Im 17. und 18. Jahrhundert fungierten vermutlich einfach gestaltete Beträume in Privathäusern zur Abhaltung der jüdischen Gottesdienste. Um das Jahr 1800 hat man dann am Ortsrand (alte Haus Nr. 55, dann Haus Nr. 51, Flur-Nr. 38, heute Kirchenblick 1) ein frei stehendes, ab 1810 archivalisch nachweisbares Synagogengebäude erbaut. Bei dem heute noch vorhandenen, jedoch größtenteils veränderten Gebäude handelt es sich um einen zweigeschossigen, traufständigen Satteldachbau. In dem Haus befanden sich neben dem Betsaal noch Schulräume und eine Lehrer- bzw. Vorsängerwohnung. Bis 1884 war darin auch ein rituelles Reinigungsbad untergebracht, das jedoch nach der Vergrößerung des Schulraumes wohl andernorts eingerichtet wurde.
Bis 1840 verfügte die Gemeinde über keinen ausgebildeten Vorsänger. Das Königliche Landgericht verhängte daher eine Geldstrafe und ordnete die Schließung der Synagoge an. Schließlich übernahm der Lehrer Joseph Loeb dieses Amt. Die Ausstattung der Synagoge hat man 1871 und1906 nachweislich renoviert und unter dem Einfluss von Reformströmungen teilweise verändert.
Beim Novemberpogrom vom 9. auf den 10. November 1938 kamen SA-Leute aus Bamberg nach Trabelsdorf. Unterstützt von Dorfbewohnern, zertrümmerten sie die Inneneinrichtung der Synagoge, zerstörten die Kultgegenstände und Gebetbücher und warfen alles auf die Straße. Von dort holten sich die Dorfbewohner die Stücke, um sie als Brennmaterial zu verwenden. An die Synagoge selbst wurde kein Feuer gelegt, da man befürchtete, die umliegenden Häuser könnten in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Synagogengebäude wurde 1940 für den Spottpreis von 800 Reichsmark von der Kommune erworben.
Im Verfahren durch die Wiedergutmachungsbehörde III Ober- und Mittelfranken vom 31. August 1953 ergab sich: […] Die IRSO und der Freistaat Bayern sind sich darüber einig, daß […] das Eigentum an dem Grundstück Plan-Nr. 38 Steuergemeinde Trabelsdorf Bd. 5 Bl. 200 auf den Freistaat Bayern zu übertragen ist". Der Freistaat erteilte in einem Bieterverfahren dem Höchstbietendem den Zuschlag. Heute wird das Gebäude als privates Wohnhaus genutzt.
Persönlicher Dank geht an Christa Horn, Lisberg, für Ihre freundliche Unterstützung.
(Christine Riedl-Valder)
Bilder
Adresse / Wegbeschreibung
Kirchblick 1, 96170 Lisberg
Literatur
- Hans-Christof Haas: Trabelsdorf. In: Wolfgang Kraus, Berndt Hamm, Meier Schwarz (Hg.): Mehr als Steine... Synagogen-Gedenkband Bayern, Band 1: Oberfranken, Oberpfalz, Niederbayern, Oberbayern, Schwaben. Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager unter Mitarbeit von Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Frank Purrmann. Lindenberg im Allgäu 2007, S. 209-213.
- Theodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, und dem Jüdischen Museum Franken – Fürth & Schnaittach, Bd. 3. Fürth 1998, S. 725.
- StA Nürnberg, Wiedergutmachungsbehörde III,a, 3811.