Jüdisches Leben
in Bayern

Kleinostheim Gemeinde

Die Anfänge der jüdischen Gemeinde in Kleinostheim (Landkreis Aschaffenburg) liegen im 18. Jahrhundert. Um 1820 zählte sie etwa 40 Personen und löste sich in den 1860er Jahre auf. Die Matrikelaufstellung von 1817 weist für Kleinostheim neun Stellen aus. Abraham Moses Frank und Joseph Isenburger waren Makler, Viehhändler und Schlachter. Ebenfalls Viehhändler war Samuel Meyer, während Löw Moses Abraham Frank Viehhändler und Schlachter war. Raphael Amschel Sinzheimer gab als Erwerbstätigkeit Krämerei an. Simon Joseph Frenkel gab "Krämerei, dann Makelei u. Copiren" an. Bei Moses Jacob Jacobson hieß es "Makelei u. Kram". Abraham Isenburger betrieb eine Pottaschesiederei und Heska Isenburger eine Seifensiederei.

Die Größe der jüdischen Gemeinde in Kleinostheim dürfte etwa vierzig Personen umfasst haben, während der gesamte Ort 1812 in einer Beschreibung des Großherzogtums Frankfurt 856 Einwohner zählte. Auch 1835 gibt es nur allgemeine Angaben mit dem Hinweis auf eine Einwohnerzahl von 1060 Personen, "unter welchen mehre Juden sind". 1836 meldete der Allgemeine Anzeiger für das Königreich Bayern, dass der "israelitische Handelsmann Amschel Rosenberger zu Kleinostheim" seine Zahlungsunfähigkeit erklärt habe und mit seinen Gläubigern einen Vergleich suche. Wie in vielen anderen Fällen auch wird hier die Religionszugehörigkeit nur bei jüdischen Einwohnern hinzugefügt. Rosenberger ist nach Kleinostheim zugezogen, da er in der Matrikelliste von 1817 nicht aufgeführt ist. Vermutlich in den 1840er Jahren war in Kleinostheim Jacob Rosenbaum (gestorben 1897) tätig. Er übte das Amte des Lehrers aus, war Vorsänger und Schächter. Zu dieser Zeit war die jüdische Gemeinde also noch so groß, dass sie Jacob Rosenbaum beschäftigen konnte.

Trotzdem war durch Wegzug und Auswanderung die langsame Auflösung der jüdischen Gemeinde nicht aufzuhalten. 1865 ist noch ein A. Rosenberger in Kleinostheim nachzuweisen, der für die Palästina-Hilfe spendete. Eventuell ist er mit dem genannten Amschel Rosenberger verwandt. Bei der Volkszählung 1875 zählte man in Kleinostheim keinen jüdischen Einwohner mehr.


(Patrick Charell)

Bevölkerung 1840

Literatur

  • Dirk Rosenstock (Bearb.): Die Unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Würzburg 2008 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg 19), 93.
  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 86.
  • Max Siebert: Das Königreich Bayern topographisch-statistisch in lexicographischer und tabellarischer Form dargestellt. München 1840, S. 437.