Jüdisches Leben
in Bayern

Deggendorf Synagoge

Über eine mittelalterliche Synagoge in Deggendorf ist nichts bekannt. Als die Gemeinde 1338 in einem grausamen Pogrom vernichtet wurde, erwähnen zeitgenössische und spätere Berichte zwar die Brandschatzung der jüdischen Häuser, schweigen sich jedoch über ein Gotteshaus aus. Auch die Erzählung, dass die Heilig-Grabkirche St. Peter und Paul angeblich auf einer Synagoge errichtet wurde – was in anderen Städten nach Pogromen und Vertreibungen durchaus vorkam, etwa in Regensburg, Nürnberg oder Landshut – lässt sich für Deggendorf durch nichts belegen. Weil die Gemeinschaft zahlenmäßig klein gewesen sein muss, ist es ohnehin fraglich ob je ein Minjan zustande kam. Wahrscheinlich versammelten sich die Deggendorfer Jüdinnen und Juden in einer Betstube, die üblicherweise im Obergeschoss eines Privathauses eingerichtet war. Dies gilt auch für die späteren Schutzjuden, die 1450 mit der allgemeinen Vertreibung aus dem Teilherzogtum Bayern-Landshut die Stadt wieder verlassen mussten.

Die ab 1843 nachweisbaren, vereinzelten jüdischen Einwohner von Deggendorf gehörten bis in die NS-Zeit der IKG Straubing an und benutzten deren Synagoge. Sollte sich zusätzlich noch in Deggendorf ein privater Andachtsraum befunden haben, so wird er in den Quellen nicht erwähnt.

Im 1945 eingerichteten DP-Lager auf dem Gelände der Alten Kaserne von Deggendorf standen den Insassen bis 1949 ein Betzimmer, ein Ritualbad und eine Religionsschule zur Verfügung. Erhaltene Fotografien zeigten die feierliche Übertragung einer Torarolle in den Betraum und eine jüdische Hochzeitsfeier, außerdem lebte ein Rabbiner in der DP-Gemeinde. Ob der Andachtsraum jedoch wirklich über alle notwendigen Einrichtungen einer Synagoge verfügte, ist derzeit noch offen, weil nach aktuellem Forschungsstand keine Informationen über die Ausstattung der Räumlichkeiten bekannt sind. Auch der Standort innerhalb des Kasernengebäudes ist unklar, infrage kommen mehrere große, nach Osten liegende Räume an den Enden der Flurtrakte.

Bilder

Literatur

  • Manfred Eder: Vom Judenmord zur Hostienwallfahrt. Die schriftlichen und gegenständlichen Quellen der "Deggendorfer Gnad" und die Ablässe der Grabkirche. Deggendorf 2022 (= Kataloge der Museen der Stadt Deggendorf 41 / Deggendorf - Archäologie und Stadtgeschichte 21).
  • Birgitta Petschek-Sommer: Die Deggendorfer Gnad: Tatsachen und Legende. Begleitheft zur Dauerausstellung im Stadtmuseum Deggendorf. Deggendorf 2014 (= Kataloge der Museen der Stadt Deggendorf 32 / Deggendorf - Archäologie und Stadtgeschichte 17).
  • Roman Smolorz: Displaced Persons und einige "ex-enemy-nationals" aus Mittelost- und Osteuropa am Beispiel der Stadt und des Landkreises Deggendorf 1945-1949. In: Deggendorfer Geschichtsblätter 27 (2005), S. 283-316.
  • Birgitta Petschek-Sommer: Jüdische "Displaced Persons" in Deggendorf 1945-1949. In: Deggendorfer Geschichtsblätter 20 (1999), S. 283-316.
  • Manfred Eder: Die „Deggendorfer Gnad“. Entstehung und Entwicklung einer Hostienwallfahrt im Kontext von Theologie und Geschichte. Passau 1992.