In Kairlindach gab es seit dem Ende des 17. Jahrhunderts ein kleine jüdische Gemeinde, die 1717 65 Personen umfasste. Über einen Betsaal oder eine Synagoge ist aus dieser Zeit nichts bekannt. 1766 erwarb die Gemeinde im Anwesen 24 (heute Kairlindacher Straße 33) im ersten Stock zwei Kammern, die als Schule und Synagoge genutzt wurden. Das Gemeindezentrum im zweigeschossigen, verputzten Fachwerkbau mit Walmdach, errichtet 1680, wird als "jüdisches Schulhaus 1766-1880" im Bayerischen Denkmal-Atlas aufgeführt.
Da die Gemeinde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark angewachsen war, wollte sie eine eigene Synagoge errichten und erwarb dafür 1832 einen Bauplatz von der christlichen Gemeinde (Kairlindacher Straße 33). Warum der Plan zunächst nicht zur Ausführung kam, ist nicht bekannt. Erst 1870 wurde auf dem Bauplatz ein Fachwerkbau mit Walmdach errichtet, der nach dem üblichen Muster armer fränkischer Landgemeinden die Synagoge, die Religionsschule und die Mikwe unter einem Dach vereinte. Als sich die Kairlindacher Gemeinde wegen des starken Mitgliederschwunds auflöste, ging die "Judenschule" in den Besitz der Kultusgemeinde in Adelsdorf über. Bereits 1880 wurde das Gebäude an einen Christen verkauft. Heute steht das ehemalige Gemeindezentrum leer und wurde trotz seines Status als staatlich geschütztes Denkmal nur zur Straßenseite hin entsprechend renoviert.
(Patrick Charell)
Bilder
Adresse / Wegbeschreibung
Kairlindacher Straße 33, 91085 Weisendorf
Literatur
- Klaus Guth: Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (1800–1942). Ein historisch-topographisches Handbuch. Bamberg 1988 (= Landjudentum in Oberfranken. Geschichte und Volkskultur 1), S. 219f.
- Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 173.