Jüdisches Leben
in Bayern

Mechenried Gemeinde

Das Dorf Mechenried ist urkundlich im 12. Jahrhundert erstmals erwähnt und gehörte bis zur Säkularisation 1803 zum Hochstift Würzburg und fiel 1814 endgültig an Bayern. Mechenried war, wie viele andere Dörfer in den Haßbergen ein Ganerbendorf. Das bedeutete, dass es bis 1848 keine einheitliche Herrschaft im Ort gab, sondern dass sich verschiedene Grundherren Besitz und Rechte teilten. Die kleine jüdische Gemeinde in Mechenried kam wohl Ende des 17. /Anfang des 18. Jahrhunderts durch die Ansiedelung von Schutzjuden zustande. Erstmals werden 1699 zwölf Einwohner jüdischen Glaubens im Ort erfasst.

Bei der Vergabe der Matrikelstellen im Jahr 1817 datierten die Briefe der damaligen sechs Haushaltsvorstände zwischen 1780 und 1815, allerdings werden die Aussteller nicht genannt:

1. Eissig Michel Ulmann (Warenhandel, 61 Jahre alt mit Frau)

2. Joseph Hirsch Adler (Warenhandel, 42 Jahre alt mit Frau und sechs Kindern)

3. David Simon Grünebaum (Viehhandel, 44 Jahre alt mit Frau und zwei Kindern)

4. Isak Marx Bachmann (Schnittwarenhandel, 31 Jahre alt mit Frau und einem Kind)

5. Abraham Wolf Sidenmann (Vieh- und Kramhandel, 50 Jahre alt mit Frau und sechs Kindern)

6. Simon Michel Hirsch Adler (Schnittwarenhandel, 23 Jahre alte mit Frau). 

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde vermutlich einen Betraum, ein Schulzimmer für den Religionsunterricht der Kinder und ein rituelles Bad, alles unter einem Dach vereint in einem Gemeindezentrum mit Gartengrundstück an der heutigen Krummen Gasse 11. ). Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Kleinsteinach beigesetzt. Ob in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeitweise ein jüdischer Lehrer am Ort war, ist nicht bekannt. Möglicherweise hat auch immer ein auswärtiger Lehrer (in Frage kommt etwa Kleinsteinach) den Unterricht übernommen. Bis 1831 wuchs die Kehillah Mechenried auf 36 Personen an, dann setze mit der allgemeinen Auswanderungswelle ein Schrumpfungsprozess ein. 1867 lebten nur noch 15 Jüdinnen und Juden im Ort. In den kommenden Jahren löste sich die Gemeinde auf – bis zur Volkszählung 1875 hatten alle Juden den Ort verlassen.


(Patrick Charell)

Literatur

  • Dirk Rosenstock (Bearb.): Die Unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Würzburg 2008 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg 19), S. 145.
  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 98.
  • K. statistisches Bureau: Ergebnisse der Volkszählung im Königreiche Bayern am 1. Dezember 1875 [...]. München 1877 (= Hefte zur Statistik des Königreichs Bayern 36). S. 193.