Jüdisches Leben
in Bayern

Rehweiler Gemeinde

Rehweiler gehörte zum Herrschaftsbereich der Grafen Castell. Die dort ansässigen jüdischen Einwohner hatten den Status von Schutzjuden. Seit etwa 1737 sind im Gräflich Castell'schen Archiv Unterlagen zu Schutzjuden in Rehweiler zu finden. Nachdem aber bereits für 1725 die Existenz eines jüdischen Friedhofs in Rehweiler überliefert ist, muss bereits gegen Ende des 17. Jahrhunderts eine jüdische Gemeinde existiert haben. 1807 machte die jüdische Gemeinde in Rehweiler mit 44 Mitgliedern knapp 18 Prozent der 245 Personen umfassenden Gesamteinwohnerzahl von Rehweiler aus.

Die 1817 vom Gräflich Castell'schen Gericht Rüdenhausen angelegten Matrikel geben einen Einblick in die jüdische Gemeinde Rehweiler. Es waren elf Matrikelstellen mit Schutzbriefinhabern besetzt. Der älteste Schutzbrief datierte von 1782 und war aus den Schmuser, einem Vermittler von Handelsgeschäften, Matthaeus Abraham, jetzt mit neuem Namen Pulvermann, ausgestellt. Die weiteren Familienoberhäupter waren als Viehhändler, Hopfen- und Weinhändler und als Textil- und Eisenwarenhändler tätig. Simson Joseph Friedmann, der 1817 die Stelle des verstorbenen Jacob Hirsch Gärtner erhielt, war von Beruf "Mandel- u. Cichorien-Fabrikant". Ohne Matrikelstelle, aber in Rehweiler ansässig, waren der Porzellanhändler Aron Marx und der Lehrer der jüdischen Schule Falk Moses Mühlhaeuser.

Die jüdische Gemeinde hatte eine Synagoge, eine Schule, ein rituelles Tauchbad und einen Friedhof, der 1812 durch ein angrenzendes Grundstück erweitert wurde. Trotzdem verlor die Gemeinde um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch Wegzug fast alle ihre Mitglieder. Die letzte Geburt wurde für 1850 vermerkt, die letzte Trauung 1847 und die letzte Beerdigung 1865. Gleichzeitig wurde aber 1852 bei den jüdischen Gemeinden in Bayern für den Neubau einer Synagoge gesammelt, ohne dass aber von einem Neubau später Nachrichten vorliegen. Bereits im Jahr 1875 lebten keine jüdischen Mitbürger mehr im Ort, die formelle Auflösung der Gemeinde war daher nur noch eine formale Angelegenheit.

Bilder

Literatur

  • Dirk Rosenstock (Bearb.): Die Unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Würzburg 2008 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg 19), S. 178-179.
  • Friedrich Wilhelm Viehbeck: Statistisch-historisch-geographische Beschreibung der Grafschaft Kastell in Franken. Herausgegeben als ein Beitrag zu Oesterreichers Denkwürdigkeiten der Staatenkunde Teutschlands, Bd 2 Hft. 1. Leipzig 1808.