Jüdisches Leben
in Bayern

Rimbach Gemeinde

Jahrhundertelang herrschten die Zollner von Hallburg als Ministerialen des Hochstifts Würzburg im Dorf Rimbach und benannten eine eigene Linie nach dem Ort. Nach deren Aussterben im Jahr 1598 wechselte das Dorf öfters die Herrschaft, weil verschiedene Mitglieder des Adelsgeschlechts ihr Erbrecht geltend machten. In dieser Zeit kamen die ersten ritterlichen Schutzjuden nach Rimbach, im Castell'schen Archiv wird im Jahr 1608 ein "Beritz Jüden" genannt. Ob sich aber bereits zu diesem Zeitpunkt eine regelrechte Kehillah (Kultusgemeinde) bilden konnte, ist unbekannt. Als im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) die letzten Zollner starben, fiel die Rimbacher Herrschaft an das Hochstift zurück. Dann machten die Grafen von Schönborn einen geerbten Anspruch geltend und übernahmen 1663 die Ortsherrschaft.

Auch nachdem die Region 1814 endgültig zum Königreich Bayern gekommen war, behielten die Schönborns noch bis 1848 ihre Patrimonialgerichtsbarkeit. Bis ins 19. Jahrhundert hinein fehlen bislang Nachweise für jüdisches Leben in Rimbach. Wahrscheinlich im Jahr 1811 wurden neue Schutzfamilien aufgenommen, 1813 lebten 50 Jüdinnen und Juden im Dorf: Rund 20 Prozent der Bevölkerung. Als 1817 die Matrikelstellen vergeben wurden, erfassten die bayerischen Beamten im Dorf neun Haushaltsvorstände: Maier Samuel Schmied (Ellenwarenhandel), Simon Samson Goldberg (Betten- und Lumpenhandel), Maier Hayum Heim (Handel mit Ellen- und Kramwaren), Samson Samuel Reichmann (Schneider und Handel mit Ellenwaren), Joseph Simon Goldberg (Vieh- und einigen Kramwarenhandel), Samuel Mayer May (Ellenwarenhandel), Samuel Nathan Goldschmitt (verschiedener Warenhandel), Samson Nathan Niedermann (Viehschlachter) Pfeiffer Nathan Stark (Viehschlachter). Nach dem Tod von Simon Samson Goldberg übernahm 1821 Falk Schild (Feldbauer) die Vakanz, 1825 rückte Samuel Goldberg (Seifensieder und Lichterzieher) für den verstorbenen Joseph Simon Goldberg nach. Zunächst besuchten die schulpflichtigen jüdischen Kinder den Religionsunterricht im nahen Frankenwinheim. Der ansässige Lehrer war auch für das rituelle Schlachten in Rimbach zuständig (Schochet). In der Mitte des 19. Jahrhunderts versuchten die Kultusgemeinden von Rimbach, Järkendorf und Lülsfeld einen eigenen gemeinsamen Schulsprengel zu errichten, was ihnen am 5. Oktober 1855 auch zugestanden wurde. Der Religionslehrer Abraham Jung aus Brünnau zog daraufhin nach Lülsfeld. Der Unterricht und die Gottesdienste fanden dann abwechselnd in Brünnau und Järkendorf statt. Auch in Rimbach wurde dreimal im Sommer und dreimal im Winter Gottesdienst gefeiert, daher gab es wohl eine Synagoge beziehungsweise eine Betstube in einem der Privathäuser. Bis 1830 blieb die Stärke der jüdischen Kehillah konstant, dann setzte auch hier die für Franken typische Abwanderungswelle ein: Vor allem die Jugend suchte im Ausland ein besseres Leben und zog mit der 1861 errungenen freien Wohnortswahl in die größeren Wirtschaftszentren. Um 1860 löste sich die Kultusgemeinde aufgrund des Mitgliedermangels auf. 1875 lebten nur noch ein jüdisches Ehepaar in Rimbach, das 1881 nach Frankfurt am Main übersiedelte.

Bevölkerung 1875

Literatur

  • Dirk Rosenstock (Bearb.): Die Unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Würzburg 2008 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg 19), S. 238.
  • Franz Pfrang: Juden im Raum Volkach. In: Ute Feuerbach (Hg.): Unsere Mainschleife 1978–1992, Volkach 2008. S. 70-80.
  • Werner Steinhauser: Juden in und um Prichsenstadt: Prichsenstadt, Altenschönbach, Brünnau, Kirchschönbach, Järkendorf. Prichsenstadt 2002, S. 71.
  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 115f.
  • K. statistisches Bureau: Ergebnisse der Volkszählung im Königreiche Bayern am 1. Dezember 1875 [...]. München 1877 (= Hefte zur Statistik des Königreichs Bayern 36), S. 191.

Weiterführende Links