Jüdisches Leben
in Bayern

Lauingen Gemeinde

Spuren jüdischer Ansiedelung in Lauingen sind nach Germania Judaica bereits im 13. Jahrhundert zu finden. Die jüdischen Einwohner von Lauingen zahlten 1293 zusammen mit Gundelfingen dem bayerischen Herzog Ludwig 170 Pfund Haller.

Es gibt bislang keinen Hinweis, wie stark die Rintfleisch-Verfolgung auch die jüdische Gemeinde in Lauingen betraf. Lauingen ist aber unter den Gedenkorten des Nürnberger Memorbuchs aufgeführt.

Die Verpfändung der Jahressteuer der jüdischen Einwohner von Lauingen 1324 durch Ludwig den Bayern deutet auf die Existenz einer jüdischen Gemeinde hin. Auch bei der Verpfändung der Stadt an den Pfalzgrafen bei Rhein 1330 werden die jüdischen Einwohner genannt.

Durch die Pestpogrome von 1348 scheint die Gemeinde stark betroffen worden zu sein. Das Lauinger Spital konnte sich zwischen 1347 und 1367 einige Häuser, die früher von Juden bewohnt worden waren, aneignen. Es wird vermutet, dass sich die ältere jüdische Gemeinde auf dem Gelände des späteren Spitals befand.

1367 erhielt die Stadt wieder das Recht, jüdische Bürger aufzunehmen. Dies wurde auch 1368 vom bayerischen Herzog Stefan II. bestätigt. Die Zahl der aufzunehmenden jüdischen Einwohner war nicht beschränkte. Die Juden sollten die gleichen Rechte wir die Lauinger Bürger oder die Juden in Oberbayern haben.

Die Häuser der jüdischen Gemeinde lagen in der Judengasse (heute Hirschstraße). Die Synagoge lag zentral (Hirschstraße 19), benachbart der sogenannte Judenhof, ein Komplex aus mehreren Häusern. Die jüdische Gemeinde beachtete die Gewohnheiten der Augsburger Gemeinde.im Zuge der Vertreibungen der Juden aus dem Herzogtum Bayern-Landshut erfolgte auch in Lauingen zwischen 1450 und 1451 die Ausweisung.

Im 16. Jahrhundert lebte wieder eine jüdische Gemeinde in Lauingen. Die überlieferten Nachrichten aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zeigen die jüdische Gemeinde im Spannungsverhältnis zwischen dem Rat der Stadt Lauingen und den Pfalzgrafen bei Rhein, zu deren Herrschaftsbereich Lauingen inzwischen gehörte. Die Pfalzgrafen und ihre Verwaltung in Neuburg versicherten der jüdischen Gemeinde immer wieder ihren Schutz und versuchten, die ärgsten Pressionen des Rates abzufangen. Der Rat der Stadt Lauingen betrieb jahrzehntelang eine schikanöse Politik der jüdischen Gemeinde gegenüber mit dem erklärten Ziel, die jüdischen Familien zu vertreiben. Nach unter Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm erhielten die Gemeinden von Lauingen, Höchstädt und Gundelfingen 1650 eine siebenjährige Aufenthaltsgarantie. Doch nach dem Tod des Pfalzgrafen übernahm sein Sohn Philipp Wilhelm die politische Linie der Stadt und verkündete trotz des Widerstands seiner Berater die Ausweisung zum Jahr 1653. Die noch verbliebenen zwölf Familien mussten die Stadt verlassen.

Literatur

  • Müller, Monika: Judenschutz vor Ort. Jüdische Gemeinden im Fürstentum Pfalz-Neuburg (Quellen und Darstellungen zur jüdischen Geschichte Schwabens Bd. 5), Augsburg 2016
  • Germania Judaica. Bd. II: Von 1238 bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, Tübingen 1968, 1. Halbband, S. 473 f.
  • Lamm, Louis: Zur Geschichte der Juden in Lauingen, Mainz 1903
  • Germania Judaica, Bd. III, Tübingen 1987, 1. Teilband, S. 722-724