Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten nur vereinzelt jüdische Mitbürger in Roding. Nach dem Sturz der NS-Diktatur strömten sog. "Displaced Persons" (DPs) – befreite Häftlinge aus den Konzentrationslagern und Überlebende der Todesmärsche – in die US-Amerikanische Besatzungszone. Die Militärverwaltung errichtete Durchgangs- und Auffanglager in ganz Bayern. Vor allem jüdische DPs konnten zur Ruhe kommen und sich auf die Auswanderung vorbereiten. In Roding entstand 1945 durch die Beschlagnahme eine jüdische DP-(Durchgangs-)Gemeinde im Ortsgebiet. In einem Gasthaus (Chamer Straße 8) befanden sich Wohnungen und der soziale Mittelpunkt. Wie üblich verwaltete sich die kleine DP-Gemeinde unter dem gewählten Vorsitz von Jakob Wymaslowski und M. Pieczenik größtenteils selbst, versorgt von der UNRRA. Über kulturelle oder religiöse Einrichtungen ist nichts bekannt; anfangs lebten 225 jüdische DPs in Roding, doch wurden diese schnell auf größere Einrichtungen verteilt. Ab Mai 1946 waren es nur 16, doch stieg die Zahl bis September wieder auf 60 und erreichte im Februar 1947 mit 75 den Scheitelpunkt. Anschließend sanken die Zahlen, zumal Roding ab 1948 von der jüdischen DP-Gemeinde Cham aus mit verwaltet wurde, wo ein Betsaal, ein DP-Krankenhaus, eine koschere Küche und ein Cheder (Religionsschule) zur Verfügung standen.
Bevölkerung 1910
Adresse / Wegbeschreibung
Chamer Straße 8, 93426 Roding
Literatur
- Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 295.
- K. statistisches Landesamt: Gemeindeverzeichnis für das Königreich Bayern. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand von 1911. München 1911 (= Hefte zur Statistik des Königreichs Bayern 84), S. 126.