Einzugsgebiet der Universität Heidelberg zu Beginn des 17. Jahrhunderts


Quelle: Der Winterkönig, Landesausstellung 2003

Signatur: WINT-LA-2003-04

Entwurf: Haus der Bayerischen Geschichte / Peter Wolf und Stefan Lippold
Grafik: Würth & Winderoll

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Beschreibung:

Kurzinformation:
Zwar war die Universität Heidelberg als drittälteste Universität im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation nach Prag und Wien nur eine kleinere Universität, doch zog sie als ?deutsches Genf? auf Grund ihrer protestantischen Prägung Studenten und Gelehrte aus ganz Europa an.

Ausführliche Information:
Am 18.10.1386 wurde die Universität Heidelberg als dritte Universität im Heiligen Römischen Reich nach Prag und Wien eröffnet. Mit der Universitätsgründung etablierte sich Heidelberg nun auch endgültig als Zentralort der Kurpfalz. Unter Ottheinrich wurde die Universität in der Mitte des 16. Jahrhunderts grundsätzlich erneuert und von einer geistlichen Institution zu einer evangelisch geprägten säkularen Hochschule umgewandelt, was sich u.a. darin zeigte, dass nun auch Laien Universitätspfründe erwerben durften. Auch die finanzielle Lage der Universität verbesserte sich durch die Übertragung von Kirchengut erheblich, was viele Berufungen ermöglichte und neben dem Ruf der Bibliothek Palatina als Universitätsbibliothek erheblich zum Aufstieg der Universität Heidelberg beitrug. Zwar war sie mit durchschnittlich 150-170 - in den Jahren 1617-1619 allerdings sogar über 200 - Immatrikulationen pro Jahr nur eine mittelgroße Universität, die von den Universitäten Wittenberg (über 800 Immatrikulationen pro Jahr), Leipzig (über 700), Helmstedt, Frankfurt/ Oder, Ingolstadt, Jena (je über 400), Tübingen (ca. 370) und Rostock (ca. 270) übertroffen wurde. Gleichwohl wurde die Universität Heidelberg auf Grund ihrer ? mit Ausnahme der Zeit unter Kurfürst Ludwig VI. ? reformierten Ausrichtung als ?deutsches Genf? zu ?einer Art internationale[m] Mekka der antispanischen, antirömischen Intelligenz? (N. Hammerstein) bzw. ?neben Leiden zum Zentrum calvinistisch-reformierter Wissenschaft? (Wolgast 1986, 40) mit Studenten aus ganz Europa.
Auskunft über die überregionale und internationale Bedeutung der Universität geben die Matrikel. Diese verzeichnen u.a. für das hier näher aufgeschlüsselte Jahr 1614 insgesamt 179 Immatrikulierte. Die Mehrzahl von ihnen kam zwar aus den kurpfälzischen Gebieten, viele der Studenten stammten aber auch aus weiter entfernten protestantischen Gebieten Deutschlands und aus dem europäischen Ausland. Bei allein mehr als einem Dutzend Studenten ist im Verzeichnis ein ungarischer Ortsname oder die schlichte Bezeichnung ?(H)ungarus? vermerkt. Große Anziehung scheint Heidelberg auch auf junge Männer aus Friesland ausgeübt zu haben, und auch aus der reformierten Schweiz (Genf, Zürich), aus den Niederlanden (Amsterdam, Delft) und aus Nordeuropa (Dänemark, Norwegen) stammten einige der Studenten. Mit Wilhelmus Pechetus hat sich sogar ein ?Anglus? (Engländer) an der Universität Heidelberg immatrikuliert. Auch aus der Oberpfalz kamen Studenten nach Heidelberg: Das Jahr 1614 verzeichnet immerhin vier Amberger. Einer der Immatrikulierten stammte aus Neumarkt. Die Matrikel als Quelle haben aber auch ihre Grenzen: Viele der Ortsnamen können heute nicht mehr eindeutig übersetzt werden. So muss zum Beispiel offen bleiben, ob mit ?Bernas? Verona oder Bern gemeint ist. Gleichwohl bleibt festzuhalten, dass die Ausstrahlungskraft der Heidelberger Universität bemerkenswert war.

Text: Stephan Lippold / Marcus Golling

Literatur:

  • Wolgast, Eike: Die Universität Heidelberg 1386-1986, Berlin 1986
  • 600 Jahre Rupprecht-Karls-Universität Heidelberg 1386-1986. Geschichte - Forschung - Lehre, hg. vom Rektor der Universität Heidelberg, München 1986
  • Buselmeier, Karin / Harth, Dietrich / Jansen, Christian (Hg.): Auch eine Geschichte der Universität Heidelberg, Mannheim 1986