Die kleine jüdische Gemeinschaft in Kolmsdorf wird nur durch den Matrikeleintrag von 1822 rekonstruierbar, sie bestand einzig aus der Familie Silbermann. Der 1773 geborene Salomon Silbermann hatte nach 1813 "mit höchster Genehmigung" ein größeres Bauerngut mit dreißig Morgen Land gekauft. Staatliche Quellen berichten, dass er allem Handel entsagt habe und von der Ökonomie (Landwirtschaft) lebe. In der Matrikelbeschreibung wird die Familie von Salomon Silbermann genau aufgeführt. Er war mit der 1783 geborenen Eva verheiratet, aus der Ehe gingen sechs Töchter und fünf Söhne hervor: Haymann (Hajum, * 1803), Süßmann (*1805), Jacob (*1808), Jette (*1808), Dorothea (* 1809), Karoline (*1810), Rosine (*1811), Lazarus (*1816), Mantel (*1818), Babette (*1819), Jeanette (*1820), Jonathan (*1822), Hanna (*1827).
Die Vermögensverhältnisse von Salomon Silbermann wurden zwischen 4.000 und 8.000 Gulden geschätzt. Deshalb war es für ihn auch kein Problem, für die Kinder einen eigenen Lehrer zu beschäftigen, den 19jährigen Löb Weil aus Baiersdorf. Diese sog. Winkelschule stellte in den 1820ern noch kein Problem dar, zumal es sich um einen Hauslehrer handelte. Im Jahr 1832 wird Süßmann (Sußmann) Silbermann mit einem eigenen Vermögen im Matrikelband aufgeführt. Jonathan Silbermann übernahm 1846 die Matrikelstelle, zog aber 1854 nach Bischberg, wo er die Landwirtschaft nur noch im Nebenerwerb führte. Ein Sohn von Jonathan war der 1851 in Kolmsdorf geborene Eduard Silbermann (1851-1917), der als erster deutsche Jude Staatsanwalt in München und später Senatspräsident beim Oberlandesgericht wurde. Er beschreibt in seinen Memoiren das Leben seiner Mutter in Kolmsdorf, und wie sie als intellektuell höchst interessierte Frau unter der bäuerlichen Umgebung sehr gelitten hatte. Die Eltern von Eduard Silbermann zogen deshalb Ende 1852 in das etwas größere Bischberg. Mit ihrem Weggang endete auch die Geschichte der kleinen Kolmsdorfer Gemeinschaft, die bereits 1840 in einer Statistik des Königreichs Bayern nicht mehr erwähnt wurde.
Literatur
- Gesellschaft für Familienforschung in Franken / Staatliche Archive Bayerns (Hg.): Staatsarchiv Bamberg - Die 'Judenmatrikel' 1824-1861 für Oberfranken. Nürnberg 2017. Ggfs. digital (Reihe A: Digitalisierte Quellen, 2 = Staatliche Archive Bayerns, Digitale Medien 4).
- Johann Fleischmann: 1822 - Die Judenmatrikel von Kolmsdorf. In: Mesusa 2 Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach. Mühlhausen 2000, S. 55-58.
- Max Siebert: Das Königreich Bayern topographisch-statistisch in lexicographischer und tabellarischer Form dargestellt. München 1840, S. 275.