Das Baujahr der rund sieben Meter langen und rund sechs Meter breiten Synagoge, die vor 1849 neben dem Schulhaus errichtet wurde, ist unbekannt. Zu Beginn der 1890er Jahre war die alte Synagoge baufällig, so dass sich die israelitische Kultusgemeinde zu einem schlichten Neubau entschloss, obwohl die Zahl der Gemeindeglieder aufgrund der Landflucht kontinuierlich zurückgegangen war. Die vor allem dank der Durchsetzungsfähigkeit des Kultusvorstehers Bernhard Wildberg errichtete neue Synagoge lag auf dem Grundstück der Religionsschule. Den Bauplan für die im Rundbogenstil errichtete, historistische Synagoge mit Satteldach hatte Anfang 1896 der Königshofener Architekt Valentin Trott erstellt.
Die von Theodor Harburger als "kapellenartiger Ziegelbau" beschriebene Synagoge zeichnet sich durch eine durchdachte Materialwahl aus, da der Sockel und die Fenster- und Türgewände aus Kalksteinquadern bestehen, von denen sich das Mauerwerk aus roten Ziegelsteinen markant abhebt. Der von einer flachen Holztonne abgeschlossene Betsaal bot in zwei Blöcken mit vier Bankreihen 32 Sitzplätze. Die Bima, die vermutlich teilweise aus der alten Synagoge stammte, stand unmittelbar vor dem Thoraschrein, der laut Harburger Rokokodekor aufwies und wohl ebenfalls zur Ausstattung des Vorgängerbaus gehörte. Nach kurzer Bauzeit wurde die Synagoge am 4. Dezember 1896 eingeweiht. Zu den Höhepunkten der Veranstaltung gehörten die Weiherede des Burgpreppacher Bezirksrabbiners Dr. Salomon Bamberger und die Gesänge der Lehrer Zucker und Ganzmann. An der Einweihung nahm auch der Bezirksamtmann teil. Laut einem zeitgenössischen Bericht nahmen die christlichen Dorfbewohner am Festakt lebhaften Anteil, so dass Zucker am nächsten Tag Gott für das Fehlen jeglicher antisemitischer Tendenzen gedankt habe.
Im Juli 1937 beschloss die nur noch aus wenigen religionsmündigen Männern bestehende Gemeinde den Verkauf der Synagoge. Das Gebäude erwarb 1938 der Landwirt, in dessen Besitz sich seit 1924 auch das ehemalige Schul- und Lehrerhaus befand. Der Betsaal diente schließlich als Lagerraum. Am 10. November 1938 wurde auch die Kleinbardorfer Synagoge während des Novemberpogroms von Königshofener Nationalsozialisten verwüstet, die die Einrichtung und die Thorarollen außerhalb des Dorfes verbrannten. Während der Kleinbardorfer NSDAP-Ortsgruppenleiter Karl Schreck eine Beteiligung an dem Pogrom ablehnte, feierte die örtliche Hitlerjugend die Schändung der Synagoge als Akt der Befreiung.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ging die ehemalige Synagoge, von der nur noch die Außenmauern und das Dach standen, in das Eigentum der JRSO über. Sie verkaufte die Ruine im Jahr 1952 an denselben Landwirt zurück, der sie bereits 1938 von den Machthabern übernommen hatte. Er richtete einen Lagerraum mit Werkstatt ein, und in dieser rudimentären Substanz ist das Gebäude bis heute erhalten.
(Stefan W. Römmelt)
Bilder
Adresse / Wegbeschreibung
Untere Hauptstraße 5, 97633 Sulzfeld
Literatur
- Gerhard Gronauer / Hans-Christof Haas: Kleinbardorf. In: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken Teilband 2.1. Erarbeitet von Cornelia Berger-Dittscheid, Gerhard Gronauer, Hans-Christof Haas, Hans Schlumberger und Axel Töllner unter Mitarbeit von Hans-Jürgen Beck, Hans-Christoph Dittscheid, Johannes Sander und Elmar Schwinger, mit Beiträgen von Andreas Angerstorfer und Rotraud Ries. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 714-739.