geb. 07.05.1923, Augsburg-Pfersee
gest. 1942, Sakrau/Gogolin
Wirkungsort: Abtei St. Benedictusberg/Vaals
Wolfgang Bernheim wurde 1923 als Sohn einer jüdischen Industriellenfamilie in Augsburg - Pfersee geboren. Sein Vater Kurt Bernheim (1897-1960) war zusammen mit seinem Bruder Willi Bernheim (1900-1959) Besitzer einer Chemiefabrik. Nach der Konversion des Vaters zur katholischen Kirche wurde auch Wolfgang getauft (23. Mai 1928). Er besuchte das Benediktinergymnasium St. Stephan in Augsburg, musste aber durch die diskriminierende Gesetzgebung der Nationalsozialisten, nach der jüdische Schüler kein Gymnasium mehr besuchen durften, die Schule im Jahr 1938 vorzeitig verlassen. Während die übrige Familie nach den Novemberpogromen in die Schweiz emigrierte, blieb Wolfgang zunächst in Deutschland. Da wegen fehlender Ausreisepapiere der Versuch, zu seinem Vater nach Zürich zu gelangen, gescheitert war, emigrierte er Ende 1939 wie viele katholische Juden in die Niederlande, wo er in der Benediktinerabtei Vaals (St. Benedictusberg) zunächst sein Abitur nachholte. Am 11. April 1941 trat er als Postulant in die Abtei ein und wurde am 1. November 1941 als Bruder Paulus mit dem Ordenshabit eingekleidet. Im Juli 1942, nach dem öffentlichen Protest der niederländischen Bischöfe gegen die Judenverfolgung, bestimmten die deutschen Besatzer auch alle konvertierten Juden zur Deportation in die Vernichtungslager. Aus Angst um das Kloster forderte Abt Romuald Wolters (1888-1973) Bruder Paulus dazu auf, sich für seine Mitbrüder zu opfern. Am 28. August 1942 wurde Bernheim vom Durchgangslager Westerbork Richtung Auschwitz deportiert und in das Arbeitslager Sakrau überstellt, wo er nach dem Bericht eines überlebenden Augenzeugen im Oktober/November 1942 zum Märtyrer wurde. Die römisch-katholische Kirche hat Paulus Bernheim als Märtyrer aus der Zeit des Nationalsozialismus in das deutsche Martyrologium aufgenommen. Im Jahr 2021 wurde im Augsburger Ortsteil Pfersee vor der alten Pfarrkirche St. Michael der Wolfgang-Bernheim-Weg feierlich eingeweiht. (nach Eduard Werner)