Auf dem jüdischen Friedhof von Würzburg befindet sich rechts vom Eingang ein Ehrenhain mit einem Denkmal und Ehrengräbern. Mit ihnen wird sowohl den Kriegstoten des Ersten Weltkrieges, aber auch den Opfern des NS-Regimes gedacht.
Im Taharahaus steht zusätzlich eine dreiflügelige Ehrentafel der jüdischen Studentenvereinigung "Salia", die dort ihren im Krieg gefallenen Mitgliedern gedenkt.
Auf beiden Seiten der Gedenkstätte kann man auf Gedenksteinen die Namen und Todesdaten der Gefallenen und Verstorbenen – geordnet nach Jahren – erkennen. Auf der rechten Seite liest man unter der Überschrift:
FÜR DAS VATERLAND SIND GESTORBEN:
1914
FRITZ STRAUSS AM 23.VIII. BRUNO KATZMANN AM 27.XI. FRIEDR. NEUSTAEDTER AM 27.IX. PHIL. FREUDENBERGER AM 10.X. GUST. HEILNER AM 16.X. ISIDOR SCHLOSS AM 4.XI. SIGMUND SICHEL AM 7.XI. HUGO STEINBERGER AM
10.XI. FRITZ ROTHSTEIN AM 15.XI.
1915
EMANUEL GOLDSCHMIDT AM 12.I. MAX SCHILD AM 12.IV. SIEGFR. COHEN AM 13.VI. MORITZ MARX AM 15.V. MAX LUTZKY AM 30.VI. JULIUS KIRCHHAUESER AM 1.VIII. LEO SCHARLACH AM 4.VIII. FRIEDR. HANAUER AM 30.VIII. RICH. KÜRZINGER AM 23.XI. WILH. BACHARACH AM 20.XII.
1916
ISRAEL VICTOR AM 17.VII. ALBERT SACHS AM 23.VII. THEOD. JOSEPH AM 20.VIII. ERNST COHN AM 31.VIII. MAX STRAUSS AM 5.IX. MAX GOLDSTEIN AM 16.IX.
Auf der rechten Seite:
1917
OTTO BAUMBLATT AM 26.I. FRITZ WERTHEIMER AM 17.II. JOS. LEHMANN AM 23.III. HERBERT ANFAENGER AM 17.IV. MORITZ HÖHNLEIN AM 23.VI. OSKAR STEIN AM 6.V. FRITZ STERN AM 27.XI.
1918
OTTO SPRINZ AM 21.III. FRITZ DESSAUER AM 12.IV. BERNH. GOLDSCHMIDT AM 10.V. DAVID STAHL AM 1.VI. GUST. REINHOLD AM 22.VIII. WILL. FRANK AM 7.IX. KARL KRONTHAL AM 2.X. SIMON KRONTHAL AM 20.XI.
1919
JOS. SIMON AM 6.II. 1920 EMIL HECHT AM 19.I.
1922
DAN. STEIN AM 12.III.
Vor den beiden großen Gedenksteinen stehen auf beiden Seiten Grabsteine von jüdischen deutschen Soldaten. Auf der linken Seite:
LEUTNANT D.R. DR. DANIEL STEIN RECHTSANWALT
GEB. 3. JAN 1892 GEST. 12. MÄRZ 1922
SIMON STIEFEL
GEB. 13. JULI 1875 GEST. 19. OKT. 1918
ABRAHAM MENSINGER
GEST. 10. DEZ. 1918
WILLI FRANK
GEB. 24. DEZ. 1883 GEST. 7. SEPT. 1918
Auf der rechten Seite:
MAX RUSCHKEWITZ
GEB. 26.SEPT.1899 GEST. 17. NOV 1930
JULIUS BLUMENTHAL
GEB. 26.OKT. 1883 GEST. 18. DEZ. 1918
MAYER KAHN
GEST. 12. JULI 1916
WILHELM BACHARACH
GEB. 16. DEZ. 1889 GEST. 20. DEZ. 1916
LEUTNANT RICHARD KÜRZINGER
GEB. 17. DEZ. 1895 GEST. 23. NOV. 1915.
Auf dem Friedhof erinnern zahlreiche Grabsteine an jüdische Soldaten, die entweder dort beerdigt sind, oder an der Grabstätte ihrer Angehörigen wird ihrer durch eine besondere Inschrift gedacht.
Am Familiengrab der Familie STERN erinnert die folgende Inschrift an den hier Bestatteten:
OFFIZIERSASPIRANT
FRITZ STERN
GEB. AM 27.VI.1894 ZU WÜRZBURG VERW. AM 28.X.1917 AM CHEMIN DES DAMES
GEST. AM 27.XI.1917 IM RES.-LAZARETT ZU MAINZ
Ein weiterer Grabstein mit soldatischen Symbolen (Pickelhaube, Degen, Gewehr, Seitengewehr) zeugt vom Sterben eines jüdischen Soldaten, der hier bestattet wurde:
Hier ruht unser innigstgeliebter einziger Sohn & Bruder
Herr MAX SCHILD
Soldat des 4. bay. Landwehr Inf. Regiments 5. Komp. starb nach äußerster Pflichterfüllung den Tod fürs Vaterland
12. April 1915, im 24. Lebensjahre.
TNZBH Dem Auge fern, dem Herzen ewig nahe.
Eine weitere Grabinschrift weist den hier Bestatteten als Kriegstoten aus:
Hier ruht in Frieden unser geliebter Sohn und Bruder
Herr SIMON MANN
Sanitäts-Unteroffizier geb. 5. April 1877 zu Steinbach gest. 5. April 1917 für die Ehre des Vaterlandes durch einen Unglücksfall am Marienberg dahier Friede seinem Andenken.
Die Inschrift auf einem weiterem Grabstein zeigt ebenfalls an, daß hier ein Kriegstoter bestattet wurde:
STUD.MED. LOTHAR LOEW SANITÄTSUNTEROFFIZIER AUS EICHSTÄTT 2. V. 1895 – 28. X. 1918.
Am Familiengrab der Familie BAUMBLATT erinnert die Inschrift an die verstorbenen Söhne:
Zum Gedächtnis unserer lieben Söhne
MAX BAUMBLATT
geb. 12. Dez. 1868 gest. 17. Mai 1917 zu Blusfild
OTTO BAUMBLATT
geb. 14. Mai 1888 gest. im Weltkrieg 26. Jan. 1917 zu Constanza.
Am Familiengrab der Familie STEINBERGER ist die kaum noch lesbare Erinnerungstafel an den gefallenen Sohn zu erkennen:
Zum Gedächtnis ... an unseren ...
HUGO STEINBEGER
gefallen 10. NOV. 1914 ...
Auch auf dem Grabstein des Ehepaares ROSA und FRITZ STRAUSS erinnert die Inschrift an den gefallenen Sohn:
ZUM GEDÄCHTNIS MEINES AUF DEM FELDE DER EHRE GEFALLENEN INNIGSTGELIEBTEN SOHNES
FRITZ STRAUSS CAND. JUR. UNTEROFFZ. DER RESERVE IM 9. INF. REG. 9. KOMP. GEB. 17.III.1892 GEF. 23.VIII.1914 BEI MAIX/LOTH.
Unterhalb der Inschrift für Frau NANNY und Herrn JOSEPH FELS s.A. kann man auf deren Familiengrab die folgende Gedenktafel lesen:
Zum Gedächtnis an den geliebten Sohn SIEGFRIED FRIEDRICH FELS
Diplom-Ingenieur Patentanwalt zu Berlin geb. 24. Juli 1877
gest. 11. Juli 1923
Zum Gedächtnis an den geliebten Schwiegersohn
GOTTFRIED MÜHLFELDER
Lederwarenfabrikant zu Berlin
geb. 17. März 1882
vermißt seit Nov. 1914 i. Rußl.
Die Inschriften an mehreren weiteren Grabsteinen lassen erkennen, wie sehr sich die hier Bestatteten als deutsche Soldaten fühlten und mit welchem Stolz sie ihre Zugehörigkeit zur bayerischen bzw. deutschen Armee zeigten:
Im Familiengrab OPPENHEIMER ist die Inschrift zu lesen:
EMANUEL OPPENHEIMER FELDZUGTEILNEHMER 1870/71 IM 9. BAY. I.R. GEB. 18. Nov. 1840 GEST. 17. FEB. 1930.
Eine weitere Grabinschrift am Familiengrab der Familie FREUDENBERGER zeigt den Stolz des hier Bestatteten auf seinen militärischen Dienstgrad:
Hier ruht unser lieber Sohn Dr.jur. Julius Freudenberger Leutnant der Reserve geb. 6. September 1895 gest. 15.August 1923
Die folgende Grabinschrift läßt vermuten, daß die Familie auf die Opferbereitschaft des Bestatteten „für sein Vaterland" hinweisen wollte:
Dr. jur. Gustav Schäfer geb. 18. Dezember 1891 gest. als Kriegsverletzter 21. Juli 1934.
In der Tahara-Halle befindet sind auf der linken Seite der hölzerne, dreiteilige Gedenkschrein für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Mitglieder der Würzburger Jüdischen Studentenverbindung „Salia". Unter dem Verbindungswappen ist die Widmung zu lesen: Unseren im Weltkrieg 1914=1918 gefallenen Kameraden; darunter befindet sich ein soldatisches Symbol.
Auf der linken Seite des Schreins wird der folgenden Gefallenen in Wort und Bild gedacht:
FRITZ STRAUß
Inakt.Bursch Cand. Iur. aus Würzburg
geb. 17.3.1892 gest. 23.8.1914
HEINR[ICH] LEHRBERGER
Inakt.Bursch Rechtsprakt. aus Burgbernheim
geb. 28.6.1890 gest. 10.9.1914
RICHARD ROSENBURG FUCHS
Stud.Iur et Phil. aus Frankfurt a.M.
geb. 5.3.1896 gest. 4.12.1914
ALFRED ROTHSCHILD
Akt.Bursch Stud. Med. aus Konstanz a. Bodensee
geb. 1.8.1894 gest. 7.12.1914
Im mittleren Teil:
RUDOLF STERN
Inakt.Bursch Cand.Iur. aus Kaiserslautern geb. 16.11.1892 gest.14.3.1915
ALFRED STEINHARD
Inakt.Bursch Stud.Med. aus Fürth i. Bayern
geb. 29.10.1893 gest. 19.6.1915
HANS MOSBACHER
Akt.Bursch Stud.Med. aus Bochum
geb. 26.6.1894 gest. 6.11.1915
HANS BARUCH
Inakt.Bursch Dr.Jur. Referendar aus Schroda i. Posen
geb. 19.12.1888 gest. 23.5.1916
WALTHER KÖNIGSBERGER
Alter Herr Zahnarzt aus Hirschberg
geb. 6.10.1885 gest. 21.6.1916
FRITZ VENDIG
Akt. Bursch Stud.Med. aus Kaiserslautern geb. 27.11.1894 gest. 2.7.1916
FRITZ LANDAUER FUCHS
Stud. Jur. aus München
geb. 10.6.1896 gest. 12.9.1916
ERNST MÜLLER
Inakt.Bursch Cand.Med. aus Hannover geb. 28.12.1893 gest. 9.11.1916
JAC BENARIO
Alter Herr Dr.Med. Arzt aus Frankfurt a.M.
geb. 30.1.1868 gest. 2.12.1916
PAUL EMSHEIMER
Aktiv.Bursch Stud.Med. aus Landau i.d.Pfalz
geb. 17.5.1894 gest. 30.6.1917
Auf dem rechten Flügel des Schreins wird der folgenden gefallenen Salia-Mitglieder gedacht:
OTTO SPINZ
Alter Herr Assistenzarzt aus Würzburg
geb. 20.12.1891 gest. 21.3.1918
EMIL FEILCHENFELD FUCHS
Stud.Med. aus Berlin
geb. 28.1.1899 gest. 26.4.1918
HERMANN LEOPOLD
Inakt.Bursch Referendar aus Barchfeld geb. 10.1.1896 gest. 1918
HANS LEWIN
Akt.Bursch Stud.Jur. aus Berlin
geb. 21.7.1895 gest 23.8.1918
Auf dem unteren Teil des Schreins ist noch der Wahlspruch der Studentenverbindung Salia sei´s Panier und die Bemerkung Eigentum des Altherrenverbandes der StudentenVerbindung SALIA Sitz New York zu erkennen.
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