der Amberger Ordensfrauen werden sollte. 1793 zählte der Konvent, der auch große Anziehungskraft für den Adel besaß, 22 Nonnen und sechs Laienschwestern.
Neben der Verbreitung salesianischer Spiritualität durch die Stiftung einer Andacht zu Ehren des Heiligsten Herzens Jesu (1725) widmeten sich die Schwestern vor allem dem Unterricht der weiblichen Jugend, der unentgeltlich erteilt wurde. 147 Mädchen besuchten 1782 die Klosterschule, die sich in je zwei untere und obere Kurse gliederte.
Im Rahmen der Säkularisation wurde das Salesianerinnenkloster am 2. März 1804 der deutschen Schulstiftung überlassen. Im Klostergebäude verblieb zunächst die Mädchenschule, den Unterricht erteilten vier Konventualinnen, die in den weltlichen Schuldienst getreten waren. Weiterhin beherbergten die Räume von 1805 bis 1826 die neu gegründete Provinzialbibliothek. Das Beichtvaterhaus und die Klosterapotheke wurden versteigert. Die Klosterkirche diente fortan als Schulkirche, "damit die männliche und weibliche Schuljugend einen eignen von der übrigen Volksmenge ungestörten Platz zum täglichen Gottesdienste bekomme". 1849 erwarben die Armen Schulschwestern das Klostergebäude.

( Manfred Knedlik)



 

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