Einflussgebiete wichtiger Adelsgeschlechter in Franken um 1200


Quelle: Jutta Schumann, in: Edel und Frei. Franken im Mittelalter, hg. von Wolfgang Jahn / Jutta Schumann / Evamaria Brockhoff, Augsburg 2004 (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 47/04), S. 163-165, Kat.-Nr. 45.

Signatur: FRA-LA-2004-02

Entwurf: Haus der Bayerischen Geschichte
Grafik: Susanne Schnitzer, Kiel/Gruppe Gut, Bozen, Karte nach Max Spindler (Hg.): Bayerischer Geschichtsatlas, München 1969, S. 18f.

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Beschreibung:

Seit dem 9. Jahrhundert regierten die Könige und Kaiser in Franken mit Hilfe der Bistümer Würzburg und Eichstätt. Eine weitere Stütze ihrer Regierung war der Adel, wobei je nach politischer Situation Teile eines Adelsgeschlechts oder ganze Adelshäuser sich in Aufständen auch gegen den Herrscher wendeten. Im karolingerzeitlichen Franken waren die Mattonen und die Popponen die wichtigsten Adelsgeschlechter neben einer Reihe von mächtigen Grundherrenfamilien, die jedoch in den Quellen kaum fassbar sind. Während sich die Spur der Mattonen relativ rasch wieder verliert, wissen wir von den Popponen, dass sie Ende des 9. Jahrhunderts in eine der schwerwiegendsten Adelsfehden der Zeit verwickelt waren. In der so genannten Babenberger Fehde kämpften sie gegen die von Hessen aus in Franken Fuß fassenden Konradiner um Macht und Einfluss in Mainfranken. Im 11. Jahrhundert traten neben die Popponen vor allem die Markgrafen von Schweinfurt als Adelsgeschlecht, das eine herzogsähnliche Stellung am Obermain einnehmen konnte. Eine Verwandtschaft zwischen den Markgrafen von Schweinfurt und den Popponen wird vielfach angenommen, ist aber nicht zu belegen. Die Machtposition der Markgrafen zeigte sich unter anderem 1003 in einem Konflikt mit König Heinrich II., der zwar mit einer Niederlage des Hauses endete, aber die Macht der Markgrafen nicht zerschlagen konnte. Gravierender für die weitere Entwicklung der Adelsherrschaft in Franken war das Aussterben des Geschlechts im Jahr 1057. Das Schweinfurter Erbe ging über die fünf Erbtöchter des letzten Markgrafen größtenteils an nichtfränkische Häuser wie die Grafen von Andechs-Meranien. Die Karte illustriert die Einflussgebiete wichtiger fränkischer Adelsgeschlechter um 1200. In dieser Phase zeichnete sich in Franken genauso wie in anderen bayerischen Regionen ein Strukturwandel ab. Ämter und Lehen wurden zunehmend erblich und waren damit an bestimmte Adelshäuser gebunden. Gleichzeitig versuchten die mit erblichen Rechten und Besitz ausgestatteten Adelsgeschlechter ihre oft weit gestreuten Besitzungen zu homogenen Herrschaftsgebieten auszubauen. Daher kam ihnen in der Folgezeit die Schwäche der Staufer entgegen: Mit dem Tod Kaiser Friedrichs II. im Jahr 1250 fielen große Teile des Stauferbesitzes bzw. ehemaliges Reichsgut an lokale Herrschergeschlechter. Die für das Spätmittelalter typische herrschaftliche Zersplitterung Frankens setzte ein. Die Karte jedoch zeigt die Situation um 1200, als sowohl die Staufer wie auch das 1248 ausgestorbene Geschlechter der Andechs-Meranier noch eine starke Position in Franken innehatten. Neben die Andechs-Meranier war im Norden Frankens das im 11. Jahrhundert erstmals erwähnte Geschlecht der Henneberger getreten, das zeitweise auch das Burggrafenamt in Würzburg bekleidete. Eng mit der Würzburger Geschichte verbunden ist auch das Geschlecht der Grafen von Castell, das seit 1091 bezeugt ist und seit 1205 den Grafentitel führte. In einer schwierigen territorialen Situation waren die Grafen von Rieneck, die sich im Norden gegen Fulda, im Westen gegen den Mainzer Erzbischof und im Osten gegen den Würzburger Bischof behaupten mussten. Dementsprechend konnten sich die aus dem Geschlecht der Grafen von Looz in Brabant hervorgegangenen Rienecker kaum ausdehnen und verloren im Lauf der Zeit an Bedeutung. Im westlichen bzw. südwestlichen Franken behaupteten sich die Adelsgeschlechter Hohenlohe und Wertheim am Rande der Einflusszone der Würzburger Bischöfe. Im südlichen Franken konnte sich das Reichsministerialengeschlecht der Pappenheim, die unter den Staufern erstmals das Reichsmarschallamt ausübten, positionieren. Vergleichsweise wenig Besitz und Einfluss hatte um 1200 noch das Geschlecht der Hohenzollern, das erst im Lauf der nächsten zwei Jahrhunderte zum wichtigsten Territorialherren in Franken aufsteigen sollte

Literatur:

  • Die Andechs-Meranier in Franken. Europäisches Fürstentum im Mitttelalter, Mainz 1998
  • Wieland, Michael: Beiträge zur Geschichte der Grafen, Grafschaft, Burg und Stadt Rieneck, in: Archiv des Historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg 20, H. 1/2 (1869), S. 61-368
  • Horster, Roland: Castell – Vom Landesherrn zum Unternehmer, in: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte 52 (1989), S. 565-591
  • Schöffel, Paul: Zur Frühgeschichte der Grafen von Castell, in Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 8 (1935) S. 445 ff.
  • Lubich, Gerhard: Der Besitz der frühen Staufer in Franken - ein Erbe auf "Umwegen"?, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 59 (2000) S. 403-412
  • Schultheiss, Werner: Das Königsprivileg für Lenkersheim von 1200, Nürnberg und die Städtepolitik der Staufer in Ostfranken, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 42 (1951) S. 30 ff.
  • Seibert, Hubertus: Adlige Herrschaft und königliche Gefolgschaft. Die Grafen von Schweinfurt im ottonischen Reich, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 65 (2002), S. 839 ff.
  • Albert, Peter Paul: Die Herkunft der Grafen von Wertheim, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 3 (1951), S. 94 ff.
  • Martin, Wolfgang: "Hohenlohische Kriege" im Breuberger Land. Schadenslisten für die Grafen von Wertheim aus der Zeit um 1437-1442, in: Wertheimer Jahrbuch 1999, S. 37-65