Jüdisches Leben
in Bayern

Zeilitzheim Synagoge

Nachdem der Herr von Wolfsthal 1672 ein Anwesen am Dorfbach gekauft hatte, richteten die Zeilitzheimer Juden in der zugehörigen Scheune ihre Synagoge ein. Ihr Schutzherr hatte den Kaufpreis von 90 Gulden ausgelegt, und die jüdische Gemeinde zahlte den Kredit in Jahresraten von zehn bzw. 15 Gulden in den folgenden Jahren zurück. Die eingeschossige, rund sieben Meter breite und rund elf Meter lange Synagoge orientierte sich mit ihrer rund einen Meter vorkragenden Thoranische nach Osten. Die Eingänge für Männer und Frauen lagen nördlich im Hof beim Schulhaus. Eine Stufe führte zu dem rund acht Meter langen Betsaal hinab. Darüber spannte sich ein Tonnengewölbe, bemalt mit goldenen Sternen auf blauem Untergrund. Die Frauensynagoge im Westen, durch eine vergitterte Schranke abgetrennt, war hingegen leicht erhöht.

Laut Theodor Harburger besaß die Synagoge einen Thoraschrein im Stile des Klassizismus, der sich am Vorbild eines Schranks orientierte und von Löwen, Gesetzestafeln und Krone geschmückt wurde. Da die quadratische Bima sehr nah an den Thoraschrein gerückt war, blieb nur ein schmaler Gang für die Stufen zum Thoraschrein und ein Podest frei. An die Seitenwände des Männerbetsaals waren die fest an die Gemeindemitglieder vergebenen Doppelsitze gerückt. Zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft gehörten noch 21 Personen der jüdischen Gemeinde an. Anfang 1938 leben 14 Jüdinnen und Juden in Zeilitzheim, so dass wegen des nicht gewährleisteten Minjan in der Synagoge keine regelmäßigen Gottesdienste mehr stattfinden konnten. Laut Überlieferung wurden der letzte Gottesdienst in der Zeilitzheimer Synagoge im November 1936 gehalten. Die Ritualien wurden nach der Räumung der Synagoge im Dezember 1937 nach München gebracht. Dort fielen sie wahrscheinlich dem Novemberpogrom 1938 zum Opfer und sind seitdem verschollen. Am 1. Februar 1938 erwarb ein Zeilitzheimer Fabrikarbeiter das Grundstück mit Synagoge, Schulhaus und Garten.  

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm die JRSO die Verwaltung der ehemaligen Synagoge. Als die Vermögenskontrolle am 23. August 1951 nach Zahlung von 500 DM aufgehoben worden war, ließ der Besitzer das Gebäude und die Mikwe 1948/49 abreißen. Das Tauchbecken wurde mit einer Platte abgedeckt und Erde aufgeschüttet. Heute befindet sich dort ein Garten (Am Steg 2). An die jüdische Gemeinde erinnern heute ein sogenannter "Judensteg" (Übergang am Bach, 1843/44 erstmals erwähnt), das Lehrerwohnhaus, die ehemalige "Judengasse", eine erhaltene Mesusa, verschiedene Religionsbücher und eine 1992 im Rathaus angebrachte Gedenktafel für die ehemaligen jüdischen Mitbürger des Dorfes.  


(Stefan W. Römmelt)

Literatur

  • Cornelia Berger-Dittscheid: Zeilitzheim mit Öttershausen. In: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken Teilband 2.2. Erarbeitet von Cornelia Berger-Dittscheid, Gerhard Gronauer, Hans-Christof Haas, Hans Schlumberger und Axel Töllner unter Mitarbeit von Hans-Jürgen Beck, Hans-Christoph Dittscheid, Johannes Sander und Elmar Schwinger, mit Beiträgen von Andreas Angerstorfer und Rotraud Ries. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1629-1650.