Jüdisches Leben
in Bayern

Autenhausen Synagoge

In Autenhausen stand wahrscheinlich schon im 18. Jahrhundert eine erste Synagoge. Ein Reliefstein mit der Jahreszahl "1734" oder "1774" in der Coburger Nikolauskapelle deutet darauf hin. Der am oberen Rand beschädigte Stein ist wahrscheinlich mit dem Umzug des letzten jüdischen Einwohners um 1924 nach Coburg gekommen und wurde in die zwischen 1873 und 1933 als Synagoge genutzte Nikolauskapelle eingelassen. Auf dem Stein halten zwei Löwen einen Lorbeerkranz mit der hebräischen Inschrift "Öffnet mir die Tore der Gerechtigkeit [...]". Nachdem es für 1756 einen Hinweis auf einen Synagogenbau gibt, könnte der Stein aus diesem Bauwerk stammen. Es ist die einzige Spur des barocken Gotteshauses, über das ansonsten auch nichts weiteres bekannt ist.

Das neue Synagogengebäude (heute Judenberg 2) datiert aus dem Jahr 1840. Zu dieser Zeit erhielt die Gemeinde die behördliche Erlaubnis für eine Kollekte in den Regierungsbezirken Oberfranken, Unterfranken und Aschaffenburg "zur Aufbringung der Kosten für die bauliche Vollendung und inneren Einrichtung der Synagoge". Sie erbrachte die Summe von 69 Gulden.

Die Bedeutung des religiösen Lebens in Autenhausen spiegelt sich in einem Artikel der Zeitschrift "Der Israelit" von 1901 wieder: Das kleine oberfränkische Städtchen sei "bekannt als eine Stätte wahrhafter Religiosität und Stammort von vielen ausgezeichneten, gelehrten und frommen Männern". So stammten die Rabbiner Israel Schüler (um 1812 - 1882 Frankfurt a. M.) und Jakob Ehrenreich (um 1834 - 1886 Höchberg) aus Autenhausen.

Nach dem Erlöschen der jüdischen Gemeinde und dem erzwungenen Wegzug der letzten Familien verkaufte der "Verband bayerischer israelitischer Gemeinden" 1928 das Synagogengebäude an private Käufer, die das Gebäude abrissen und durch einen Neubau ersetzten.

Literatur

  • Angela Hager / Cornelia Berger-Dittscheid: Coburg. In: Wolfgang Kraus, Berndt Hamm, Meier Schwarz (Hg.): Mehr als Steine... Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. 1: Oberfranken, Oberpfalz, Niederbayern, Oberbayern, Schwaben. Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager unter Mitarbeit von Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Frank Purrmann. Lindenberg im Allgäu 2007, S. 119 u. 125.
  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 205f.
  • Klaus Guth: Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (1800–1942). Ein historisch-topographisches Handbuch, Bamberg 1988 (= Landjudentum in Oberfranken. Geschichte und Volkskultur 1), S. 105.