Jüdisches Leben
in Bayern

Tüchersfeld Synagoge

Bis 1742 war eine Synagoge (beziehungsweise ein Betraum) im Bereich des "Judenhofes" des Unteren Schlosses eingerichtet. In diesem Jahr gab es um die "Stühle in der Schul" (gemeint: die Betstühle) einen Streit in der Gemeinde. Bei einem großen Brand im Jahr 1758 wurde auch dieser Betraum zerstört. Beim Neuaufbau des Areals entstand bis 1760 neben einer Reihe von Wohnungen auch eine neue Synagoge. Sie lag im ersten Stock, wobei der Zugang über eine Außentreppe erfolgte. Die Gemeinde beteiligte sich mit einer Geldsumme, damit eine gewölbte Decke eingebaut und die vier Fenster verglast werden konnten. Die Grundfläche des Männerbetraums betrug rund 30 qm. Abgegrenzt durch ein Gitter umfasste die Frauenabteilung etwa 11 qm.

Die Bausubstanz des Synagogengebäudes blieb im Wesentlichen bis heute erhalten: Treppenaufgang, Türen, Fenster, Spuren des Toraschreines und die Decke. Auch der Bereich des Frauenbetraumes ist - deutlich abgetrennt - erhalten. Die Sitzplätze der Männer sind durch aufgemalte Rückenlehnen an den Wänden angedeutet. Ein Oval mit zentraler Sonne schmückt die Stirnwand und weist in südöstlicher Richtung nach Jerusalem. Aufgrund der vorhandenen Grundmauern war beim Bau von 1760 keine Ausrichtung nach Osten möglich. Von Theodor Harburger sind Außenaufnahmen der Synagoge erhalten, die er während seiner Inventarisierungsreisen durch Bayern in den 1920er-Jahren anfertigt hatte.

Die ehemalige Synagoge wird seit den 1980er-Jahren als Teil des im "Judenhof" eingerichteten "Fränkische-Schweiz-Museums" verwendet. Die Gebäude hatte der "Zweckverband Fränkische Schweiz-Museum" im Jahr 1979 vollständig erworben und restauriert worden. Das Fränkische-Schweiz-Museums eröffnete am 24. Juli 1985.

Der Aron-ha-Kodesch und der Parochet wurden dem Fränkische-Schweiz-Museum von der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg als Leihgabe überlassen. Sie gehörten zur ersten Betstube in Nürnberg nach 1945, die sich in der Wielandstraße befand. Der purpurrote Toravorhang (Spende von Jochanan Manit Jakobowitz und seiner Frau Miriam für den Betsaal in Nürnberg 1956) zeigt in Goldstickerei zwei Löwen und Krone und die hebräische Stifterinschrift (Namen der Stifter mit Ort und Jahreszahl). Zur Raummitte hin hängt ein Kronleuchter, darunter steht zur musealen Veranschauung ein Lesepult mit geöffneter Torarolle. 


(Patrick Charell)

Adresse / Wegbeschreibung

Am Museum (Burghof), 91278 Pottenstein

Literatur

  • Rainer Hofmann / Ilse Sponsel: Fränkische-Schweiz-Museum. Führer durch die Synagoge. Tüchersfeld 1993.
  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 237f.
  • Klaus Guth: Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (1800–1942), ein historisch-topographisches Handbuch. Bamberg 1988 (Landjudentum in Oberfranken. Geschichte und Volkskultur 1), S. 318-324.
  • Theodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, und dem Jüdischen Museum Franken – Fürth & Schnaittach, Bd. 3. Fürth 1998, S. 738-740.