Am 16. Juli 1328 wurde ein Kalman aus Erlbach als Bürger in Nürnberg aufgenommen. Die Spuren einer jüdischen Ansiedelung führen also bis ins Mittelalter zurück. Ob allerdings Erlbach auch zu den Orten zählt, die von der Rintfleisch-Verfolgung 1298 erfasst wurden, ist unklar. Eine spätere Quelle nennt Erlbach, doch könnte auch Obererlbach (heute Verwaltungsgemeinschaft Gunzenhausen) gemeint sein. Die nächsten Spuren finden sich im 16. und 17. Jahrhundert. Unter Markgraf Georg Friedrich I. von Brandenburg-Ansbach-Kulmbach erfolgte 1532 und 1535 eine Aufnahme von jüdischen Familien.
Eine spätere Quelle, der 1797 erschienene Band des "Magazins für die Ansbach-Bayreuthische Geschichte", beschreibt kurz die Lebensumstände der jüdischen Gemeinde in Erlbach in der Zeit um 1632. Die Familien hätten zu dieser Zeit alle an einem besonderen Platz gewohnt, der "Judenstadt" genannt worden sei "und zwar an dem Ort, der jetzt noch die Judentauch heißet." Die letztere umgangssprachliche Bezeichnung weist auf das Vorhandensein einer Mikwe hin.
Mit 1632 endete allerdings zunächst das jüdische Leben in Erlbach, da der Ort im Verlauf der Wirren des 30jährigen Kriegs niedergebrannt wurde. Die Neuansiedelung jüdischer Familien (wahrscheinlich schon Ende des 17. Jahrhunderts, gesichert ab 1723) war zahlenmäßig allerdings so gering, dass sie keine eigene Synagoge unterhalten konnten. Die Gottesdienste fanden in der Synagoge von Wilhermsdorf statt. Erst bis 1776 nahm die Zahl der jüdischen Einwohner zu und betrug 38 Personen.
Die gestiegene Zahl der Gemeindemitglieder, um 1800 zählte man 78 Einwohner, ermöglichte jetzt den Unterhalt einer (Religions-)Schule, einer Mikwe und eine Synagoge. Für Beerdigungen wurde aber immer noch der jüdische Friedhof in Wilhermsdorf genutzt.
Bereits 1837 war jedoch mit 90 Personen die höchste Zahl an Gemeindemitgliedern erreicht. Durch die allgemeine Aus- und Abwanderungswelle verringerte sich die Zahl in den nächsten Jahrzehnten dramatisch. Ein "H. Kohn" aus Markt Erlbach war der erste Jude, dem mit einer sehr knappen Magistratsentscheidung von 9 zu 8 Stimmen das Bürgerrecht in Nürnberg zuerteilt wurde. 1867 lebten nur mehr 36 und 1890 noch 10 jüdische Gemeindeangehörige in Erlbach.
Die Finanzierung der Gemeindeeinrichtungen war damit immer schwieriger geworden und stützte sich auf Zuwendungen der verzogenen ehemaligen Gemeindemitglieder. Kurz nach der Jahrhundertwende erfolgte eine stillschweigende Zusammenlegung mit der Gemeinde Wilhermsdorf. Um 1925 wurde die jüdische Gemeinde als aufgelöst betrachtet. Weil das jüdische Leben ohnehin so gut wie erloschen war, brachte die NS-Machtübernahme keine großen Veränderungen mit sich. Der letzte am Ort ansässige Jude wurde am 8. November 1938 angewiesen, Markt Erlbach innerhalb von 24 Stunden zu verlassen.
Von den in Markt Erlbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen: Pauline Borchardt geb. Schulherr (1870), Jette Ickelheimer (1872), Martin Ickelheimer (1869), Sophie Ickelheimer (1862), Fanny Oppenheimer geb. Falk (1868), Ida Schulherr (1872).
Bevölkerung 1910
Literatur
- Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 161.
- K. statistisches Landesamt: Gemeindeverzeichnis für das Königreich Bayern. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand von 1911. München 1911 (= Hefte zur Statistik des Königreichs Bayern 84), S. 193.