Jüdisches Leben
in Bayern

1925: Hitlers antisemitische Weltanschauung

Adolf Hitler: Mein Kampf, Bd. 1: Eine Abrechnung, Kap. 2: Wiener Lehr- und Leidensjahre. Erstausgabe München 1925. Urtext zitiert nach: Hitler, Mein Kampf. Eine kritische Edition. Hg. von Christian Hartmann, Thomas Vordermayer, Othmar Plöckinger u. Roman Töppel i.A. des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin. München / Berlin 2016, S. 57-60, 247-249 u. 319.


Vorbemerkung

Hitler war nach seinem gescheiterten Münchner Putschversuch (Hitler-Luddendorf-Putsch, Hitlerputsch oder auch Bierhallenputsch) ab dem 11. November 1923 bis zum 20. Dezember 1924 in Landsberg am Lech inhaftiert. Obwohl er als Hochverräter verurteilt wurde, bekam er nur die gesetzlich vorgeschriebene Mindeststrafe von fünf Jahren mit Aussicht auf Bewährung nach sechs Monaten. Angesichts einer Vorstrafe wegen schwerer Körperverletzung war ein so mildes Urteil nicht zulässig. Darüber hinaus hätte Hitler in seine Heimat Österreich ausgewiesen werden müssen. Auch sonst blieb der Prozess fragwürdig. Die "Deutsche Juristen-Zeitung" stellte im April 1924 fest: "Der Schaden, den Deutschlands Ansehen erlitten [hat], läßt sich nicht mehr gut machen".

Maßgeblich war dafür Oberlandesgerichtsrat Georg Neithardt als zuständiger Richter verantwortlich. Er zeigte ganz offen seine Sympathie für nationalistisch-antidemokratische Kreise. Bereits im Januar 1920 hatte er Anton Graf Arco-Valley, den Mörder von Ministerpräsident Kurt Eisner, zu einer sog. Festungshaft begnadigt. Diese privilegierte Form des staatlichen Freiheitsentzugs fand traditionell Anwendung, wenn eine "ehrenvolle Absicht" festgestellt wurde. Auch Gefängnisdirektor Otto Leybold erachtete die Putschisten um Hitler als "nationalhochgesinnte Männer" und ließ ihnen daher einen sehr moderaten Strafvollzug zukommen. Bereits neun Monate später wurde Adolf Hitler vorzeitig aus der Haftanstalt entlassen. Die Weihnachtsfeiertage verbrachte er in der Villa seines Förderers Ernst Hanfstaengl im vornehmen Münchner Stadtteil Bogenhausen.

In Landsberg begann Hitler mit der hetzerischen Propagandaschrift "Mein Kampf". Das Werk bestand ursprünglich aus zwei separat erschienen Bänden, die in späteren Ausgaben zusammengefasst wurden. Der erste Teil mit dem Untertitel "Eine Abrechnung" wurde am 18. Juli 1925 im Verlag "Franz Eher Nachfolger" veröffentlicht. Hitler beschreibt darin seinen Werdegang und den Aufbau der NSDAP. Im zweiten Teil ergänzt er seine programmatischen Aussagen ("Die nationalsozialistische Bewegung", 1926). Ein drittes Buch kam nie über die Planungsphase hinaus.

Hitler wollte dem kommunistischen Marxismus-Leninismus eine geschlossene Weltanschauung gegenüberstellen. Im Ausland wurde sein Werk schon früh als "Bibel der Nazis" bezeichnet. Jedoch ist "Mein Kampf" keine sachliche Analyse und erst recht kein politisches Lehrwerk. Vielmehr handelt es sich um eine oberflächliche Zusammenfassung der Schriften anderer zeitgenössischer Antisemiten wie Roman Töppel oder Alfred Rosenberg. Diese krude Mischung ist angereichert mit Hasstiraden, zahllosen Abschweifungen und Anekdoten, die nur scheinbar biografisch waren: Weil Hitler sich auch als Führerfigur stilisieren wollte, verfälschte er die Angaben zu seinem recht bescheidenen Lebenslauf oder log gleich ganz.

In den 1920er Jahren nutzte der Verlag seine Einnahmen aus den Buchverkäufen, um die finanziellen Verluste der Propagandazeitung "Völkischer Beobachter" zu kompensieren. Im Gegensatz zu der später gerne angebrachten Schutzbehauptung, dass "niemand 'Mein Kampf' wirklich gelesen habe", war das Buch bereits vor der NS-Machtübernahme 1933 finanziell gesehen ein Erfolg. Hitler erhielt Tantiemen für jede verkaufte Ausgabe und setzte später durch, dass diese Einnahmen nicht versteuert wurden.

Ab 1936 bekamen deutsche Brautpaare von vielen Standesämtern anstelle der Bibel eine Ausgabe von "Mein Kampf" zur Hochzeit geschenkt. Für diesen Anlass bestellten größere Kommunen, allen voran natürlich München als "Hauptstadt der Bewegung", aufwendig gebundene Sonderausgaben mit eingeprägtem Stadtwappen und Vorsatzblatt. Außerdem wurde das Lehrpersonal dazu ermutigt, Hitlers Werk aktiv im Unterricht zu verwenden und Exemplare für die Schulbibliothek zu bestellen.

In "Mein Kampf" offenbarte Adolf Hitler seinen wahnhaften Judenhass. Kaum ein Wort verwendete er häufiger als "Jude". Es ist daher bemerkenswert, dass er in seiner Kindheit laut eigener Aussage gar nicht mit Antisemitismus in Berührung gekommen sei und noch als junger Mann mit dem Gedanken nichts habe anfangen können. Vielmehr sei dieser Hass ein Ausdruck seiner zunehmenden Lebenserfahrung und geistigen Reife, er musste ihn also erst "erlernen".

Hitler hatte den Antisemitismus nicht erfunden. Er entstand bereits im frühen 19. Jahrhundert, als die Napoleonischen Kriege große soziale und wirtschaftliche Verwerfungen auslösten. Öffentlich agierende Judenfeinde wie beispielsweise Wilhelm Marr und Otto Glagau waren die ersten, die sich selbst als "Anti-Semiten" bezeichneten. Dieser Begriff leitete sich aus dem Buch Genesis im Alten Testament ab, wonach alle Völker des Nahen Ostens die Nachkommen von Noahs ältestem Sohn Sem waren, mithin also "Semiten" (Gen 10,21-41). Antisemiten beanspruchten für sich eine vermeintlich wissenschaftliche Grundhaltung: Das Judentum sei nicht nur eine Religion, sondern eine außereuropäische "Menschenrasse" mit unveränderbaren Merkmalen und Charaktereigenschaften. Dieser Rassismus stellte eine paranoide Verarbeitung jener tiefen gesellschaftlichen Krisen dar, die mit dem Aufkommen des Nationalgedankens und der Durchsetzung des industriellen Kapitalismus entstanden.

Weil die Juden seit vielen Jahrhunderten ohne ein eigenes Land verstreut lebten, galten sie den Antisemiten als "Weltbürger" im negativen Sinne. Man unterstellte ihnen, dass sie keine richtige Heimat kannten und Loyalität nur untereinander hielten. Vollständig erfundene Propagandawerke wie "Die Protokolle der Weisen von Zion" (wohl 1898) schürten die Angst vor einem subversiven "Weltjudentum", das nach der absoluten Macht strebte. Dieses Ziel würde es insgeheim auf mehreren Wegen verfolgen: Durch die Beherrschung des internationalen Kapitalmarktes (Kapitalismus), die Erschütterung traditioneller Säulen der Gesellschaft durch Revolutionen und neue Ideologien, mit der Zersetzung der Gesellschaft durch Amoral und Hedonismus, und zuletzt durch die Auslöschung des Individuums in politischen Kollektiven (Marxismus, Kommunismus). Dadurch entstand der völlig paradoxe Vorwurf, dass "die Juden" gleichzeitig "den Kapitalismus" und "den Kommunismus" sowie alle möglichen Geheimgesellschaften wie etwa die Freimaurer beherrschten. Um 1900 war Wien eine Hochburg jenes "völkischen" Antisemitismus, und nach dem Krieg fiel diese Anschauung zunehmend auch in München auf fruchtbaren Boden. Adolf Hitler übernahm sie Wort für Wort in "Mein Kampf".

Aber auch in der politischen Linken prägte bereits Karl Marx (1818-1883) einen Antisemitismus, der vorgeblich kapitalismuskritisch und anti-kolonialistisch war, jedoch die Geldwirtschaft mit dem Judentum de facto gleichsetzte. Adolf Hitler äußerte ebenfalls eine grundsätzliche Kapitalismuskritik, beklagte das Erstarken des Aktienhandels und den gesellschaftlichen Einfluss der Wirtschaft. Diese rückwärtsgewandte, sozusagen naiv-romantische Geisteshaltung offenbart ein tiefes Misstrauen gegenüber volkswirtschaftlichen Zusammenhängen, die er aufgrund seiner mangelhaften Bildung gar nicht verstehen konnte.

Für Hitler waren Juden in doppelter Hinsicht "schmutzig": Einerseits meinte er dies wörtlich und bezog sich dabei vor allem auf die osteuropäischen Emigranten seiner Wiener Jahre. Das fremde Völker keine Hygiene kannten, war damals ein gängiges kulturchauvinistisches Narrativ. Doch nicht nur körperlich seien Juden schmutzig, sondern auch seelisch. Mit einer "verpesteten großstädtischen Kultur" würden sie die Deutschen "infizieren". Ihre vermeintliche moralische Verkommenheit äußere sich unter anderem in einem skrupellosen Materialismus (im Gegensatz zum selbstlosen Heroismus des "Ariers"), aber auch in "entarteten" Formen der Kunst sowie einer sexuellen Liederlichkeit. Daher seien sie für die Ausbreitung der Syphilis verantwortlich – Hitler widmete dieser Geschlechtskrankheit in "Mein Kampf" viel Aufmerksamkeit. Die Gleichsetzung des Judentums mit Krankheiten und Seuchen war ebenfalls nicht Hitlers eigene Idee, unter anderem hatte schon Otto Kernholt ("Vom Ghetto zur Macht", 1921) diese Metapher gebraucht.

Zusammengefasst stellte das Judentum in Hitlers Augen einen feindseligen, sowohl biologisch wie auch moralisch zersetzenden Fremdkörper dar, den man aus dem "Volkskörper" der Nation zuerst isolieren und dann entfernen müsse. Seine menschenverachtenden Gedanken waren nach der NS-Machtübernahme das Fundament der Nürnberger Rassengesetze von 1935. Der Wahnsinn der Nationalsozialisten führte zur Diskriminierung und Ausgrenzung aller Jüdinnen und Juden in Deutschland sowie den später besetzten Ländern, und mündete im bis heute unvorstellbaren Grauen der Shoah, dem größten Kulturbruch der Menschheitsgeschichte.

Nach dem Sturz der NS-Diktatur kam "Mein Kampf" in den Giftschrank: Die US-Militärverwaltung übertrug die Rechte dem neu gegründeten Freistaat Bayern, der eine Neuauflage in Deutschland (im Gegensatz zu vielen anderen Ländern) untersagte. Eine Wochenschau von 1945 zeigt, wie ein amerikanischer Soldat den Bleisatz von "Mein Kampf" in einem symbolischen Akt ins Feuer gibt, aus dessen Schmelze am 6. Oktober 1945 die ersten Druckplatten der Süddeutschen Zeitung gegossen wurden. Jahrzehntelang waren nur antiquarische Ausgaben erhältlich. Mit dem Erlöschen des Urheberrechts im Jahr 2016, 70 Jahre nach Hitlers Tod, stand dieses juristische Instrument aber nicht mehr zur Verfügung. Unmittelbar nach Ablauf dieser Frist legte das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin eine wissenschaftlich kommentierte Gesamtausgabe vor, für die ein Historikerteam unter der Leitung von Dr. Christian Hartmann (*1959) in mehrjähriger Arbeit "Mein Kampf" umfassend aufbereitet hat. Auch die folgenden Abschnitte wurden dieser Edition entnommen.

Quellentext

[... ] Freilich daran, daß es sich hier nicht um Deutsche einer besonderen Konfession handelte sondern um ein Volk für sich, konnte auch ich nicht mehr gut zweifeln; [...] Eine große Bewegung unter ihnen, die in Wien nicht wenig umfangreich war, trat auf das schärfste für die Bestätigung des völkischen Charakters der Judenschaft ein: die Zionisten. Wohl hatte es den Anschein, als ob nur ein Teil der Juden diese Stellungnahme billigen würde, die große Mehrheit aber eine solche Festlegung verurteile, ja innerlich ablehne. Bei näherem Hinsehen zerflatterte aber dieser Anschein in einen üblen Dunst von aus reinen Zweckmäßigkeitsgründen vorgebrachten Ausreden, um nicht zu sagen Lügen. Denn das sogenannte Judentum liberaler Denkart lehnte ja die Zionisten nicht als Nichtjuden ab, sondern nur als Juden von einer unpraktischen, weil vielleicht sogar gefährlichen öffentlichen Bekennung ihres Judentums.

[...] Überhaupt war die sittliche und sonstige Reinlichkeit dieses Volkes ein Punkt für sich. Daß es sich hier um keine Wasserliebhaber handelte, konnte man ihnen ja schon am Äußeren ansehen, leider sehr oft sogar bei geschlossenem Auge. Mir wurde bei dem Geruche dieser Kaftanträger später manchmal übel. Dazu kamen dann noch die unsaubere Kleidung und die wenig heldische Erscheinung.

Dies alles konnte vielleicht nicht sehr anziehend wirken; abgestoßen mußte man aber werden, wenn man von der körperlichen Unsauberkeit weg plötzlich die moralischen Schmutzflecken des auserwählten Volkes entdeckte. [...] Nichts hatte mich in kurzer Zeit so nachdenklich gestimmt als die langsam aufsteigende Einsicht in die Art der Betätigung der Juden auf gewissen Gebieten. Gab es denn da einen Unrat, eine Schamlosigkeit in irgendeiner Form, vor allem des kulturellen Lebens, an der nicht wenigstens ein Jude beteiligt gewesen wäre? Sowie man nur vorsichtig in eine solche Geschwulst hineinschnitt, fand man, wie die Made im faulenden Leibe, oft ganz geblendet vom plötzlichen Lichte, ein Jüdlein. Es war eine schwere Belastung, die das Judentum in meinen Augen erhielt, als ich seine Tätigkeit in der Presse, in Kunst, Literatur und Theater kennenlernte. [...] Das war Pestilenz, geistige Pestilenz, schlimmer als der schwarze Tod von einst, mit der man da das Volk infizierte. [...] Die Tatsache, daß neun Zehntel alles literarischen Schmutzes, künstlerischen Kitsches und theaterlichen Blödsinns auf das Schuld­buch eines Volkes zu schreiben sind, das kaum ein Hundertstel aller Einwohner im Lande beträgt, ließ sich nicht einfach wegleugnen; es war eben so.

Auch meine liebe 'Weltpresse' begann ich nun von solchen Gesichtspunkten aus zu prüfen. [...] Die Verfasser aber waren – Juden. Tausend Dinge, die ich früher kaum gesehen, fielen mir nun als bemerkenswert auf, andere wieder, die mir schon einst zu denken gaben, lernte ich nun begreifen und verstehen. Die liberale Gesinnung dieser Presse sah ich nun in einem anderen Lichte, ihr vornehmer Ton im Beantworten von Angriffen sowie das Totschweigen derselben enthüllte sich mir jetzt als ebenso kluger wie niederträchtiger Trick; ihre verklärt geschriebenen Theaterkritiken galten immer dem jüdischen Verfasser, und nie traf ihre Ablehnung jemand andern als den Deutschen.

[...] Das Verhältnis des Judentums zur Prostitution und mehr noch zum Mädchenhandel selber konnte man in Wien studieren wie wohl in keiner sonstigen westeuropäischen Stadt, südfranzösische Hafenorte vielleicht ausgenommen. Wenn man abends so durch die Straßen und Gassen der Leopoldstadt lief, wurde man auf Schritt und Tritt, ob man wollte oder nicht, Zeuge von Vorgängen, die dem Großteil des deutschen Volkes verborgen geblieben waren, bis der Krieg den Kämpfern an der Ostfront Gelegenheit gab, Ähnliches ansehen zu können, besser gesagt, ansehen zu müssen. Als ich zum ersten Male den Juden in solcher Weise als den ebenso eisig kalten wie schamlos geschäftstüchtigen Dirigenten dieses empörenden Lasterbetriebes des Auswurfes der Großstadt erkannte, lief mir ein leichtes Frösteln über den Rücken. Dann aber flammte es auf.

Nun wich ich der Erörterung der Judenfrage nicht mehr aus, nein, nun wollte ich sie. Wie ich aber so in allen Richtungen des kulturellen und künstlerischen Lebens und seinen verschiedenen Äußerungen nach dem Juden suchen lernte, stieß ich plötzlich an einer Stelle auf ihn, an der ich ihn am wenigsten vermutet hätte. Indem ich den Juden als Führer der Sozialdemokratie erkannte, begann es mir wie Schuppen von den Augen zu fallen. Ein langer innerer Seelenkampf fand damit seinen Abschluß.

[...] In eben dem Maße, in dem die Wirtschaft zur bestimmenden Herrin des Staates aufstieg, wurde das Geld der Gott, dem nun alles zu dienen und vor dem sich jeder zu beugen hatte. Immer mehr wurden nun die himmlischen Götter als veraltet und überlebt in die Ecke gestellt und statt ihnen der Weihrauch dem Götzen Mammon dargebracht. Eine wahrhaft schlimme Entartung setzte so ein, schlimm besonders deshalb, weil dies zu einer Zeit stattfand, da die Nation vermutlich höchste heldische Gesinnung in einer drohenden kritischen Stunde nötiger denn je brauchen konnte; Deutschland mußte sich gefaßt machen, eines Tages mit dem Schwert für seinen Versuch, auf dem Wege einer »friedlichen, wirtschaftlichen Arbeit« sich das tägliche Brot zu sichern, einzustehen [Hitler bezieht sich auf den Ersten Weltkrieg 1914-1918].

Die Herrschaft des Geldes wurde leider auch von der Stelle aus sanktioniert, die sich am meisten dagegen hätte auflehnen müssen: Seine Majestät der Kaiser handelte unglücklich, als er besonders den Adel in den Bannkreis des neuen Finanzkapitals hineinzog. Freilich mußte man ihm hier wieder zugute rechnen, daß ja leider selbst Bis­marck in dieser Hinsicht die drohende Gefahr nicht erkannte. [...] Es war auch nicht mehr einladend für den wirklichen Helden oder auch Staatsmann nun in Beziehung zum nächstbesten Bankjuden [sic] gebracht zu werden, so daß der wirklich verdienstvolle Mann kein Interesse an der Verleihung solcher billigen Dekorationen mehr besitzen konnte, sondern dankend für sich ablehnte. [...]

Eine schwere wirtschaftliche Verfallserscheinung war das langsame Ausscheiden des persönlichen Besitzrechtes und allmählige [sic!] Übergehen der gesamten Wirtschaft in das Eigentum von Aktiengesellschaften. Damit erst war so recht die Arbeit zum Spekulationsobjekt gewissenloser Schacherer herabgesunken, die Entfremdung des Besitzes gegenüber dem Arbeitnehmer aber wurde nun in das unendliche gesteigert. Die Börse begann zu triumphieren und schickte sich an, langsam aber sicher, das Leben der Nation in ihre Obhut und Kontrolle zu nehmen.

[...] Wie weit diese »Verwirtschaftung« des deutschen Volkes gelungen war, geht wohl am ersichtlichsten daraus hervor, daß endlich nach dem Kriege einer der führenden Köpfe der deutschen Industrie und vor allem des Handels die Meinung zu äußern vermochte, daß die Wirtschaft als solche allein in der Lage wäre, Deutschland wieder aufzurichten [...]. Die Äußerung, die damals ein Stinnes in die Welt setzte [Hugo Stinnes 1870-1924, deutscher Industrieller], richtete die unglaublichste Verwirrung an; wurde sie doch sofort aufgegriffen, um nun in staunenswerter Schnelligkeit zum Leitmotiv all der Kurpfuscher und Salbader zu werden, die der Himmel seit der Revolution als »Staatsmänner« über Deutschland losgelassen hatte. [...]

Denn wenn auch der Selbsterhaltungstrieb des jüdischen Volkes nicht kleiner, sondern eher noch größer ist als bei anderen Völkern, wenn auch seine geistigen Fähigkeiten sehr leicht den Eindruck zu erwecken vermögen, daß es der intellektuellen Veranlagung der übrigen Rassen ebenbürtig wäre, so fehlt doch vollständig die allerwesentlichste [sic!] Voraussetzung für ein Kulturvolk, die idealistische Gesinnung. Der Aufopferungswille im jüdischen Volke geht über den nackten Selbsterhaltungstrieb des einzelnen nicht hinaus. Das scheinbar große Zusammengehörigkeitsgefühl ist in einem sehr primitiven Herdeninstinkt begründet, wie er sich ähnlich bei vielen anderen Lebewesen auf dieser Welt auch zeigt. [...] Der Jude bleibt nur einig, wenn eine gemeinsame Gefahr ihn dazu zwingt oder eine gemeinsame Beute lockt; fallen beide Gründe weg, so treten die Eigenschaften eines grassesten [sic] Egoismus in ihre Rechte, und aus dem einigen Volk wird im Handumdrehen eine sich blutig bekämpfende Rotte von Ratten.

(Patrick Charell)