Maximilian I. von Habsburg verbietet die Pfändung der Regensburger Juden wegen ausstehender Steuern, dat. 24. April 1504. Transkription aus: R. Straus (Bearb.): Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte der Juden in Regensburg 1453-1738. Nr. 739, S. 259.
Vorbemerkung
Seit Regensburg 1492 die Reichsunmittelbarkeit wiedererlangt hatte, sah sich die jüdische Gemeinde zunehmenden Schikanen durch den Stadtrat ausgesetzt. Sie wandten sich in ihrer Not an ihren Schutzherrn, Herzog Georg von Niederbayern. Dieser bestätigte zwar 1502 ihre Rechte und Privilegien, doch bereits zwei Jahre später war Georg tot und das wiedervereinigte Herzogtum Bayern wurde von München aus regiert. Herzog Albrecht IV. (reg. 1447-1508) und der Stadtrat von Regensburg bereiteten daher einen neuen Schlag gegen die Juden vor: Unter dem Vorwand ausstehender Schutzgelder wollte man sie gewaltsam enteignen und aus der Stadt jagen. Von diesem Plan erfuhr der römisch-deutsche König Maximilian I. und verbot der Bürgerschaft von Regensburg am 24. April 1504 "ernstlich" jede Maßnahme gegen seine Kammerknechte.
Der Habsburger Maximilian (1459-1519) sicherte seiner Dynastie durch eine geschickte Heiratspolitik die Kronen von Burgund, Kastilien-Aragon, Ungarn und Böhmen. Er legte damit das Fundament des späteren Habsburger Weltreichs. 1486 wurde er zum römisch-deutschen König gewählt und nahm 1508 mit Zustimmung des Papstes in Trient den Kaisertitel an. Kaiser Maximilian lebte in einer Zeit des Übergangs: Einerseits war er in der ritterlichen Welt des Mittelalters verhaftet, kämpfte auf zahllosen Turnieren, tanzte mit noch mehr Frauen, dichtete Minnelieder und liebte die Jagd. Andererseits war er offen für neue Entwicklungen, investierte in Kanonen und Söldnerheere, förderte humanistische Gelehrte und künstlerische Talente wie Albrecht Dürer. Den neuen Buchdruck nutzte Maximilian als Massenmedium für seine eigenen politischen Zwecke: "Wer sich im Leben kein Gedächtnis macht, wird mit dem Glockenton vergessen".
Nach dem Tod des "Letzten Ritters" fühlte sich der Regensburger Rat nicht mehr an das kaiserliche Gebot gebunden. Nur einen Monat später, am 21./22. Februar 1519, wurden die Juden vertrieben. Die älteste jüdische Gemeinde in Bayern, eine der blühendsten in Europa, war vernichtet.
Quellentext
[…] Wir werden bericht, wie understanden werde, die Judischait bey euͤch umb ir verfallen auͤsstend steuͤr phenden und zu bezaluͤng zu dringen. Emphelhen wir euch ernstlich, das ir solhe pfendung noch bedrang gegen denselben J. nyemants gestattet, sonders y davor schirmet und hanthabet und bey inen darob seit, diieselben steur an unsern sondern bevelh nyemants zu geben, so wellen wir bey dem Regiment des Lands Bayrn sy deshalben wol entschuldigen […].
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Man hat Uns berichtet, dass man sich bei Euch [in der Stadt Regensburg] vornimmt, die jüdische Gemeinde wegen der ausstehenden [Reichs]steuer zu pfänden und zur Bezahlung zu dringen. Wir empfehlen euch ernstlich, dass Ihr eine solche Pfändung noch Zwangsmaßnahmen gegen dieselben Juden niemandem gestattet, sondern sie davor schützt und handhabt [hier: bewahrt] und bei ihnen darauf bedacht seid, ihre Steuer auf Unseren besonderen Befehl hin niemanden auszuhändigen, so wollen wir sie deswegen bei der Regierung des Landes Bayern wohl entschuldigen.
(Edition von Patrick Charell)