In Garmisch und Partenkirchen lebten bis in die 1930er Jahre eine Reihe von jüdischen Familien. Es kam aber zu keiner Bildung einer jüdischen Gemeinde. Die jüdischen Familien waren in die Münchner Gemeinde eingebunden. Nach 1933 waren die jüdischen Mitbürger von Garmisch und Partenkirchen, seit dem 1. Januar 1935 Garmisch-Partenkirchen, immer stärkeren Repressalien und Restriktionen ausgesetzt. Die offene Ausgrenzung und Anfeindung von jüdischen Kurgästen, die schon in den 1920er Jahren begonnen hatte, verstärkte sich.
Im Februar 1938 propagierte eine Großkundgebung der örtlichen NSDAP eine "Fremdensaison ohne Juden". Am 10. November inszenierte die örtliche SA mit Unterstützung der einheimischen Bevölkerung eine widerliche Hetzaktion gegen die in Garmisch-Partenkirchen lebenden jüdischen Mitbürger. Diese wurden auf dem heutigen Marienplatz zusammengetrieben, beschimpft und bespuckt, und mussten unterschreiben, dass sie ihren Besitz an einen "Arier" verkaufen und sofort den Ort verlassen würden. Nach der erzwungenen Unterschrift verließen 44 jüdische Bewohner von Garmisch-Partenkirchen den Ort.
Erst im November 2010 stellte die Marktgemeinde ein Denkmal zur Erinnerung an die jüdischen Opfer der NS-Zeit auf. Der Text lautet:
"Im ehemaligen Kur- und Rathaus des Marktes Garmisch, von 1935 bis 1945 'Haus der Nationalsozialisten', wurden am Pogromtag des 10. November 1938 44 jüdische Bürgerinnen und Bürger des Marktes Garmisch-Partenkirchen gezwungen, ihren Wohnort für immer zu verlassen. Das Ehepaar Emmy und Dr. Michael Schnebel und Klara Kohtz mit ihrer Tochter Lotte haben sich in ihrer Verzweiflung das Leben genommen, Dr. Richard Ladenburg verstarb bei der erzwungenen Ausreise. Hedy Staackmann wurde später in das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt, Berta Schneider in das Lager Piaski bei Lublin - "…seither fehlt jede Spur…". Anna Riemer wurde 1943 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. 10. November 2010. Die Bürgerinnen und Bürger von Garmisch-Partenkirchen erinnern und gedenken."
Die Forschungen von Alois Schwarzmüller dokumentieren detailliert die Geschichte der jüdischen Bürger von Garmisch-Partenkirchen zwischen 1933 bis 1945.
Für viele Überlebende der Todesmärsche aus dem Konzentrationslager Dachau in Richtung Mittenwald war nach der Befreiung Anfang Mai 1945 Garmisch-Partenkirchen eine Anlaufstation. Die US-Armee und die UNRRA richteten im Ort eine DP-Gemeinde ein, für die Wohnraum von zumeist politisch belasteten Privatpersonen beschlagnahmt wurde. Mitte November 1945 lebten etwa 200 jüdische Überlebende, meist aus Polen, im Ort. Dieser jüdischen Gemeinde wurden zwei Pensionen als Versammlungsorte zur Verfügung gestellt. In der Pension Ohlsenhof, von-Brug-Straße 18, wurde eine Synagoge eingerichtet. In der Bahnhofstraße 84 befand sich eine koschere Metzgerei. Im Mai 1946 zählte die Gemeinde bereits 450 Mitglieder. Der Jahrestag der Befreiung wurde am 1. Mai 1946 im Jüdischen Haus (Werdenfelser Michl) gefeiert, 1947 war der Sitz der Jüdischen Gemeinde das "Café Bischoff" in der Bahnhofstraße 83,
Obwohl die Zahl der in Garmisch-Partenkirchen wohnenden DPs aufgrund der schlechten Wohnraumsituation auf 450 Personen begrenzt war, lebten in der ersten Jahreshälfte 1947 bis zu 650 Personen am Ort. Enge Verbindungen bestanden auch mit der DP-Gemeinde in Mittenwald, deren Mitglieder ebenfalls die Einrichtungen in Garmisch-Partenkirchen nutzten. Die Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde hatten immer Schwierigkeiten, geeignete Räume für die Gemeindearbeit zu finden. Die politische Gemeinde versuchte in der Hoffnung auf einen zu erwartenden Fremdenverkehr, Hotels und Pensionen frei zu bekommen. So waren die Büros der jüdischen Gemeinde ab 1948 im Haus Regina in der Hauptstraße, das von der KZ-Betreuungsstelle zur Verfügung gestellt wurde.
Ende 1948 zählte man noch 406 Personen jüdischen Glaubens in der Marktgemeinde. Durch Auswanderung, vor allem nach Israel und Amerika, sank die Zahl bis zum Februar 1951 auf 119. In diesem Jahr dürfte auch die Auflösung der jüdischen Gemeinde erfolgt sein.
(Patrick Charell)