Die ersten Spuren jüdischen Lebens in Bischofsheim datieren 1336. Damals bezogen Johann IV. und Eberhard von Kühndorf von ihren jüdischen Untertanen die Hälfte aller Einkünfte. Im Buch der 'Contracte' des Fürstbischofs Johann von Egloffstein wurde 1401 die Auflage einer besonderen Steuer für Juden in Bischofsheim von je zehn Gulden an die fürstbischöfliche Kammer und an die Herren von Ebersberg, genannt von Weyhers, vermeldet.
Landrichter Eyßel überlieferte Mitte des 19. Jahrhunderts: 'Die in den alten Zeiten zu Bischofsheim befindlichen Juden mögen zur Zeit als die Edlen von Ebersberg, Haun, Rumrod in Bischofsheim Besitzungen und Wohnstätten hatten, dahin gekommen sein und Aufnahme gefunden haben. Deren Wohnungen befanden sich in der oberen Hofgasse, welche auch Judengasse genannt wurde. Von einzelnen Einwohnern Bischofsheims wird auf Zeugnis eines gewissen Johann Aschenbrücker, geboren 1732, welcher ein beinahe hundertjähriges Alter erreicht hatte, angegeben, dass noch in den 1750er Jahren in der Hofgasse Judenhäuschen standen, welche ein Brandunglück verschont hatte. Die Zahl der Judenschaft zu Bischofsheim mag nicht unbeträchtlich gewesen sein, denn sie hatten einen Tempel und großen Begräbnisplatz. Die Stelle, an welcher in der Hofgasse der Tempel gestanden, und an welcher noch die Fundamente zu erkennen sind, wurde später mit einer Scheune überbaut. Die Scheune wurde 1816 ein Raub der Flammen. Nach Angaben des damaligen Besitzers Johann Georg Eckert von Bischofsheim wurden an der Brandstätte Nachgrabungen angestellt und nebst vielem alten Eisen, welches auf einen großartigen Bau hindeutete, auch ein Teil einer alten Sabbatlampe von Messing ausgegraben, gleichwie ein menschliches Gerippe, bei welchem sich ein alter Topf mit gut erhaltenen Gläsern vorgefunden habe. In solchen seien zwei alte Goldmünzen gewesen, welche sich die Dienstmagd des Hauses als die Auffinderin angeeignet habe. Jörg Thoma Eckert, Urgroßvater des oben genannten Zeugen Johann Georg Eckert von Bischofsheim, geboren 1710, hatte gemäß des Bischofsheimer Lagerbuches den Platz, wo der Tempel und die Judenhäuschen gestanden und zum Weyherschen Lehn gehörte, durch Kauf erworben und bis 1796 als Garten zur Obstzucht benützt. Derselbe wurde zum Bauplatz für drei Häuser mit Scheunen verwendet. Unter dem Namen 'Judenkirchhof' befindet sich noch eine beträchtliche Strecke in der Flurmarkung nordöstlich von Bischofsheim, welche in neuerer Zeit zu Weidenpflanzungen verwendet wurde. Nach Aussage alter Leute kamen noch in den 1770er Jahren alljährlich einige Judenfrauen aus der Umgegend dahin und verrichteten ihr Gebet" (Abdruck bei Reinhold Albert, Mainpost 6.8.2015 und Rhön-Saalepost 30.9.2015).
Das Ende der Gemeinde ist nicht bekannt, es könnte aber sein, dass sie im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ausgelöscht bzw. vertrieben wurde. Der Bericht des Landrichters gibt an: "Nach dem Jahre 1639, als die Stadt Bischofsheim durch die Schweden erstürmt und in Brand gesteckt worden war, sollen die Juden daraus vertrieben worden sein, weil die übrigen Einwohner denselben bei jenen Unglücksfällen Verräterei zur Last legten". Die jüdische Gemeinde scheint von den christlichen Bischofsheimern zum Sündenbock für den negativen Kriegsverlauf gemacht worden zu sein.
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Literatur
- Schumm, Anton: Geschichte der Stadt Bischofsheim vor der Rhön, seinen Landsleuten und allen Freunden der Rhön. Würzburg 1875
- Schwierz, Israel: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, 2. Aufl. München 1992
- Albert, Reinhold: Chronik der Stadt Bischofsheim. 2009
- Germania Judaica. Band II: Von 1238 bis zur Mittel des 14. Jahrhunderts, 1. Halbband, Tübingen 1968, S. 85