In Reyersbach, einem Ortsteil von Bastheim im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld, wohnten seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts jüdische Familien. Da 1740 von fünf Familien berichtet wird, ist die Existenz einer Synagoge oder eines Betsaal zu dieser Zeit wahrscheinlich, bleibt aber mangels Belegen spekulativ. Im 19. Jahrhundert befand sich der Andachtsraum im sogenannten Judenhof (heute Wassertor 21), einem Gebäudekomplex mit mehreren Häusern und Wohnungen. Der Gebetsraum hatte die Katasterbezeichnung Haus Nr. 70 1/2 und befand sich im ersten Stock über der Wohnung Haus Nr. 70. Er war über eine Außentreppe zu erreichen.
Nur in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts konnte die kleine Gemeinde Reyersdorf einen Religionslehrer unterhalten, der auch Vorsänger und Schächter war. Der übliche Fall war aber eher, dass der Vorsängerdienst "von einem beliebigen Juden versehen" wurde, wie die Regierung von Unterfranken 1838 anmerkte.
Die Gemeinde wurde ab der Mitte des 19. Jahrhunderts immer kleiner, so dass die Synagoge nur noch am Sabbat genutzt wurde. Das Statistische Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes gibt 1905 an, dass Reyersbach ein Filialgemeinde von Bastheim sei. In Reyersbach würden noch zwölf Jüdinnen und Juden wohnen, davon seien drei Steuerzahler mit einem jährlichen Steueraufkommen für die Kultusgemeinde von 70 Reichsmark. In der Synagoge würde nur am Sabbat ein Gottesdienst abgehalten. 1909 wurde dann der Betraum nicht mehr genutzt und an den Metzgermeister Feibel Kahnlein verkauft. Ein Vorfahre von Kahnlein hatte schon 1817 eine Matrikelstelle in Reyersbach.
Nach 1909 dürfte auch der Aron-ha-Kodesch aus der Reyersbacher Synagoge in die Bastheimer Synagoge gekommen sein. Hier wurde er von Theodor Harburger 1931 bei dessen Besuch in Bastheim beschrieben. Er stamme aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, sei von einfacher Gestalt und habe an jeder Seite zwei Doppelsäulen. Die Synagoge in Reyersbach wurde mit dem gesamten Gebäudekomplex des Judenhofes 1930 an einen nicht jüdischen Besitzer verkauft und dann abgerissen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Torarollen bereits in Bastheim, während andere Ritualien noch in Reyersbach waren.
(Patrick Charell)
Literatur
- Gerhard Gronauer / Cornelia Berger-Dittscheid: Bastheim mit Reyersbach. In: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken Teilband 2.1. Erarbeitet von Cornelia Berger-Dittscheid, Gerhard Gronauer, Hans-Christof Haas, Hans Schlumberger und Axel Töllner unter Mitarbeit von Hans-Jürgen Beck, Hans-Christoph Dittscheid, Johannes Sander und Elmar Schwinger, mit Beiträgen von Andreas Angerstorfer und Rotraud Ries. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 671-683.
- Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikel von 1817. Würzburg 2008 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg 13), S. 217.
- Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 115.