Über eine mittelalterliche Synagoge ist nichts bekannt; die Vermutung liegt nahe, dass die höheren Gottesdienste in der Pappenheimer Synagoge gefeiert wurden, während normale Andachten in Privathäusern stattfanden.
1730 erbaute die Gemeinde auf dem Grundstück Nr. 39 (heute Uhlengasse 5) eine eigene freistehende Synagoge. Nach Rabbiner Nathan Horwitz „ein so schönes Bethaus (aber nach damaligem Geschmacke), mit vorzüglicher Kunst und Mühe, mit prächtigen Malereien versehen, samt dem Wohnsitze des Vorsängers oder Gemeindehaus“. Im Hof vor der Synagoge wurde 1785 eine Mikwe errichtet. Um sie mit Quellwasser zu versorgen, legten die Juden die erste Wasserleitung Treuchtlingens an, deren Holzrohre von der „Judenquelle“ am Nagelberg oberhalb der Kästleinsmühle bis zum Gotteshaus reichten.
Anfang des 19. Jahrhunderts war die alte Synagoge zu klein geworden, eine Erweiterung erwies sich als bautechnisch wenig sinnvoll. Mit einem Budget von 3.400 bayerischen Gulden wurde in kürzester Zeit, von Mai 1819 bis zur Einweihung am 10. September ein neues Gotteshaus anstelle des Vorgängerbaus errichtet.
Bei der feierlichen Einweihung nahmen auch die Landwehr, 16 Pfarrer aus der Umgebung sowie zahlreiche christliche Vertreter aus Politik und Wirtschaft teil. Das Zentrum der jüdischen Gemeinde bestand aus einem in seiner Mehrgliedrigkeit originell gestalteten Gebäudekomplex: Der eigentlichen Synagoge, südlich anschließend das Gemeindehaus, das wohl noch aus dem 17. Jahrhundert stammte, mit der Wohnung des Vorsängers und Schulräumen; ferner ein nach 1829 errichteter kleiner Anbau mit der Mikwe, Abortanlagen und einem Schächtraum. Im Westen war der Fassade ein massiver, halbkreisförmiger Treppenturm vorgelegt. Der eigentliche Betsaal hatte eine flache Decke, der Zugang zur Frauenempore im Süden erfolgte über das Obergeschoß des Gemeindehauses. Die klassizistische Innenausstattung folgte in bescheidenerer Ausführung dem Vorbild der Pappenheimer Synagoge. Das Gotteshaus besaß noch in den 1920er Jahren kostbare Ritualien, zum Beispiel ein Toravorhang aus dem Jahr 1722, eine wertvolle Leinendecke mit Filetmotiven von 1624 und einen silbernen Tora-Aufsatz aus dem Jahr 1808.
Diese Synagoge wurde im Novemberpogrom 1938 über das Gemeindehaus gestürmt und von SA-Leuten in Brand gesetzt. Die Feuerwehr beschränkte sich auf den Schutz der umliegenden christlichen Häuser. Am 9. Dezember 1938 gingen das Synagogengrundstück und das Schulhaus (Uhlengasse 5 und 7) in den Besitz der Stadt über, die Ruinen wurden abgetragen. Alle Reparaturkosten an umstehenden Häusern musste die jüdische Gemeinde übernehmen. Das Synagogengrundstück wird heute als Lagerfläche einer Schreinerei genutzt.
Bilder
Literatur
- Harburger, Theodor: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, und dem Jüdischen Museum Franken – Fürth & Schnaittach., 3 Bde., Fürth 1998, Bd. 3, S. 726-737
- Hager, Angela / Haas, Hans-Christof / Berger-Dittscheid, Cornelia: Treuchtlingen, in: Wolfgang Kraus, Berndt Hamm, Meier Schwarz (Hrsg.): Mehr als Steine... Synagogen-Gedenkband Bayern, Band 2: Mittelfranken. Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Angela Hager unter Mitarbeit von Frank Purrmann und Axel Töllner mit einem Beitrag von Katrin Keßler, Lindenberg i. Allgäu 2010, S. 652-662
- Keller, Walter E. (Hrsg.): Jüdisches Leben in Treuchtlingen - Geschichte und Geschichten, Berlin / Treuchtlingen 2008.