Vermutlich existierte bereits Ende des 18. Jahrhunderts in Trappstadt ein jüdischer Betsaal. Nachdem um 1800 die Zahl der Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Trappstadt gewachsen war, entschloss sich die jüdische Kultusgemeinde, eine Synagoge zu errichten, und erwarb 1811 ein mit zwei Häusern bebautes Anwesen. Die Finanzierung des Neubaus belastete die finanzschwache Gemeinde, so dass diese am 18. Mai 1812 bei der in Römhild ansässigen Sächsisch-Meiningen'schen Regierung beantragte, die Steuern und Abgaben um die Hälfte zu senken.
Der Neubau entstand auf rechteckigem Grundriss eine rund zwölf Meter lange und rund acht Meter breite, zweistöckige, den Minimalanforderungen genügende Synagoge. Schmuckelemente fehlten weitgehend, da Tür und Hochrechteckfenster relativ schlicht gehalten waren. Annähernd regelmäßig gestaltet war nur die Südfassade mit drei Fensterachsen. Durch den an der westlichen Langseite gelegenen Eingang betrat man einen Flur, über den man das im Erdgeschoss gelegene Schulzimmer und über eine Treppe den im Obergeschoss gelegenen Betsaal erreichte. In der Mitte des rund sieben Meter auf sieben Meter messenden Betsaals, an den sich eine rund vier Meter auf rund vier Meter messende Frauenloge anschloss, stand der Almemor. Laut Theodor Harburger handelte es sich bei dem wohl aus dem Ende des 18. Jahrhunderts stammenden Thoraschrein um einen einfachen Schrank mit zwei Säulen, der auf einem Podest stand. Einnahmen erzielte die Gemeinde durch den unregelmäßigen Verkauf von Synagogenständen, die die jüdischen Familien meistens untereinander veräußerte, wobei der Käufer zusätzlich eine Kaufgebühr an die Gemeinde zu entrichten hatte.
Nachdem 1902 eine Inspektion des Distrikttechnikers Schunk den vernachlässigten Zustand der Synagoge konstatiert hatte, wurde das Gebäude in der zweiten Hälfte des Jahres renoviert. Da die Trappstädter jüdische Gemeinde in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zunehmend schrumpfte, fanden in der Synagoge nur noch selten Gottesdienste statt. Seit den 1920er Jahren stand die Synagoge, die über kein elektrisches Licht verfügte leer, und um 1930 konnte Theodor Harburger keinen Thoraschmuck mehr verzeichnen.
1936 wurde die Synagoge für 300 Reichsmark an eine Privatperson aus der Nachbarschaft verkauft und in ein Wohnhaus umgebaut. Während das Erdgeschoss größtenteils unverändert blieb, wurden die Frauen- und Männersynagoge im Obergeschoss durch den Einbau mehrerer Zwischenwände unterteilt. Während der Reichspogromnacht im November 1938 blieb das Gebäude vor Zerstörungen verschont.
1959 wurde die Synagoge erneut umgebaut, als die neuen Eigentümer das aus Fachwerk bestehende Obergeschoss abtrugen. Von der alten Synagoge blieben unter anderem nur die Mauern des Untergeschosses erhalten.
(Stefan W. Römmelt)
Adresse / Wegbeschreibung
Linsengasse 10, 97633 Trappstadt
Literatur
- Gerhard Gronauer / Johannes Sander: Trappstadt. In: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken Teilband 2.1. Erarbeitet von Cornelia Berger-Dittscheid, Gerhard Gronauer, Hans-Christof Haas, Hans Schlumberger und Axel Töllner unter Mitarbeit von Hans-Jürgen Beck, Hans-Christoph Dittscheid, Johannes Sander und Elmar Schwinger, mit Beiträgen von Andreas Angerstorfer und Rotraud Ries. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 857-874.