Jüdisches Leben
in Bayern

Zeil a. Main Synagoge

Das Vorhandensein einer Synagoge oder eines Betraums der jüdischen Gemeinde Zeil vor 1853 ergibt sich aus dem Neubauwunsch einer Synagoge zu diesem Zeitpunkt: Das Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs Bayern zeigte 1853 an, dass am 11. November 1853 die königliche Erlaubnis erteilt wurde, in allen jüdischen Gemeinden Bayerns zum Neubau einer Synagoge in Zeil eine Kollekte abzuhalten. Das inzwischen baufällige Gotteshaus stand wahrscheinlich auf den Fundamenten eines noch älteren Vorgängerbaus.

Es ist zu vermuten, dass die kleine Gemeinde, die zu dieser Zeit etwa 50 bis 60 Mitglieder zählte, Schwierigkeiten bei der Aufbringung der Kosten hatte. Das Projekt verzögerts sich offensichtlich, denn nach einer Notiz im Würzburger Stadt- und Landbote von 1856 lud der Kultusvorstand A. Silbermann am Montag, 22. Dezember 1856, 10 Uhr, alle interessierten Bauleute in das Rathaus ein, da die israelitische Kultusgemeinde ein neue Synagoge mit Schulhaus bauen möchte.

Wie das Schweinfurter Tagblatt ebenso wie der Kitzinger Anzeiger 1876, war es am Sonntag,16. Juli 1876, zu einem Brand neben der Synagoge gekommen. Dabei habe sich der Sohn des Religionslehrers Jacob Dorfzaum in großer Gefahr befunden und sei durch einen Freiwilligen gerettet worden. Bei Dorfzaum handelte es sich um den Lehrer, Vorbeter und Schächter der Gemeinde Zeil, der hier von etwa 1865 bis 1880 tätig war. Sein Nachfolger in diesen Funktionen war der Religionslehrer Moritz Hammelburger, der allerdings schon hauptamtlich in Haßfurt tätig war. Die dramatisch zurückgehende Mitgliederzahl in den 1910-Jahren führte zur Auflösung der Gemeinde und zur Profanierung des Synagogengebäudes. Zwei Torarollen kamen in die Synagoge Haßfurt und wurden beim Pogrom 1938 zerstört. Das Gebäude (Speiersgasse 18/Ecke Judengasse) ist unter der Bezeichnung "Wohnhaus, ehem. Synagoge und jüdische Schule, zweigeschossiger Walmdachbau in Ecklage, mit Kastenerker und Hausteingliederungen in Sandstein, wohl 19. Jh." im DenkmalAtlas verzeichnet.

Bilder

Adresse / Wegbeschreibung

Speiersgasse 18/Ecke Judengasse, 97475 Zeil am Main