Jüdisches Leben
in Bayern

Therese Hirsch (geb. Muhr) Kauffrau

geb. 1806, Augsburg-Kriegshaber
gest. 1874, Amberg

Wirkungsort: Augsburg-Kriegshaber

Therese Hirsch geb. Muhr entstammte der geschichtsträchtigen jüdischen Gemeinde von Augsburg-Kriegshaber. Sie heiratet dort den ansässigen Bijouterie-Händler Gabriel Hirsch und führte nach dem Tod ihres Mannes das Geschäft unter dessen Namen "Gabriel Hirsch seel. Witwe" weiter. Obwohl sie vorher nie gereist war und zahlreiche Kinder zu versorgen hatte, besuchte sie von ihrem stattlichen Wohn- und Geschäftshaus an der Ulmer Straße alle wichtigen Messen im Königreich Bayern. Der Arbeitsaufwand war enorm: Teilweise musste Therese Hirsch ihren Stand frühzeitig abbauen, um rechtzeitig mit der Kutsche oder Eisenbahn zum nächsten Termin anzukommen. Bemerkenswert ist ihr Selbstbewusstsein, mit der sie die hochwertigen Silberwaren, Uhren und Bestecke anbot. Ihr Handelshaus nahm auch Edelmetalle in Zahlung und nahm individuelle Bestellungen entgegen. Der Erfolg gab ihr Recht: Therese Hirsch konnte große Werbeanzeigen in Auftrag geben, gab eine Torarolle aus ihrem Besitz an die Synagoge in Kriegshaber, und war anscheinend die einzige Frau mit einem Stimmrecht in der Gemeindeversammlung: Sie erscheint in einem Protokoll zum letztlich nicht realisierten Synagogenneubaus 1846. Sie zog sich in den 1860er Jahren aus dem Geschäftsleben zurück und verbrachte ihren Lebensabend im Haus eines Bruders in Amberg. Als Universalerben setzte sie eine unverheiratete Tochter ein; ihren anderen Kindern sie bereits den Erbanteil ausbezahlt, damit sie sich eigene Unternehmen aufbauen konnten. Therese Hirsch ruht auf dem jüdischen Friedhof in Sulzbach-Rosenberg.

GND: nicht verfügbar
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