Bayern-Ingolstadt mit dem Erbe von Straubing im Jahr 1429


Quelle: Wilhelm Störmer, Die wittelsbachischen Landesteilungen im Spätmittelalter (1255-1505), in: Von Kaisers Gnaden. 500 Jahre Pfalz-Neuburg, hg. von Suzanne Bäumler, Evamaria Brockhoff und Michael Henker, Augsburg 2005(Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschi

Signatur: PN-LA-2005-3a

Entwurf: Haus der Bayerischen Geschichte
Grafik: Büro für angewandte Visionen, München.

Die Karten unterliegen dem Urheberschutz. Das Downloaden für den Einsatz im Schulunterricht und für Bildungszwecke ist erlaubt (Anmeldung erforderlich!). Jede andere Nutzung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung durch den/die Rechteinhaber.

Beschreibung:

Herzog Stephan III. der Kneißel (geb. um 1337, reg. 1375–1413), ein ehrgeiziger und prachtliebender Fürst, der seinen Beinamen verdient, Vater der Königin Elisabeth bzw. Isabeau von Frankreich und des Herzogs Ludwig des Gebarteten von Bayern-Ingolstadt, fieberhafter Territorialpolitiker mit Blick auf Italien, glänzender Selbstdarsteller und Mann mit Sinn für Repräsentation, versuchte im Ringen mit seinen Brüdern München und seinen Hof wieder im Sinne seines Großvaters mit großer, wenn auch nicht immer legitimer Energie aufzubauen. [ ... ] Es ist offensichtlich, dass Herzog Stephan III. die Laurentiuskapelle seiner Hauptresidenz aufwerten und damit auch seiner Herrschaft einen kultisch-religiösen Mittelpunkt geben wollte. Die von ihm organisierte eindrucksvolle Reliquienschau der Andechser Schätze in München und die mächtigen Wallfahrten in die Residenzstadt standen aber letztlich unter keinem guten Stern, denn wohl nie haben sich die Mitglieder des wittelsbachischen Hauses so befehdet wie um 1400. Johann entriss noch im September 1392 seinem Bruder Stephan dessen letzten Stützpunkt in München, die Neu-Veste, Johann war damit Herr über München. Jetzt beriefen die Herzöge einen Landtag, dessen Ausschuss über die Teilung des Landes beraten sollte. Dieser sprach sich für die neue Teilung aus, die von den Fürsten angenommen wurde. Unmittelbar nach der Entscheidung verließ Herzog Stephan München und verlegte seine Residenz nach Ingolstadt. Damit war der Förderer und erste Hauptinteressent des Andechser Reliquienschatzes für den Münchner Raum ausgeschaltet. Doch Stephan III. der Kneißel war trotz seiner Zurückdrängung nach Ingolstadt noch lange nicht am Ende. 1368 hatte er – in der Hoffnung Tirol wieder zurückzugewinnen – eine Tochter Barnabas Viscontis, des Herrn über Mailand, geheiratet. „Seine Ehe- und Familienpolitik stand ganz im Zeichen politischer Größe und Weite“ (Straub 1992, S. 24). Nach Rückschlägen vermählte er sich 1401, fast 65-jährig, mit der 41 Jahre jüngeren Gräfin Elisabeth von Kleve-Mark am Niederrhein. Seine eigene Tochter, die schöne Elisabeth, wurde – unter Zutun seines Bruders Friedrich – 1385 als Isabeau Königin von Frankreich und repräsentierte in der Folgezeit den prächtigen Pariser Hof. Ihr Bruder, Ludwig der Gebartete von Bayern-Ingolstadt (geb. 1368, reg. 1413–1447) wurde als Unterstützer seiner königlichen Schwester französischer Kronvasall. Er weilte von 1391 bis 1393 und von 1402 bis 1415 am prächtigen französischen Hof. Erst als Leiter der französischen Konzilsgesandtschaft kam er nach Konstanz, dann auch nach Bayern zurück. Nach seiner Rückkehr nach Ingolstadt prägte er seinem Teilherzogtum deutliche Züge auf. Wie die Verbindung mit dem französischen Königshaus unter Isabeau sich auf ein Teilherzogtum in Bayern auswirken konnte, zeigt Ludwig der Gebartete, „der Königin von Frankreich Bruder“, wie er sich titulierte. Er, der sich jahrelang am Hof zu Paris aufgehalten hatte, versuchte in Ingolstadt den französischen Hof in Sitten und Gebräuchen, Architektur und Künsten zu imitieren. Da er am französischen Hof nicht mehr bezahlt worden war, erhielt er stattdessen unter anderem das kostbare „Goldene Rössel“, das später an das Stift Altötting kam. Ludwig der Gebartete war wohl das höfische Vorbild, das alle anderen Wittelsbacher in Bayern nachzuahmen suchten. Seiner eigenen Hauptstadt Ingolstadt gab er durch den prächtigen Bau des Münsters (Stiftskirche) im Westen und des neuen Schlosses im Osten Gestalt. Der Konflikt mit seinem ungeliebten eigenen Sohn Ludwig dem Buckligen brachte den stolzen Ludwig den Gebarteten freilich nach einem mehrjährigen Ausweichen auf Schloss Neuburg samt Hof auf tragische Weise in den Abgrund. Er starb 1447.

Literatur:

  • Wilhelm Störmer, Die wittelsbachischen Landesteilungen im Spätmittelalter (1255-1505), in: Von Kaisers Gnaden. 500 Jahre Pfalz-Neuburg, hg. von Suzanne Bäumler, Evamaria Brockhoff und Michael Henker, Augsburg 2005(Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 50/2005) S. 17-23