Jüdisches Leben
in Bayern

Moosburg a.d.Isar Gemeinde

In Moosburg existierte vielleicht im Mittelalter eine jüdische Gemeinde, über die jedoch nach aktuellem Kenntnisstand nichts weiter bekannt ist. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs richtete die US-Armee gemeinsam mit der UNRRA ein Auffanglager für jüdische Displaced Persons (DPs) im Ort ein und beschlagnahmte dafür Wohnraum von zumeist politisch belasteten Privatpersonen. Die jüdische DP-Gemeinde Moosburg verwaltete sich unter dem gewählten Vorsitz von Dawid Kinas und Julius Schönmann größtenteils selbst. Abgesehen vom Betsaal (Herrnstraße 7) verfügte sie über einen Verwaltungssitz mit Versammlungsraum und einem Betsaal. Im Januar 1946 lebten 80 jüdische DPs im Ort. Die Gemeinde wuchs binnen Jahresfrist auf 195 Personen und erreichte im Februar 1947 mit 208 Jüdinnen und Juden ihren Höchststand. Die DP-Gemeinde gründete den Sportclub "Hapoel Moosburg", weitere Einrichtungen wie etwa eine Schule gab es nicht. Nach der Gründung des Staates Israels am 14. Mai 1948 begannen die DPs vermehrt abzuwandern, sowohl nach "Erez Israel", aber auch nach Amerika und andere Orte. Im Februar 1951 zählte die DP-Gemeinde nur noch 46 Mitglieder und wurde kurze zeit später aufgelöst. Sowohl der Verwaltungssitz wie auch das Gebäude mit dem Betsaal sind wieder normale Wohn- und Geschäftshäuser. Heute erinnert in Moosburg nichts mehr an die kurzzeitige Existenz der kleinen Nachkriegsgemeinde. (Patrick Charell)

Bevölkerung 1910

Literatur

  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 319.
  • K. statistisches Landesamt: Gemeindeverzeichnis für das Königreich Bayern. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand von 1911. München 1911 (= Hefte zur Statistik des Königreichs Bayern 84), S. 14.