Ein Bericht in der Allgemeinen Zeitung des Judentums von 1842 gibt folgende Hinweise über die Anfänge eine jüdischen Gemeinschaft in Lehrberg: 'Die erste Ansiedlung der Juden erfolgte durch vier Familien, und war in dem Teile Lehrbergs, welcher der markgräflichen Gerichtsbarkeit unterworfen war. Sie kauften vier Häuser, dem Pfarrhofe gegenüber und jede Familie musste 36 Kreuzer dem Pfarrer für entgangene Stolgebühren leisten. Diese vier werden gegenwärtig noch von Judenfamilien bewohnt und die Abgabe besteht noch von Seite der Judenschaft". Diese Ansiedelung wurde aufgrund der Vertreibung aus der Markgrafschaft Brandenburg auf 1573 datiert.
Gesicherte Informationen bieten die Zahlen der jüdischen Gemeine im 18. und 19. Jahrhundert. 1714 ist von elf Familien die Rede. Dazu zählte auch die Familie des späteren Bayreuther Hofmalers Juda (Löw, Levi, Leo) Pinhas (1727-1793). Die kurze Biografie in der 1867 erschienen Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach konnte sich auf schriftliche Unterlagen in Familienbesitz stützen. Sein Vater war Sofer, also Schreiber von religiösen Texten wie Torarollen. Der Sohn wurde zweiter Hofmaler in Bayreuth und wurde als Porträtmaler von Markgräfin Friederike Wilhelme auch nach Berlin an den Hof von Friedrich II. empfohlen. Später wechselte er an den Ansbacher Hof zu Markgraf Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebten 26 Familien mit über 90 Personen in Lehrberg. Ein Höchststand wurde 1837 mit 140 Personen erreicht, die etwa 12 Prozent der Einwohnerschaft des Ortes bildeten. Die Gemeinde unterhielt eine Synagoge, eine Schule, eine Lehrerwohnung und ein rituelles Bad. Der von der Gemeinde angestellte Religionslehrer war auch Vorbeter und Schächter.
Der Rückgang der folgenden Jahre war rapide, da um 1900 nur noch sieben Jüdinnen und Juden in Lehrberg lebten. Die Gemeinde löste sich deshalb in diesen Jahren auf.
1933 wurden noch zehn jüdische Einwohner gezählt. Bis Januar 1939 verließen auf Grund der zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts alle den Ort. Sie verzogen in andere Orte oder konnten noch emigrieren.
Nach den Angaben bei Israel Schwierz war in einem landwirtschaftlichen Anwesen ein Anbau zur Feier des Laubhüttenfestes vorhanden. Die Decke sei mit einem Sternenhimmel bemalt gewesen und habe sich öffnen lassen. Zwei Häuser in Lehrberg, die von jüdischen Familien bewohnt wurden, trugen die Bezeichnung "Kleiner Seligmann" und "Großer Seligmann".
Von den in Lehrberg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen: Gitta Selling geb. Braun (geb. 1896) und ihr Sohn Bernhard Selling (geb. 1922 in Lehrberg); beide am 1. Dezember 1941 nach Riga / KZ Jungfernhof deportiert, für tot erklärt.
Literatur
- "Pinhas, Juda". Allgemeines Künstlerlexikon - Internationale Künstlerdatenbank - Online: Allgemeines Künstlerlexikon Online / Artists of the World Online, edited by Andreas Beyer, Bénédicte Savoy and Wolf Tegethoff. Berlin, New York: K. G. Saur, 2009. https://www-1degruyter-1com-100105dif0065.emedia1.bsb-muenchen.de/database/AKL/entry/_00171081T/html. Accessed 2022-02-06.
- Schwierz, Israel: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, 2. Aufl. München 1992, S. 174
- Krieger, Martin: Die Ansbacher Hofmaler des 17. und 18. Jahrhunderts. Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken 83. (1966). S. 239-257