Die ersten Nachrichten über ein jüdisches Gotteshaus in Forchheim stammen aus den Jahren 1326/28; eine Stadtrechnung erwähnt 1407 die „synagoga judaeorum“. Eine „Schul“ und „Judenschuel“ ist in den Jahren 1400 und 1484/85 bezeugt. Ob beide Einrichtungen in demselben Gebäude oder separat untergebracht waren, ist nicht bekannt.
Laut Aufzeichnungen Adolf Ecksteins wurde um 1645 in Forchheim eine Synagoge errichtet. Sie befand sich vermutlich schon auf dem Grundstück in der Wiesentstraße 15 (damals Haus Nr. 409), wo 1806 auch ihr Nachfolgebau entstand. Sie muss jedoch bereits Anfang des 18. Jh. in sehr schlechtem Zustand gewesen sein, denn 1714 forderten die Gemeindevertreter einen Neubau, der sich aber nicht verwirklichen ließ. Stattdessen stellte Wolf Rothschild, ein Sohn des damaligen Landesrabbiner, für unbegrenzte Zeit sein Haus zur Verfügung, in das einen Betsaal eingerichtet wurde. 1771 führte man an der alten Synagoge Baumaßnahmen durch. In der Folgezeit war hier die jüdische Schule untergebracht. 1806 musste sie auf Anordnung des Landgerichts wegen Baufälligkeit umgehend abgerissen werden. Daraufhin hat man auf dem Grundstück Wiesentstaße 15 nach Plänen des Forchheimer Maurermeisters Georg Rotschka ein neue Synagoge mit Unterrichtsraum, Gemeindestube, Küche und Lehrerwohnung erbaut. Als Material wurden Sandsteinquader der alten Stadtmauer verwendet. Der Betsaal bot Platz für jeweils 30 Männer und Frauen. Eine Mikwe befand sich in einem Keller des Synagogengartens. Im Zuge einer grundlegenden Renovierung dieses Gotteshauses 1861/62 wurde die Frauenempore neu gestaltet. 1876 hat man die Synagoge um ein Stockwerk erhöht, um darin die neue Wohnung für den seit 1860 in Forchheim tätigen Religionslehrer, Schächter und Vorsänger Michael Kleemann unterzubringen.
In der sogenannten "Reichspogromnacht" (9./10.11.1938) wurde die Forchheimer Synagoge von einer großen Menschenmenge im Innern völlig verwüstet. Man versuchte dann erfolglos, einen Brand zu legen. Schon in der Nacht hatte die lokale NSDAP-Parteiführung auch die Sprengung des Gotteshauses beschlossen. Da der Stadtbaumeister jedoch aus technischen Gründen Einspruch erhob, verzögerte sich dieser Gewaltakt bis zum Nachmittag des 10. November. Viele Forchheimer wurden zu Augenzeugen, wie das Gebäude bei mehreren Sprengungen einstürzte. Auch Fotos wurden davon angefertigt. Anschließend mussten die jüdischen Mitbürger den Bauschutt mit bloßen Händen auf Schubkarren laden. Das Grundstück fiel in die Hände der Kommune Forchheim.
Der Garten der einstigen Synagoge wurde ab 1941 an die Besitzerin der Puffmühle verpachtet, welche die Mikwe als Waschhaus nutzte. Nach dem Krieg kam das Gelände 1950 in den Besitz der JRSO, der es wieder an die Kommune verkaufte. 1989 wurde die frühere Mikwe freigelegt, dokumentiert und anschließend wieder zugeschüttet. Auf dem früheren Synagogengrundstück befindet sich heute ein Parkplatz.
(Christine Riedl-Valder)
Bilder
Literatur
- Angela Hager / Hans-Christof Haas: Forchheim. In: Wolfgang Kraus, Berndt Hamm, Meier Schwarz (Hg.): Mehr als Steine... Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. 1: Oberfranken, Oberpfalz, Niederbayern, Oberbayern, Schwaben. Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager unter Mitarbeit von Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Frank Purrmann. Lindenberg im Allgäu 2007, S. 144-151.