Jüdisches Leben
in Bayern

Regen Gemeinde

Bis ins späte 19. Jahrhundert ist nichts über jüdisches Leben in Regen bekannt. Mit dem neu gewonnenen Recht auf Freizügigkeit zogen ab 1861 einige jüdische Familien in die Stadt, bildeten jedoch keine Gemeinde. Bereits 1910 waren keine jüdischen Einwohner mehr gemeldet. Vom 1945 bis 1948 richtete die US-Militärverwaltung zusammen mit der UNRRA in Regen eine Auffangstation für befreite jüdische Displaced Persons (DPs) aus den Lagern im Osten ein. Für ihre Unterbringung wurde privater Wohnraum im Ort beschlagnahmt. Die Gemeinde verwaltete sich mit einem gewählten Komitee größtenteils selbst, den Vorsitz hatten Schmuel Gottlieb und David Grüngras. Das Verwaltungszentrum befand sich im Landhaus Anna (Bahnhofstraße). Über kulturelle, sportliche oder religiöse Einrichtungen ist soweit noch nichts bekannt. Die kleine DP-Gemeinde zählte im Dezember 1945 insgesamt 80 Mitglieder, was bereits den Höchststand darstellte. Danach pendelte die Zahl bei 37 bis rund 60 Personen. Im Laufe des Jahres 1948 wurde die Gemeinde aufgelöst, die DPs verließen Regen und die Unterkünfte wurden den Eigentümern zurückgegeben. Heute erinnert nichts mehr an die kurzlebige jüdische Nachkriegsgemeinde. (Patrick Charell)

Bevölkerung 1875

Literatur

  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 343.
  • K. statistisches Bureau: Ergebnisse der Volkszählung im Königreiche Bayern am 1. Dezember 1875 [...]. München 1877 (= Hefte zur Statistik des Königreichs Bayern 36), S. 59.