1560 ließ der Würzburger Fürstbischof Friedrich von Wirsberg (Amtszeit 1558‒1573) alle Juden aus seinem unmittelbaren Herrschaftsbereich ausweisen. Diese Politik wurde auch von seinen Nachfolgern fortgesetzt. Die Vertriebenen fanden in den nahegelegenen reichsritterschaftlichen Dörfern Aufnahme und mussten dafür Schutzgelder an die dortigen Grundherren bezahlen. Nach dem Erwerb von Zollzeichen durften Juden tagsüber in den Städten, z.B. in dem benachbarten Karlstadt, ihren Geschäften nachgehen. Im Burgdorf Karlburg wurde nachweislich erstmals 1631 ein jüdischer Viehhändler sesshaft. Zwanzig Jahre später folgte die Familie eines weiteren Viehhändlers; 1652 ließ sich noch ein Warenhändler nieder. Sie alle standen vermutlich unter dem Schutz des Würzburger Juliusspitals.
Das Spitalstift hatte, einem Bericht vom Ende des 17. Jahrhunderts zufolge, bereits im Jahr 1598 in Karlburg ein Hofgut vom Ortsherren Albrecht von Steinau erworben, in dem anschließend jüdische Familien wohnten. Um 1700 gab es etwa sieben jüdische Haushalte im Ort. Die jüdischen Einwohner besuchten zusammen mit den Familien in Mühlbach die Synagoge von Laudenbach, die eine knappe Wegstunde entfernt lag, und sie bestatteten auch ihre Toten auf dem dortigen Verbandsfriedhof.
Im 18. Jahrhundert richtete das Würzburger Juliusspital ein weiteres Anwesen mit Wohnungen für jüdische Familien ein. Leider gibt es aus dieser Zeit keine Nachrichten über die genaue Anzahl jüdischer Mitbürger in Karlburg. Anfang der 1790er Jahren waren jedoch alle Israeliten aus dem Ort weggezogen und das Spital ließ 1794 ein "altes Judenhaus" zu einem Viehstall umbauen.
(Christine Riedl-Valder)
Literatur
- Hans Schlumberger / Cornelia Berger-Dittscheid: Karlstadt mit Karlburg. In: Wolfgang Kraus, Gury Schneider-Ludorff, Hans-Christoph Dittscheid, Meier Schwarz (Hg.): Mehr als Steine... Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/1: Unterfranken, Teilband 1. Erarbeitet von Axel Töllner, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Hans Schlumberger unter Mitarbeit von Gerhard Gronauer, Jonas Leipziger und Liesa Weber, mit einem Beitrag von Roland Flade. Lindenberg im Allgäu 2015, S. 225-233.