Am 7. Dezember 1737 erschien die Vorsteher der Forther Gemeinde, Jaocb Benedict und Schimmel Österreicher vor den Bünau‘schen Amtleuten in Büg und erklärten, dass sie „gesonnen wären, weilen die Judenschaft sich bishero vermehret, eine Kleine Schuhle Zur Verrichtung Ihrer Ceremonien zu erbauen“. Die Synagoge wurde in zweiter Reihe hinter dem heutigen Anwesen Hauptstraße 42 errichtet. Die L-förmige Frauenempore befand sich im Obergeschoss eines separaten Gebäudes, das nördlich an die Synagoge angefügt und nur durch das Vorderhaus zugänglich war. Der Betsaal der Männer war als stützenfreier, knapp 9 Meter langer Saalbau mit je zwei Fensterbögen errichtet und mit einem Spiegelgewölbe abgeschlossen. Über dem Toraschrein zeigte ein Fenster als Gitter den Magen David. Das ganze Konzept erinnert an die fast gleichzeitig im Jahr 1783 erweiterte Synagoge im Rabbinatssitz Schnaittach.
In Forth gab es in den 1820er Jahren zwei Mikwen, die sich in Privatkellern aus dem Grundwasser speisten. Das Ritualbad im Haus des Joseph Froschmann führte nur noch selten genügend Wasser und blieb daher ungenutzt. Die verbliebene Mikwe im Haus des Marx Weidner wurde 1828 vom Bezirksarzt überprüft und wie fast überall sonst auch für unhygienisch erklärt. Wohl weil der Hausherr fürchtete, die Umbaukosten alleine tragen zu müssen, untersagte er die weitere Nutzung seines Kellers und die Gemeinde war zum Bau eines modernen Warmwasserbads gezwungen. Die Realisierung ließ jedoch lange auf sich warten, allem Anschein nach stand erst nach der Errichtung des Schulgebäudes in den 1860er Jahren eine moderne Mikwe zur Verfügung. 2009 stieß die Interessensgruppe „Jüdische Geschichte in Forth“ bei einer Grabung im ehemaligen Wohnhaus der jüdischen Familie Schnaittacher auf einen Hohlraum, der möglicherweise auf ein zusätzliches Ritualbad hindeutet, das jedoch nicht datiert werden kann. Am 5. Januar 1867 schaffte die Kultusgemeinde das traditionelle „Schulklopfen“ ab und ließ dafür eine Uhr mit Schlagwerk in die Synagoge einbauen. 1881 erfolgte eine Reparatur der Tragkonstruktion in der Frauenabteilung.
Ein staatlicher Zuschuss aus dem Fonds für „leistungsschwache israelitische Kultusgemeinden“ ermöglichte im Jahr 1912 weitere dringende Baumaßnahmen: Das Dach der Toranische und eine Wand der Synagoge wurden ausgebessert, das Schulgebäude erhielt zudem einen neuen Anstrich und eine moderne Toilette. Gegen die angemahnte Reparatur der Mikwe wehrte sich jedoch die Gemeinde, da sie bereits seit Jahren nicht mehr benutzt wurde. Während des Novemberpogroms 1938 rissen SA-Leute das Dach der Synagoge ein und ließen den Schutt liegen. Im Dezember wurde das Gebäude abgerissen, Steine und Gebälk verkauft. Heute ist das Gelände ein Garten des Nachbargrundstücks.
(Patrick Charell)
Literatur
- Barbara Eberhardt / Hans-Christof Haas: Forth. In: Wolfgang Kraus, Berndt Hamm, Meier Schwarz (Hg.): Mehr als Steine... Synagogen-Gedenkband Bayern, Band 2: Mittelfranken. Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Angela Hager unter Mitarbeit von Frank Purrmann und Axel Töllner mit einem Beitrag von Katrin Keßler, Lindenberg i. Allgäu 2010, S. 249-265.