Nach den Angaben bei Israel Schwierz (*1943) gab es in Zellingen (heute Markt Zellingen als Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Zellingen) möglicherweise im 19. Jahrhundert eine kleine jüdische Gemeinde. Zu dieser Gemeinde gibt es nur wenige Hinweise über die in Zellingen lebenden Juden. Die Neue fränkisch-würzburgische Chronik führte 1811 in der Liste der im März 1811 Verstorbenen einen "Raphael Lönser [Loeser] aus Zellingen, 50 Jahre als, Handels-Jude" an. Er war vielleicht verwandt mit dem Matrikelstelleninhaber Hirsch Loeser Gütling, der seit 1800 einen Schutzbrief hatte, Gütling war 1817 40 Jahre alt, verheiratet und hatte fünf Töchter. Eine weitere Stelle besaß Isaac Jacob Graf, der schon seit 1772 einen Schutzbrief in Zellingen besaß, war verheiratet und hate drei Kinder. Eine Matrikelstelle hatte auch Loew Säcklein Graf, der zu diesem Zeitpunkt 40 Jahre alt war, verheiratet war und drei Söhne hatte und seit 1800 einen Schutzbrief hatte. Im Dezember 1817 war "Jud Säckel von Zellingen" in einen Konkurs verwickelt, Königlich-baierisches Intelligenzblatt für das Großherzogthum Würzburg, es handelt sich möglicherweise um Loew Säcklein Graf von der Matrikelliste von 1817. Die vierte Stelle hatte Raphael Baruch Freudenberger, der seit 1815 einen Schutzbrief besaß. Er war 38 Jahre alt, verheiratet und hatte eine Tochter, Alle vier Matrikelinhaber gaben als Erwerbszweig eine Handelstätigkeit an. Alle Familien zusammengerechnet ergeben eine Zahl von etwa 20 jüdischen Einwohnern. Darüber hinaus gibt es nur wenige statistische Daten zu einer möglichen jüdischen Gemeinde. Das Königreich Bayern topographisch-statistisch in lexicographischer und tabellarischer Form dargestellt nennt 1840 für Zellingen 1985 Einwohner, darunter 20 Juden. Bereits im Jahr 1910 lebten jedoch keine jüdischen Mitbürger mehr in Zellingen.
Bevölkerung 1875
Literatur
- Dirk Rosenstock (Bearb.): Die Unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Würzburg 2008 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg 19), S. 172 u. 251.
- Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 147.
- K. statistisches Bureau: Ergebnisse der Volkszählung im Königreiche Bayern am 1. Dezember 1875 [...]. München 1877 (= Hefte zur Statistik des Königreichs Bayern 36), S. 195.