1170 wird erstmals eine „scola Judeorum“, die sich im Bereich des heutigen Marktplatzes in Würzburg befand, erwähnt. Daneben gab es auch schon eine Talmudhochschule. Sie wurde von zahlreichen jüdischen Gelehrten frequentiert. 1230 kaufte die Kultusgemeinde dem Dietrichsspital Teile einer Hofstätte und Grundstücke ab, um den Platz zu bebauen. Vermutlich entstanden hier in der Folgezeit weitere Lehrhäuser und ein Hospiz für durchreisende Juden. 1289 ist unter den Vorstehern der Kultusgemeinde die Rede von „scolis nostris“, von mehreren Synagogen, was die Existenz von mindestens zwei Sakralgebäuden in Würzburg vermuten lässt. Auch eine „universitas“ wird erwähnt, womit wohl eine Jeschiwa gemeint war. Über diese Einrichtung zur Selbstverwaltung, die einen Rat, einen Bürgermeister und einen „magister ludeorum“ (Judenmeister) umfasste, verfügten damals nur die bedeutendsten Gemeinden. Während des Pogroms in der Pestzeit im Jahr 1349 wurde der Großteil der jüdischen Würzburger ermordet und die jüdische Kultusgemeinde Würzburgs ausgelöscht. Auf den Ruinen der mittelalterlichen Synagoge errichtete die christliche Bürgerschaft Mitte der 1350er-Jahre eine aus Holz gebaute Marienkapelle. Sie entwickelte sich in der Folgezeit zur Wallfahrtsstätte und wurde ab 1377 in Stein erneuert.
Nach der erneuten Ansiedlung von Israeliten ab den letzten Drittel des 14. Jahrhundert wird 1412 erstmals wieder eine Synagoge erwähnt. Aufgrund der weitgehend unsicheren Rechtslage und hohen Abgabenlast war ein geregelter Unterrichts- und Lehrbetrieb jedoch kaum durchzuführen. Als letzter bedeutender Talmudist ist 1469 der Rabbiner Moses ben Isaak haLevi Minz erwähnt. 1489 wird in einer Verkaufsurkunde erwähnt, dass sich die Synagoge („judenschule“) bei dem „hof zum leybrich“ befand, der den drei jüdischen Brüdern namens Meyer, Nathan und Götz gehörte. Er stand auf dem Grundstück der heutigen Dettelbacher Gasse 3 (ursprünglich im Besitz des Klosters Himmelspforten).
Ab 1817 wuchs die Würzburger Judenschaft wieder kontinuierlich an. Bevor man sich 1836 zur Gründung einer Kultusgemeinde entschloss, unterhielt jede jüdische Familie einen eigenen privaten Betraum und finanzierte sich einen Vorsänger. Für das Jahr 1827 sind sechs Privatsynagogen in der Stadt nachweisbar. Die Regierung genehmigte in diesem Rahmen aber nur „private Hausandachten“, wie sie auch Christen in ihren Wohnräumen erlaubt waren. Da die Kapazitäten dieser Privatsynagogen jedoch zunehmend überschritten wurden, drohte die Regierung mit der Schließung der privaten Beträume und forderte entweder einen gemeinschaftlichen Synagogenbau oder die Anmietung eines entsprechenden Raumes, sowie die Einstellung eines staatlich geprüften Rabbiners.
Ein erster offizieller Betsaal für Frauen und Männer wurde 1831 im Wohnhaus Nr. 200 (heute: Ursulinergasse 8) des Ökonoms Joseph Endres eingerichtet. 1832 kauften mehrere jüdische Familien den „Hof zum Großen Fresser“ (heute: Domerschulstraße 6) und überließen ihn 1833 der Judenschaft zum Bau einer neuen Synagoge. Nach mehreren überarbeiteten, bzw. verworfenen Bauentwürfen lieferte schließlich der favorisierte Architekt König Ludwigs I., Friedrich von Gärtner (1791‒1847), einen Plan „im ägyptischen Baustyle“, der zur Ausführung gelangte. Für den Innenraum wurde ein von Zimmermeister Anton Eckert erarbeitetes Konzept zugrunde gelegt. Die neue, am 10. September 1841 mit einem Festzug und großen Feierlichkeiten in der Würzburger Altstadt eröffnete Synagoge bot Platz für 110 Männer-Betstühle und je 47 Frauensitze auf zwei Emporen. Die Einweihungsrede hielt der frisch ernannte Rabbiner Seligmann Bär Bamberger. 1862/63 musste man bereits ein Vergrößerung des Platzangebots vornehmen. Auf der nun dreiseitig umlaufenden Empore wurden 80 zusätzliche Betstühle für Männer und 21 für Frauen eingebaut. Der 1863 gegründete Synagogen-Chor wurde auf einer weiteren Galerie an der Westwand gegenüber dem Toraschrein untergebracht.
1865 hat man das Vorderhaus der Synagoge an der Schulstraße, in dem der Gemeindediener wohnte, abgebrochen und zwei eingeschossige, den Durchgang zum Hof flankierende Neubauten errichtet. Neben der neuen Wohnung für den Gemeindediener hatte man nun Platz für ein Depot, in dem die Beerdigungsrequisiten und der Leichenwagen standen; ein Raum war für die Schächtungen und ein weiterer für die Toiletten bestimmt. 1889 wurde eine Innenrenovierung der Synagoge mit Einbau einer Heizungsanlage abgeschlossen. Da die Zahl der Gemeindemitglieder weiter schnell anstieg, erwies sich auch die 1863 vergrößerte Synagoge schon bald wieder als viel zu klein. Die Plätze an den Feiertagen wurden daraufhin jährlich ausgelost und die Gemeindeglieder, die keine Karte bekommen hatten, konnten nur noch die Gottesdienste im angemieteten "Schrannersaal" besuchen. Ab der Jahrhundertwende plante die Würzburger Kultusgemeinde daher den Bau einer neuen Hauptsynagoge.
1903 wurde ein Synagogen-Neubau-Verein gegründet, der Spendengelder sammelte. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die Inflationszeit verhinderten jedoch die Realisierung der Pläne. Danach reichten die finanziellen Mittel nicht mehr für einen Neubau. Die Gemeinde beschloss als Alternative einen größeren Umbau und eine Renovierung der bisherigen Hauptsynagoge in der Domerschulstraße. Durch den Umbau konnte man weitere 100 Betstühle für Männer unterbringen. Am 3. September 1926 erfolgte die Wiedereinweihung der Synagoge. Bis 1929 wurden noch Umbauten an der Frauenempore und der Heizungsanlage durchgeführt. Weitere geplante Baumaßnahmen konnten nicht mehr in die Tat umgesetzt werden.
Um 1930 existierten in Würzburg eine Reihe von jüdischen Beträumen und Synagogen. Neben der Hauptsynagoge in der Domerschulstraße verfügten die Israeliten ab 1924 über einen kleinen Betraum im Erdgeschoss des Gemeindehauses, in dem im Winter die Werktagsgottesdienste abgehalten wurden. Man richtete ihn in der früheren Mazzenbäckerei ein. Dieser Sakralraum bot Platz für 70 Männer und 20 Frauen. Daneben gab es eine Seminarsynagoge im Gebäude der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt (Bibrastraße 6), die bis 1927 völlig neu gestaltet wurde. Auch im Neubau der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt (Sandberger Straße 1), der nach dem Zusammenschluss mit der Höchberger Präparandenschule 1931 eröffnet wurde, wurde eine Synagoge eingerichtet. Im Haus der Familie Bamberger in der Bibrastraße 17 befand sich eine Privatsynagoge, die auch von anderen Gemeindemitgliedern besucht wurde. Außerdem existierte ein Betsaal im jüdischen Altersheim (Dürerstraße 20).
In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 verschaffte sich der aggressiver Mob der Würzburger Nationalsozialisten gewaltsam Zugang zum Synagogenhof. Die gewalttätige Menge plünderte das jüdische Gemeindehaus, die Hauptsynagoge, die Wochentags-Synagoge, die Mikwe und die Schulräume. Alle Gemeindeakten, Bücher und Wertsachen wurden abtransportiert. Anschließend hat man die gesamte Einrichtung zerschlagen und die Trümmer mitsamt den Ritualien und Torarollen im Hof verbrannt. Dr. Clemens Schenk, Kustos am Mainfränkischen Museum, inspizierte am Tag darauf die geschändete und verwüstete Synagoge. Er soll die Toravorhänge und Silbergegenstände für das Museum sichergestellt haben. Für die Mitglieder der jüdischen Gemeinde galt fortan ein Betretungsverbot für die Synagogen. Die beim Novemberpogrom 1938 verwüstete Hauptsynagoge wurde bei einem Bombenangriff am 16. März 1945 größtenteils zerstört und 1956 abgerissen. Auch die anderen Synagogen, die vor 1945 in Würzburg existierten, sind nicht mehr erhalten.
Der erste Betraum der neuen jüdischen Gemeinde, die sich nach 1945 in Würzburg wieder bildete, wurde in der sog. Mandelbaum-Villa (Rottendorfer Straße 26) eingerichtet. Danach existierte bis 1970 eine kleine, provisorisch eingerichtete Synagoge im ersten Stock des israelitischen Gemeindehauses in der Dürerstraße (heute: Valentin-Becker-Straße 11). Der 1964 von der Kultusgemeinde beschlossene Neubau einer zweigeschossigen Synagoge auf dem Gelände der Valentin-Becker-Straße erfolgte nach Plänen von Rudolf Schlick und Hermann Guttmann. Der avantgardistisch anmutende, würfelförmige Sakralbau mit markantem Kuppeldach wurde am 24. März 1970 eingeweiht. Heute ist er im Nordostflügel des 2006 eröffneten, jüdischen Gemeinde- und Kulturzentrums „Shalom Europa“ integriert. Auf dem ehemaligen Synagogenhof wurde zur Erinnerung an die Zerstörung der Würzburger Hauptsynagoge in der Pogromnacht 1938 ein großer Davidstern mit einer entsprechenden Inschrift in deutscher und hebräischer Sprache aufgestellt.
(Christine Riedl-Valder)
Bilder
Literatur
- Cornelia Berger-Dittscheid / Axel Töllner: Würzburg. In: Wolfgang Kraus, Gury Schneider-Ludorff, Hans-Christoph Dittscheid, Meier Schwarz (Hg.): Mehr als Steine... Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/1: Unterfranken, Teilband 1. Erarbeitet von Axel Töllner, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Hans Schlumberger unter Mitarbeit von Gerhard Gronauer, Jonas Leipziger und Liesa Weber, mit einem Beitrag von Roland Flade. Lindenberg im Allgäu 2015, S. 483-560.
- Jüdisches Museum München / Museum für Franken in Würzburg (Hg.): "Sieben Kisten mit jüdischem Material", Von Raub und Wiederentdeckung 1938 bis heute. Berlin/Leipzig 2018, S. 208 f., Nr. 47, S. 218, Nr. 52, S. 221, Nr. 55.
- Theodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, und dem Jüdischen Museum Franken – Fürth & Schnaittach, Bd. 3. Fürth 1998, S. 787-795.