Jüdisches Leben
in Bayern

Leinach Gemeinde

In Unterleinach, seit 1978 Teil von Leinach, gibt es bereits im Spätmittelalter eine archivalische Überlieferung von jüdischen Namen. Sowohl in den Zinsregistern seit 1421 als auch in den Abgabenverzeichnissen der verschiedenen Herrschaften in Unterleinbach werden jüdische Bewohner genannt. Allerdings werden weder Zahlen genannt noch wird die Sozialstruktur sichtbar.

Erst im 18. Jahrhundert werden die Aussagen zur jüdischen Gemeinde konkreter. 1774 lebten wahrscheinlich vier jüdische Familien (Schmul Jud, Hona Jud, Samuel Jud, Berlein Jud) in Unterleinach. Möglicherweise handelt sich bei "Schmul Jud" hier um Schmul aus Unterleinach, der 1811 verstorben war und mit dessen Nachlass die Forderungen verschiedene Gläubiger befriedigt werden sollten, wie einem Aufruf im "Würzburger Intelligenzblatt" zu entnehmen war.

Die Matrikelaufstellung von 1813 zeigt, dass sechs Matrikelstellen vorhanden waren, weitere drei ledige Personen bzw. Familienoberhäupter lebten, behördlich geduldet, ohne Matrikelstellen in Unterleinach. Bär Samuel Strauß, geboren 1748, lebte vom "Viehhandel u. Geldausleihen", war verheiratet und hatte zwei erwachsene Kinder und besaß seit 1773 einen Schutzbrief in Unterleinach. Moises Bär Strauß, ein Sohn von Samuel Strauß, lebte vom "Handel mit Vieh, Tuch, Leder, Geldausleihen", war verheiratet und hatte fünf Kinder. Auch Sandel Löser Freudenberger besaß seit 1796 einen Schutzbrief, war verheiratet und hatte vier Kinder. Andere Matrikelstelleninhaber waren Viehhändler, Schnittwarenhändler und Seilermeister oder in der Landwirtschaft tätig.

1815 lebten sieben jüdische Familien mit 39 Angehörigen in Unterleinach. Die Gesamtzahl der Einwohner von Unterleinbach wird 1806 einer Landesbeschreibung mit 1150 Personen und 212 Häusern angegeben. 1830 zählte des Handbuch für den Unter-Mainkreis 1401 Personen, darunter 55 jüdische Einwohnern Die Höchstzahl mit 63 Gemeindemitgliedern war schon 1834 erreicht. danach folgte durch Auswanderung und Wegzug eine Abnahme auf 49 Personen (1871).

Die Gemeinde besaß eine Synagoge, eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Verstorbenen wurden auf dem jüdischen Friedhof in Laudenbach beigesetzt.

Wie in vielen kleinen Gemeinden üblich übte der Religionslehrer auch das Amt des Vorsängers aus und war als Schächter tätig. Seit 1809 sind Namen von in Unterleinach tätigen Lehrer überliefert. Dies deutet darauf hin, dass die Gemeinde die Unterhaltskosten aus eigener Kraft bestreiten konnte. Noch 1867 war in Unterleinach der Lehrer Ephraim Wolf tätig, der dann als Religionslehrer und Vorsänger nach Miltenberg wechselte.

Im Statistischen Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes von 1887 ist Unterleinach noch als Gemeinde aufgeführt, allerdings ohne weitere Angaben. In der Ausgabe von 1889 fehlt bereits jeder Hinweis auf Unterleinach. Die jüdische Gemeinde Unterleinach bestand zu dieser Zeit also nicht mehr.

Von den in Unterleinach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen: Carl (Karl) Freudenberger (1868), Julius Freudenberger (1880), Meyer (Maier) Freudenberger (1860), Richard Ferdinand Freudenberger (1882), Marianne Heß (1870), Amalie Maier geb. Strauß (1880), Marianne (Merina) Marx geb. Freudenberger (1873).  

Literatur

  • Steinmetz, Sabrina: Jüdische Kultusgemeinde Unterleinach - unsere vergessenen Bürgerinnen und Bürger. Facharbeit Geschichte - Friedrich-König-Gymnasium Würzburg. Kollegstufenjahrgang 2006/08. Eigenverlag 2009; auch in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 62 (2010), S. 313-370.
  • Demel, Christine: Leinach. Geschichte - Sagen - Gegenwart. Leinach 1999, hier S. 429-440
  • Schwierz, Israel: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, 2. Aufl. München 1992
  • Rosenstock, Dirk: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle ( Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13), Würzburg 2008, S. 264-265.