Bereits im 14. Jahrhundert stand im jüdischen Viertel von Landshut "unter den Juden" bzw. der Judengasse eine Synagoge, die zeitgleich als Schulhaus diente. Das rechteckige, massiv ausgeführte Gotteshaus war der Bedeutung der Landshuter Gemeinde entsprechend stattlich. Nach ihrer Vertreibung wurde die Synagoge zur Dreifaltigkeitskirche umgewidmet: "An deren Schuel oder Synagog hinnach der Herzog in Anno 1452. einen schönen Chor bauen / verglasen / und an St. Elisabethen Tag [19. November] in honorem SS. trinittais einweyhen lassen". So Michael Wening 1723 in seiner Beschreibung Landshuts. Der angebaute Chor erweitere die Grundfläche um fast die Hälfte. Beim Bau des Treppenhauses im Turm wurden auch zahlreiche Grabsteine des aufgelösten jüdischen Friedhofs am Hofberg verwendet.
Nach der Säkularisation musste die als "überflüssig" erachtete Kirche 1810 weichen, wurde aber fünf Jahre zuvor ausgiebig beschrieben: Damals waren der "Stein der Beschneidung und verschiedene Steine mit hebräischen Buchstaben" noch deutlich sichtbar. "Die Stiege auf dem Turm ist steinen, und in jeder Staffel hebräische Karaktere [sic], auch der Ort der Reinigung, und so anderes mehr ist da vorhanden; wie dann außer der Kirche der mit einer Mauer eingeschlossene Garten noch vorhanden, in welchem sie ihr Lauberfest [= Laubhüttenfest] hielten". Durch den Abriss der Kirche gingen auch diese steinernen Zeugnisse jüdischen Lebens endgültig verloren. Die Baulücke ist bis heute nicht geschlossen und zum Hang hin noch gut erkennbar. Auf dem Dreifaltigkeitsplatz steht seit März 2019 an der Straßenseite ein Findling mit einer bronzenen Gedenkplatte, die den Grundriss der zur Kirche umgebauten Synagoge zeigt und an die vertriebene jüdische Gemeinde erinnert.
Die zwischen 1809 und 1939 in Landshut lebenden jüdischen Familien gehörten der Kultusgemeinde in Straubing an und nutzten auch die dortige Synagoge. Angesichts der Entfernung ist es jedoch anzunehmen, dass sich gläubige Jüdinnen und Juden für private Andachten und religiöse Feste auch in einem ihrer Privathäuser versammelten. Hierüber fehlen jedoch Belege.
1946 richtete die US-Armee im requirierten historischen Anwesen Altstadt 72, direkt an der breiten Marktstraße und schräg gegenüber von St. Martin im Gasthof Silbernagel die Verwaltung des DP-Lagers Landshut ein. Das im Kern mittelalterliche, im 17. und 18. Jahrhundert umgebaute Haus enthielt zwischen 1947 und 1951 auch eine Synagoge bzw. einen Betraum. Wahrscheinlich befand er sich im ersten Obergeschoß, weil die Zimmer dort größer und heller sind. Weitere Informationen sind nach aktuellem Forschungsstand nicht bekannt.
(Patrick Charell)
Adresse / Wegbeschreibung
Altstadt 72, 84028 Landshut
Literatur
- Franz Sebastian Meidinger: Beschreibung der kurfürstlichen Haupt- und Universitätsstadt Landshut, Bd. 2. München 1805, S. 34-35.
- Michael Wening: Historico-Topographica Descriptio [...], Bd. 3: Das Rennt-Ambt Landshut. München 1723, S. 2.
- Josef Kirmeier: Juden im mittelalterlichen Landshut. In: Franz Nieghoff (Hg.): 1204 und die Folgen. Zu den Anfängen der Stadt Landshut. Beiträge zum öffentlichen Kolloqium in Landshut am 1./2. Dezember 1997. Landshut 2002 (= Schriften aus den Museen der Stadt Landshut 6), S. 103- 112.
- Georg Spitzlberger: Die jüdische Siedlung im mittelalterlichen Landshut. In: Haus der Bayerischen Geschichte / Manfred Treml / Josef Kirmaier / Evamaria Brockhoff (Hg.): Geschichte und Kultur der Juden in Bayern – Aufsätze. München 1988 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 17), S. 135-146.