Die jüdische Gemeinde Heiligenstadt hat wahrscheinlich nie ein eigenes Synagogengebäude besessen. Bereits der erste Nachweis nach 1760 spricht von einer Synagoge, die sich im Haus des Salomon Joseph Schlamb (Schlamm) befinde. Nach einer lokalen Überlieferung wurde die Synagoge 1751 eingeweiht und befand sich im oberen Stock. Im Keller befand sich eine Mikwe.
Diese Synagoge war wahrscheinlich identisch mit der Betstube im Haus von Moyses Mayer von 1811. Der kleine Raum, den der staatliche Bericht als düster und stickig bezeichnete, fasste rund 30 Personen. Die Frauenabteilung lag in einem separaten Zimmer, der durch ein Gitter oder Gucklöcher mit dem Betraum verbunden war. Auch für die damals 22 Kinder war der Platz sehr beschränkt.
Diese sehr beengten räumlichen Verhältnisse und die angewachsene Gemeinde hätten eigentlich einen Neubau erforderlich gemacht, für den bereits Pläne und einen Bauplatz zwischen den Anwesen Hauptstraße 20 und 22 bereitstanden.
Das Vorhaben scheiterte am Widerstand der Aufsichtsbehörde und am Patrimonalgericht der Familie Stauffenberg, das einen unerwünschten Zuzug verarmter Juden in den Ort fürchtete. Die Behörden begründeten ihr Ablehnung allerdings mit dem Fehlen der erforderlichen 30 jüdischen Familien am Ort und der nicht vorhandenen Rabbinerstelle.
1892 wurde die Synagoge als ein "der Verödung anheimfallendes Gebäude" beschrieben. Verantwortlich dafür war nicht nur der baulich schlechte Zustand des Gebäudes. Vielmehr verhinderte der kontinuierliche Rückgang der jüdischen Gemeinde alle Modernisierungsversuche. Die Kultusgemeinde Aufseß, mit der Heiligenstadt fusionierte, verkaufte das profanierte Anwesen im Jahr 1903 an eine christliche Privatperson. Das Grundstück wurde mehrfach neu bebaut.
(Patrick Charell)
Bilder
Literatur
- Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 221f.
- Klaus Guth: Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (1800–1942). Ein historischtopographisches Handbuch. Bamberg 1988 (= Landjudentum in Oberfranken. Geschichte und Volkskultur 1), S. 190-192.