Juden sind in Trappstadt, das im 16. Jahrhundert zwölf Ganerben als Dorfherren hatte, erstmals 1541 nachgewiesen. Möglicherweise gelangten 1554 nach dem „Zweiten Schweinfurter Stadtverderben weitere Juden in das Dorf. Im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts war die Zahl der in Trappstadt ansässigen Juden auf über 40 Personen angestiegen, so dass sich der Römhilder Amtmann Casparus Popp 1572 über deren große Zahl bei seinem hennebergischen Landesherrn beschwerte. Für das 17. Jahrhundert liegen nur vereinzelte Hinweise auf in Trappstadt ansässige Juden vor. 1686 trug sich der aus Trappstadt stammende Jude Salomon Juda in das zwischen 1675 und 1764 geführte Besucherverzeichnis der Leipziger Messe ein.
1699 lebten laut einem Bericht des Verwalters des Amts Königshofen an den neuen Würzburger Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau insgesamt sechs jüdische Familien mit 19 Personen in Trappstadt, die aber wahrscheinlich nicht zu den Würzburger Schutzjuden gehörten. In der erste Hälfte des 18. Jahrhunderts kam es zu Streitigkeiten zwischen der nichtjüdischen und jüdischen Bevölkerung von Trappstadt um die Weiderechte im Hutewald der Gemeinde. 1740 lebten laut einem an die Verwaltung des Hochstifts Würzburg gerichteten Berichts fünf jüdische Familien mit 30 Personen in dem Dorf, die allerdings wie bereits schon 1699 nicht zu den Würzburger Schutzjuden gehörten. Auch 1753/1754 zählten keine Schutzjuden zu den Untertanen der beiden wichtigsten Grundherren, des Hochstifts Würzburg und des Würzburger Domkapitels. Ihren Lebensunterhalt bestritten die Trappstädter Juden hauptsächlich mit dem Viehhandel, den sie 1798 im Amt Römhild des Herzogtums Sachsen-Meiningen dominierten.
1813, ein Jahr vor dem Übergang Trappstadts an Bayern, wohnten im Dorf 53 Schutzjuden verschiedener Herrschaft. Drei Jahre nach der Eingliederung trugen sich 1817 elf Haushaltsvorständem die vor allem vom Vieh- und Warenhandel lebten, gemäß der Matrikelgesetzgebung in die Matrikel ein. Die Gemeinde war dem Rabbinatsbezirk in Burgpreppach, nach dessen Auflösung dem Bezirk Aschaffenburg zugeteilt. In den 1820er betrieben zwei jüdische Familien auch Ackerbau. Am 9. Dezember 1821 wurde in Trappstadt Mark Goldmann als Sohn des Viehhändlers Wolf Goldmann und seiner Frau Ella geboren. Nach der Ausbildung zum Religionslehrer in Würzburg erteilte Goldmann 1840 Privatunterricht in Gerolzhofen und mache damit dem dortigen Lehrer Konkurrenz, der von der jüdischen Kultusgemeinde angestellt war. Da Goldmann offensichtlich keine Perspektive für sich als Lehrer sah, wanderte er in die USA aus. Seine Geschwister Simon und Regina folgten ihm. 1869, 21 Jahre nach seiner Ankunft in New York, gründete Mark Goldman die Bank „Goldman“, deren Firmenname 1882 zu „Goldman Sachs“ erweitert wurde, als Goldmans Schwiegersohn im selben Jahr in die Bank eintrat. Am 14. Mai 1852 hielt die Trappstädter Judengemeinde vor den Vertretern des Landgerichts Königshofen die Statuten der relativ armen Gemeinde fest. Diese beschrieben unter anderem den Gemeindebesitz und regelten auch die jährlich fällige, gestuften Abgaben an die Gemeinde, welche alle Gemeindemitglieder zu entrichten hatten.
Da die jüdische Gemeinde in Trappstadt nicht über die finanziellen Mittel für einen eigenen Religionslehrer verfügte, wurden die jüdischen Gemeinden in Trappstadt und (Gau)königshofen am 8. Januar 1862 zu einem gemeinsamen Schulsprengel vereinigt. Bei der Gründung des Schulsprengels wurde vertraglich festgelegt, dass beide Gemeinden jeweils 100 Gulden des insgesamt 200 Gulden betragenden Lehrergehalts übernehmen mussten. Geregelt wurde neben der Dienstwohnung auch die Präsenz an den beiden Dienstorten, in denen der Lehrer jeweils drei Wochentage unterrichten sollte. Die Verantwortung für die Anstellung des Religionslehrers lag allerdings bei der jüdischen Gemeinde in Königshofen. In den 1880er und 1890er Jahren kam es gelegentlich zu Konflikten innerhalb der Gemeinde um die Finanzierung des Lehrergehalts. Auf die Integration der Trappstädter Juden in die nicht-jüdische Gemeinde lässt die Übernahme des Schriftführeramts der örtlichen Feuerwehr durch Samuel Oppenheimer im Jahr 1888 schließen. Am Ende des 19. Jahrhunderts bestand die jüdische Gemeinde aus 14 Haushalten, die meistens in der heutigen Dorfstraße lagen. Einige Familien lebten in der Nähe der Synagoge und im Osten des Dorfs.
Zu den repräsentativen Anwesen des Dorfs zählte das Anwesen des Kaufmanns Louis (Luis) Bachmann, das auf einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1902 abgebildet ist. Nach der Aufhebung des bayerischen Matrikelparagraphen war die jüdische Gemeinde kontinuierlich geschrumpft, so dass im Mai 1909 nur noch fünf jüdische Familien in Trappstadt lebten. Dies wirkte sich auch auf die Religionsschule aus, die zu diesem Zeitpunkt nur drei Werktags- und drei Sonntagsschülerinnen und -schüler besuchten. Da der Burgpreppacher Bezirksrabbiner seit 1913 die baldige Auflösung der israelitischen Kultusgemeinde in Trappstadt erwartete, lehnte er bis 1918 regelmäßig den Antrag der Gemeinde auf Zuschüsse aus Staatsmitteln ab. Um 1925, als noch 15 jüdische Personen am Ort gezählt wurden, gehörte diese bereits als Filialgemeinde zur jüdischen Gemeinde in (Gau-)Königshofen.
Am 19. Juli 1937 gab der „Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden“ die Auflösung der jüdischen Gemeinde Trappstadt bekannt. Anfang 1942 lebten in Trappstadt nur noch fünf Jüdinnen und Juden, von denen Max Ackermann, Bertha Oberbrunner und Regina (Regine) Oberbrunner am 24. April 1942 nach Würzburg und von dort am 25. April 1942 nach Krasniczyn deportiert wurden, wo sie in einem der dortigen Vernichtungslager ermordet wurden. Als letzter Trappstädter Jude wurde Josef Oberbrunner am 17. Juni 1943 nach Auschwitz deportiert, wo er am 25. Dezember 1943 starb. Insgesamt fielen der Shoa 13 in Trappstadt geborene und vier in Trappstadt während der NS-Zeit ansässige Jüdinnen und Juden zum Opfer.
Zu den Überlebenden der Deportationen gehörten Amalie Hofmann, die 1960 in der Schweiz starb, und die wie Hofmann in Trappstadt geborene Hulda Oberbrunner, die 1946 in Bremen wohl an den Folgeschäden ihres Aufenthalts in Theresienstadt starb. Die Shoa überlebte auch Karl Ackermann, der während der Deportationen in seinem Wohnort Quedlinburg ohne polizeiliche Abmeldung in Trappstadt lebte, ohne dass der Trappstädter Bürgermeister Gregor Klopf der Polizei Meldung erstattete, und nach Kriegsende wieder nach Quedlinburg zurückkehrte. 1976 starb Ackermann in Magdeburg.
Im Oktober 2012 besuchte der US-amerikanische Botschafter Philip D. Murphy den Geburtsort von Marcus Goldman. Die Führung durch Trappstadt übernahm die damalige Bundestagsabgeordnete des Landkreises Bad Kissingen Dorothee Bär (CSU).
(Stefan W. Römmelt)
Bevölkerung 1910
Literatur
- Gerhard Gronauer / Johannes Sander: Trappstadt. In: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken Teilband 2.1. Erarbeitet von Cornelia Berger-Dittscheid, Gerhard Gronauer, Hans-Christof Haas, Hans Schlumberger und Axel Töllner unter Mitarbeit von Hans-Jürgen Beck, Hans-Christoph Dittscheid, Johannes Sander und Elmar Schwinger, mit Beiträgen von Andreas Angerstorfer und Rotraud Ries. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 857-874.
- K. statistisches Landesamt: Gemeindeverzeichnis für das Königreich Bayern. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand von 1911. München 1911 (= Hefte zur Statistik des Königreichs Bayern 84), S. 230.