Jüdisches Leben
in Bayern

Bischberg Gemeinde

In Bischberg bestand zwischen 1602 und 1904 eine jüdische Gemeinde. Die Entstehungszeit der Gemeinde geht auf das beginnenden 17, Jahrhundert zurück, da 1602 zum ersten Mal Juden in Bischberg genannt wurden. Die Einwohner des Ortes beschwerten sich damals bei ihrer Obrigkeit, dass die Ansiedelung eines oder mehrerer Juden eine Neuerung und für die Gemeinde schädlich sei. 1732 dürfte die Gemeinde aus 13 Haushalten bestanden waren. Die Blütezeit der Gemeinde lag in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die jüdischen Einwohner stellten zu dieser Zeit etwa 20 Prozent der Ortsbevölkerung.

Die Matrikellisten der 1820er Jahre weisen für den Ort 35 Matrikelstellen aus.1825/26 war Bischberg sogar kurzzeitig Distriktsrabbinat für die Gemeinden Aschbach, Burgebrach und Trabelsdorf, ehe das Rabbinat nach Burgebrach verlegt wurde. Die Sozialstruktur der Gemeinde war stark auf den Handel ausgerichtet. 1822 zählte man 24 Einwohner, die als ausgeübte Tätigkeit den Hausierhandel, Trödelhandel, Viehhandel, Schnittwarenhandel oder Eisenwarenhandel angaben. Auch gab es vier Schächter. Die Gemeinde unterhielt eine Synagoge und die jüdische Religionsschule, die 1875 noch vierzehn Kinder besuchten. 1882 suchte die Gemeinde einen Religionslehrer, der auch die Aufgaben eines Vorbeters und eines Schächters übernehmen sollte. Die Gemeinde begrub ihre Toten auf dem jüdischen Friedhof in Walsdorf. 1852 stellten sie den Antrag auf einen eigenen Friedhof mit der Begründung, der Walsdorfer Friedhof sei zu klein, die Wege dorthin vor allem im Winter schlecht zu begehen, und da am Sabbat nicht beerdigt werden dürfe, stellten sich wegen der langen Wegstrecke hygienische Bedenken ein. Am 9. Juli 1852 erfolgte die behördliche Genehmigung, allerdings gelangte das hierfür bestimmte Grundstück nie in den Besitz der Kultusgemeinde.

Der Bevölkerungsrückgang nach der Mitte des 19. Jahrhunderts durch Auswanderung und Wegzug führte zu einer drastischen Schrumpfung der Gemeinde: 1900 lebten nur noch 11 Jüdinnen und Juden im Ort. Bereits 1891 war en schon unter Beibehaltung der rechtlichen Unabhängigkeit die Gemeinden Trunstadt, Viereth und Bischberg zu einer Gesamtgemeinde vereinigt worden. Der endgültige Zusammenschluss dieser Gesamtgemeinde mit der IKG Bamberg erfolgte am 29. April 1904 und bedeutete das Ende der jüdischen Gemeinde Bischberg. Das Vermögen der Gemeinde, das aus dem Synagogengebäude, den Einrichtungsgegenständen der Synagoge und Stiftungsvermögen bestand, betrug 4928,50 Mark. 1910 lebten noch vier Juden in Bischberg. In der Liste des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege wird als Baudenkmal das Anwesen Fischerei 27 als "ehemaliges jüdisches Wohnhaus" und als Bodendenkmal ein "rituelles Tauchbad (Mikwe), im Bereich der ehem. frühneuzeitlichen Synagoge von Bischberg" aufgeführt.

Bilder

Bevölkerung 1910

Literatur

  • Andreas Schenker: Konflikte zwischen Juden und Herrschaft Bischberg in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts – Handlungsspielräume in einem herrschaftlich zersplitterten Dorf. In: Michaela Schmölz-Häberlein (Hg.), Jüdisches Leben in der Region: Herrschaft, Wirtschaft und Gesellschaft im Süden des Alten Reiches. Baden-Baden 2018, S. 101-120.
  • Gesellschaft für Familienforschung in Franken / Staatliche Archive Bayerns (Hg.): Staatsarchiv Bamberg - Die 'Judenmatrikel' 1824-1861 für Oberfranken. Nürnberg 2017. Ggfs digital: Reihe A. Digitalisierte Quellen, 2 = Staatliche Archive Bayerns, Digitale Medien 4).
  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 210.
  • Klaus Guth: Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (1800–1942), ein historisch-topographisches Handbuch. Bamberg 1988 (= Landjudentum in Oberfranken. Geschichte und Volkskultur 1), S. 109-115.
  • K. statistisches Landesamt: Gemeindeverzeichnis für das Königreich Bayern. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand von 1911. München 1911 (= Hefte zur Statistik des Königreichs Bayern 84), S. 140.