Laut der Ortschronik von Carl Carben (1929) vermeldeten Rabbi Mosch von Baiersdorf und Samson, "Jude zu Hohenfeld" am 15. Dezember 1602: „Zu Berolzheim hätten die Juden auch ein Schul, wäre aber [hinter dem Schloss?] Herr Marschall zu Pappenheim gelegen und hätten fürstlichen Durchlaucht zween Schutzverwandte allda“. Die erste Synagoge brannte jedoch 1650 nieder. Auch ein Nachfolgerbau wurde 1783 ein Raub der Flammen. Kurz nach dem Brand wurde bereits ein neues Gotteshaus errichtet – zumindest weisen zahlreiche im Memorbuch festgehaltene Sachspenden wie Stoffe für einen Toravorhang darauf hin. Diese Synagoge im Haus Nr. 15 stand an der schlaufenförmigen Gasse „In der Hölle“ am Marktplatz (heute Grundstück In der Hölle 4/7).
Die Synagoge war Teil einer unregelmäßig geformten, kleinen Liegenschaft in direkter Nachbarschaft zu zwei weiteren jüdischen Anwesen. Von seinen eher bescheidenen Abmessungen (9,50 x 15,5 m) und dem äußeren Erscheinungsbild her hob sich das Gotteshaus kaum von der übrigen Architektur ab. Ein mächtiges Satteldach überspannte zwei funktonal voneinander abgetrennte Gebäudeteile: Die westliche Hälfte war zweigeschossig, hier befand sich die Lehrerwohnung, die Mikwe und seit 1912 auch die Israelitische Elementarschule. Für diese wurde 1912 das Gebäude umgebaut und eine Abortanlage für die Schüler eingerichtet. Wahrscheinlich befand sich bereits in früheren Zeiten eine Lehrstube (Bet ha Midrasch) im Synagogengebäude, wobei ihr Standort nicht genauer bestimmt wurde. In der östlichen Seite lag der Betsaal, dessen sakrale Bedeutung einzig je zwei hohe Spitzbogenfenster mit Buntglas betonten. Diese sind aber wohl eine Ergänzung aus dem 19. Jahrhundert, genauso wie die Frauenempore und die restliche Ausstattung, die Theodor Harburger in den 1920ern vorfand. Hinter der östlichen Giebelseite befand sich eine Ausbuchtung für die Toranische.
Während des Pogroms am 9. November 1938 versuchten SA-Leute zunächst vergebens, die Tür der Synagoge einzurennen. Anschließend brachen sie die Buntglasfenster ein und stiegen von dort ins Gebäude, um dort mit Stroh und Holz Feuer zu legen. Die Markt Gemeinde "erwarb" die Ruinen des Anwesens Nr. 15 – Synagoge, Schulhaus und Hofraum – sowie das Nebengebäude Nr. 14 vom Verband Bayerischer Israelitischer Kultusgemeinden. Der lachhaft niedrige Kaufpreis von 500 Reichsmark war laut Vertrag bereits „durch Schuttabfuhr und sonstige Aufräumungsarbeiten [sic] seitens der Marktgemeinde“ beglichen.
(Patrick Charell)
Bilder
Literatur
- Angela Hager / Cornelia Berger-Dittscheid: Markt Berolzheim. In: Wolfgang Kraus, Berndt Hamm, Meier Schwarz (Hg.): Mehr als Steine... Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. 2: Mittelfranken. Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Angela Hager unter Mitarbeit von Frank Purrmann und Axel Töllner mit einem Beitrag von Katrin Keßler. Lindenberg im Allgäu 2010, S. 416-421.
- Theodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, und dem Jüdischen Museum Franken – Fürth & Schnaittach, Bd. 3. Fürth 1998, S. 380.