Jüdisches Leben
in Bayern

Mistelfeld Synagoge

In Mistelfeld, heute ein Ortsteil von Lichtenfels, gab es seit dem 18. Jahrhundert eine jüdische Gemeinde. Für 1753 wird von der Einweihung einer Synagoge berichtet.

Eine Synagoge für die jüdische Gemeinde in Mistelfeld wird seit dem Ende des 17. Jahrhunderts vermutet. Diese war bis 1750 baufällig und für die Gemeinde inzwischen zu klein. 1751 gestattete der Langheimer Abt den Ankauf eines Stadels zum Bau einer neuen Synagoge, die 1753 auch eingeweiht werden konnte. Zwischen dem Kloster Langheim und dem Hochstift Bamberg als Landesherren entstand in der Folge ein Zuständigkeitsstreit über das Recht, den Synagogenbau zu bewilligen.

In der Matrikelaufstellung der 1820er Jahre ist auch der Vorsinger, Schächter und Religionslehrer Levi Liebmann (Lippmann), geboren 1771 und gestorben 1843, genannt. Zu dieser Zeit ist also neben einer Synagoge auch von einem Religionsunterricht in Mistelfeld auszugehen, Die Einkommensverhältnisse von Liebmann waren prekär. Bei seinem Tod soll der Nachlass nur 75 Gulden betragen haben.


1822 entstanden der Gemeinde aufgrund der Baufälligkeit des Gebäudes 600 Gulden Baukosten. Die rigide bayerische Religionspolitik hatte auch auf die Gemeinde Mistelfeld Auswirkungen. Sie wurde 1824 vom Landgericht Lichtenfels aufgefordert, einen staatlich geprüften Rabbiner anzustellen. Die Gemeinde sah sich dazu aus finanziellen Gründen nicht in der Lage. Deshalb erfolgte im Mai 1824 die Schließung der Synagoge. Erst durch die Zusage der Gemeinde, sich dem Rabbinatsbezirk Redwitz anzuschließen und nach einer erfolgreichen staatlichen Prüfung von Levi Liebmann mit der Bescheinigung ausreichender hebräischer Sprachkenntnisse erlaubten die Behörden wieder die Öffnung der Synagoge. 1828 musste Liebmann auf Druck der Behörde auf sein Amt als Schächter verzichten. Da sein Nachfolger, der Viehhändler Seckel Goldmann, als Vorsänger keine staatliche Prüfung vorweisen konnte, schloss das Landgericht Lichtenfels nach einer anonymen Anzeige die Synagoge.

In den topografischen Werken der 1840er Jahre wird noch die Synagoge genannt. Durch den rapiden Rückgang der Zahl der Gemeindemitglieder in den 1860er Jahren, 1875 zählte man keinen jüdischen Einwohner mehr, dürfte mit der Auflösung der Gemeinde auch das Synagogengebäude verkauft worden sein. Die Synagoge stand auf dem zum Haus Hans-Leo-Veth-Straße 27 gehörenden Grundstück.

Literatur

  • Gesellschaft für Familienforschung in Franken / Staatliche Archive Bayerns (Hg.): Staatsarchiv Bamberg - Die 'Judenmatrikel' 1824-1861 für Oberfranken (gff digital, Reihe A: Digitalisierte Quellen, 2 = Staatliche Archive Bayerns, Digitale Medien, 4), Nürnberg 2017
  • Guth, Klaus: Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (1800–1942), ein historisch-topographisches Handbuch, Bamberg 1988 (Landjudentum in Oberfranken. Geschichte und Volkskultur, 1)., S. 92-103
  • Dippold, Günter: "...auch wohnen viele Juden im Orte". Die Mistelfelder Juden. In: Günter Dippoldt (Hrsg.): 850 Jahre Mistelfeld - Festschrift der Mistelfelder Vereine, Lichtenfels 1992, S. 108-126