Jüdisches Leben
in Bayern

Küps Gemeinde

Die jüdische Gemeinde in Küps geht bis in das 16. Jahrhundert zurück. Die Grundherrschaft übten die Freiherren von Redwitz-Küps aus. Sie ermöglichten gegen Schutzgeldzahlungen eine Ansiedelung von jüdischen Familien. Da gegen Ende des 16. Jahrhunderts bereits die Existenz des jüdischen Friedhofs vermutet wird, ist von einer frühen und stabilen Ansiedelung auszugehen. In dieser Frühzeit Ende des 17. Jahrhunderts wird die jüdische Gemeinde auf zwanzig Familien geschätzt, die achtzehn Häuser bewohnt hätten. Die Existenz einer Synagoge oder eines kleinen Betsaals um 1694 ist deshalb wahrscheinlich, aber nicht belegbar.

Größeres Aufsehen erregte 1797 der Vorwurf an Lehrer Marx Abraham des versuchten Ritualmorde an einem zehnjährigen Jungen. Nähere Untersuchungen ergaben zwar die Haltlosigkeit der Vorwürfe, doch die jüdische Gemeinde musste immer mit Übergriffen ihrer christlichen Mitbürger rechnen.

Die Blütezeit der jüdischen Gemeinde in Küps lag sicher im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert. Gesicherte Zahlen gibt es aber erst ab 1810, als die Gemeinde etwa 160 Mitglieder umfasste, etwa 20 Prozent der Küpser Bevölkerung. Die Matrikelaufstellung weisen 21 Matrikelstellen nach. Der Anteil an der Ortsbevölkerung sank aber bereits 1852 auf etwa fünf Prozent. Die jüdischen Küpser, die als arme Gemeinde bezeichnet wurden, lebten vom Handel und Hausieren. Abweichende Berufe waren ein Goldarbeiter, ein Salzfaktor, ein Barbier und ein Konditor.

In der Matrikelliste ist auch David Salomon Sachs aufgeführt. Er war Vorsinger in der jüdischen Gemeinde Wannbach und hatte sein 1803 in Küps einen Schutzstatus.

Reibereien mit der staatlichen Aufsichtsbehörde bot 1823 die Situation der jüdischen Schule. Die Kinder besuchten die christliche Schule in Küps und erhielten den Religionsunterricht in der jüdischen Schule. Nach Ansicht der Behörde handelte es sich dabei im eine "Winkelschule", die zu schließen sei. Vielleicht ist es kein Zufall, dass die jüdische Gemeinde seit 1823 ebenfalls einen schweren Dissens wegen ihres Rabbiners mit dem Staat hatte. Die Behörde verweigerte dem Rabbiner die staatliche Anerkennung, was zu einer Schließung der Synagoge bis 1842 führte. Ebenfalls 1831 konnte aufgrund staatlicher Anweisung der Friedhof nicht mehr genutzt werden. Der Wegzug von größeren Teilen der jüdischen Gemeinde ist wohl auch unter diesem Aspekt der Einschränkung zu sehen.

Die jüdischen Bürger von Küps waren im 19. Jahrhundert in den verschiedenen Vereinen und gemeindlichen Einrichtungen engagiert: In der Einquartierungkommission, in der Gemeindeversammlung, bei den Geschworenen, der Freiwiligen Feuerwehr und als Schulpfleger der katholischen Schule. Trotzdem setzte sich der Rückgang der Gemeindemitglieder fort und um 1900 lebte kein Gemeindemitglied mehr in Küps. Zu dieser Zeit wurde die Gemeinde aufgelöst und das Synagogengebäude verkauft.

Noch erhalten und im bayerischen Denkmal-Atlas aufgeführt ist eine Mikwe in einem Privathaus aus dem 17./18. Jahrhundert. Einen 3D Rundgang durch die Mikwe in Küps finden Sie hier.

Literatur

  • Gesellschaft für Familienforschung in Franken / Staatliche Archive Bayerns (Hg.): Staatsarchiv Bamberg - Die 'Judenmatrikel' 1824-1861 für Oberfranken (gff digital, Reihe A: Digitalisierte Quellen, 2 = Staatliche Archive Bayerns, Digitale Medien, 4), Nürnberg 2017.
  • Christian Ebertsch / Dieter Lau: Jüdische Landgemeinde Küps. Küps 2015.
  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 226f.
  • Klaus Guth: Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (1800–1942), ein historisch-topographisches Handbuch. Bamberg 1988 (= Landjudentum in Oberfranken. Geschichte und Volkskultur 1), S. 222-228.