Jüdisches Leben
in Bayern

Geiselwind Gemeinde

Geiselwind war Teil der Gräflich Castell'schen Herrschaft. Erste Spuren einer jüdischen Familie finden sich 1576. Hier wird in den Unterlagen des Fürstlich Castell'schen Archivs ein "Abraham Jud zu Geiselwind" genannt. Die Ansiedelung von Schutzjuden war durchaus umstritten. So beschwerte sich 1580 der evangelische Geistliche des benachbarten Rödelsee bei Graf Georg II. zu Castell.  „Auch das Ich ettwa der Juden halber vf der Canzell meldung gethan, das er die Obrigkeit nit treulich vnnd guet mit einer Gemein vnnd mit den Vnderthanen maint, die souil Juden in einem gemeinen flecken annimbt vnnd die alda haust vnnd heget, dann solches ist einem flecken nit allein schedlich sonder auch nachtheilig vnnd ein schmach an einem solchen ortt souil Juden schuzen das in ganzen Franckenlandt kein solches dorf oder Flecken befunden wurdt." 

In Geiselwind lebten im 16. Jahrhundert einige jüdische Familien. So führten die Pfarrmatrikel von 1664 jüdische Familien an, ohne allerdings die Zahl zu nennen. Jede diese Familien hatten dem Pfarrer eine jährliche Abgabe (in recognitionem parochi proprii) von 24 Kreuzer zu leisten, um den Pfarrer für entgangene Einnahmen zu entschädigen. Die Toten der kleinen Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Aschbach beigesetzt.

Auch im 18. Jahrhundert dürfte die Gemeinde sehr klein gewesen sein. Möglicherweise bestand zu dieser Zeit bereits eine Synagoge, eine eigene Schule und einen Lehrer gab es eher nicht. Namentlich sind zu dieser Zeit Loew und Benjamin, Sohn des Lazarus bekannt. Sie heirateten zwei Töchter des in Castell ansässigen Schutzjuden Jakob Balin.

Die seit 1814 vor dem Castell'schen Herrschaftsgericht Burghaslach angelegten Matrikel weisen drei Stellen aus. Der 1785 geborene Isaak Loew, der den Namen Krackenberger angenommen hatte, besaß seit dem 2. März 1814 einen Schutzbrief und gab als Erwerbstätigkeit Feldbau und Viehhandel an. Nach seinem Tod übernahm seine Witwe Rebekka die Stelle. Die zweite Matrikelstelle besetzte zunächst der 1785 geborene Joseph Benjamin Nachtigall. Er handelte mit Schnittwaren und war auch als Schächter tätig. Nach seinem Tod trat 1825 sein Sohn Philipp (Pfeifel) Nachtigall, geboren 1799, von Beruf Metzgermeister, in die Stelle ein. Ihm folgte seine Mutter Rettel Nachtigall. Die dritte Matrikelstelle besaß der 1791 geborene Lazarus Jakob Vogelbaum, der mit Schnittwaren handelte und ein Ladengeschäft betrieb. Er verzichtete 1855 zugunsten seines Sohnes Salomon. Die Familien Vogelbaum und Nachtigall waren auch als Darlehensgeber und im Grundstückshandel tätig. Geiselwind hatte um 1835 etwa 460 Einwohner, der Anteil der jüdischen Bevölkerung daran dürfte unter zehn Prozent betragen haben.

Um 1875 erfolgte die Auflösung der jüdischen Gemeinde. Die letzte jüdische Bewohnerin von Geiselwind, die ledige Schnittwarenhändlerin Lea Löwenstein, starb 1879 im Alter von 69 Jahren.

Literatur

  • Staatsarchiv Nürnberg: Die Judenmatrikel 1813-1861 für Mittelfranken. Bd. 5. Zu Geiselwind. CD Nürnberg 2003 (gff digital, Reihe A: Digitalisierte Quellen, 1 = Staatliche Archive Bayern, Digitale Medien, 1