In Welbhausen, zur Markgrafschaft Ansbach gehörend, lebten spätestens nach dem Ende des 30jährigen Kriegs 1648 mehrere jüdische Familien. Während die Nachweise von 1530 nicht gesichert sind, zählen die Unterlagen im Pfarrarchiv Uffenheim für 1705 bereits 125 "Judenseelen" in dreizehn Häusern, während im Vergleich die Christen 42 Häuser bewohnten. Der evangelische Pfarrer bezeichnete in seinen Aufzeichnungen die jüdischen Einwohner als "Judengesindlein" und beklagte sich, "dass dieses Gesindlein zu grossen schaden der Pfarr also einnistelt". Trotz dieser offenkundig abwertenden Haltung des Ortsgeistlichen blieb die Zahl der jüdischen Gemeinde, auch dank des markgräflichen Schutzes, mit 24 Familienoberhäuptern, die in elf Häusern wohnten, stabil.
Um 1800 war die jüdische Gemeinde in Welbhausen eine der stärksten der Region. 1808 zählte man 36 jüdische Familien mit 181 Personen. Die jüdische Gemeinde dürfte etwa ein Drittel der Ortsbevölkerung umfasst habe, die 1818 mit 119 Familien und 559 Personen angegeben wird. Ebenfalls 1818 zählte man 160 jüdische Einwohner. Diese Zahlen hatten natürlich Einfluss auf die Vergabe der Matrikelstellen in den 1820er Jahren, als für Welbhausen 29 Stellen besetzt wurden. Als Erwerbstätigkeiten wurden Viehhändler, Schnittwarenhändler, Schmuser, Metzger, Warenhändler, Schmiedemeister, Feldbau, Seifensiederei. Handel mit Öl und Seifen, Tagelöhner, Weber, Garkoch und Weinwirt angegeben.
Exemplarisch sind die Fälle von Bärlein Samuel Reiß und Hajum Samuel Reiß, die sich beide als "Schutz- und Handelsjuden" 1819 für insolvent erklärt hatten und über deren Vermögen das Konkursverfahren eröffnet wurde. Beiden Namen sind auch im Matrikelverzeichnis aufgeführt. Der 1765 geborene Bärlein Samuel Reiß war Viehhändler und der zwei Jahre jüngere Hajum, eventuell ein Bruder, war als Hausier tätig.
In dieser Aufstellung wird der Rabbiner und Schächter Bär Hajum Schnaittacher (geboren 1754) genannt. Als "Brödling" wurde sein Lebensunterhalt von der Gemeinde bestritten. Als Inhaber einer Matrikelstelle wurde auch der "israelitische Religionslehrer" Emanuel Loeb Koenigshöfer aufgeführt.
Die jüdische Gemeinde besaß eine Synagoge und eine Religionsschule. Aufgrund der Größe der Gemeinde sind auch mehrere rituelle Bäder wahrscheinlich. In Beschreibungen des 19. Jahrhunderts wird das Gebäude Haus Nr. 81 als das Jüdische Baadhaus" und das "Ritualbad der Judenfrauen" bezeichnet. Die Toten der Gemeinde wurden zunächst auf dem jüdischen Friedhof in Creglingen und dann in Ermetzhofen beigesetzt.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts blieb die Gemeindezahl relativ konstant. 1846 nennt des Statistische Hand- und Adreßbuch in Mittelfranken für das Königrech Bayern für Welbhausen 614 Einwohner, darunter 139 Israeliten. Die Anziehungskraft des benachbarten Uffenheim führte ab seit den 1870er Jahren zu einem spürbaren Rückgang der Gemeindezahlen. 1875 wurde die Religionsschule nach Uffenheim verlegt ebenso kurze Zeit später der Rabbinatssitz.
Sicher der zahlenmäßig starken jüdischen Gemeinde in Welbhausen geschuldet war 1838 die Einrichtung des Rabbinatsbezirks Welbhausen. Der Ansbacher Rabbinatsverweser Jacob Oberdorfer regte an, die jüdischen Gemeinden der Landgerichte Uffenheim, Windsheim und Seehaus mit gesamt 205 Matrikelstellen zu einem Rabbinatsbezirk zusammenfassen, da diese Gemeinden auch das Gehalt eines Rabbiners, etwa 350 Gulden, tragen könnten. Der Mittelpunktsort Welbhausen solle der Sitz sein. Der neu zu wählende Rabbiner solle auf ausdrücklichen Wunsch König Ludwigs I. "den ächten mosaischen Glaubenslehren und Zeremoniensatzungen treu anhängen [und] nicht verderblicher Neologie" huldigen.
Die Wahl vom Januar 1840 fiel unter sieben Bewerber auf Dr. David Einhorn (1809-1879). Der Gewählte wurde allerdings von den Behörden nicht bestätigt, entweder wegen seiner zu liberalen Einstellung oder aufgrund von vermuteten oder tatsächlichen Wahlunregelmäßigkeiten. Bei der zweiten Wahl 1843 setzte sich unter neun Bewerber Meier Bierheim durch, der nicht unter dem Verdacht eines Reformers stand. Meier Bierheim, geboren 1810 in Welbhausen, hatte hier eine Matrikelstelle und ist mit der Berufsbezeichnung Rabbiner in der Liste vermerkt. Er verstarb aber schon am 4. Februar 1844.
Auch bei der nächsten Wahl 1847 wurde aufgrund des Vorwurfs des Stimmenkaufes der Wahlberechtigten der Gewählte nicht bestätigt, worauf eine Zeitung schrieb: "Dieser Ort hat besonders Malheur mit seiner Rabbinerwahl; es ist bereits seit ungefähr zehn Jahren die vierte, welche angestritten wird". Erst die Wahl von Dr. Elkan Weimann (1818-1886) brachte Kontinuität. Mit einem Gehalt von immer noch 350 Gulden wirkte er bis 1862. Da dann fällige Wahl entschied der Nenzenheimer Aron Simon Flamm (1834-1865) für sich, der allerdings nur drei Jahre bis zu seinem Tod amtierte. Sein Nachfolger wurde Dr. David Hirsch Haas (1834-1878), der sehr bald die Verlagerung des Rabbinatssitzes nach Uffenheim betrieb. Letztlich wurde durch die Eingliederung von Uffenheim nach Ansbach der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt.
1888 führte das Statistische Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes schon die gemeinsame Gemeinde Uffenheim-Welbhausen auf. 1911 zählte das Handbuch der Jüdischen Gemeindeverwaltung in Welbhausen nur noch zwei jüdische Einwohner.
Von den in Welbhausen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit: Klara Burek geb. Goldstein (1870), Amalie Goldstein (1874), Heinrich Goldstein (1862), Sophie Waldmann geb. Holzer (1893).
Literatur
- Gesellschaft für Familienforschung in Franken / Staatliche Archive Bayerns (Hg.): Staatsarchiv Nürnberg - Die Judenmatrikel 1813-1861 für Mittelfranken (gff digital, Reihe A: Digitalisierte Quellen, 1 = Staatliche Archive Bayerns, Digitale Medien, 1), Nürnberg 2003
- Stimpfig, Karl Ernst: Die Landjuden im Raum Uffenheim. Dokumentation jüdischen Lebens in den Kultusgemeinden Ermetzhofen, Gnodstadt, Welbhausen und Uffenheim mit der Geschichte des Rabbinats Welbhausen, Herzogenaurach (ca. 2000)