Im Jahr 1406 erlaubte der römisch-deutsche König Ruprecht von Wittelsbach (1398-1410) dem Bamberger Domkapitel, als Ortsherr in Staffelstein Schutzjuden aufzunehmen. Unbekannt ist jedoch, ob dieses Recht sofort wahrgenommen wurde. Weil Quellen in Coburg bereits 1385 Juden mit dem Ortsnachweis Staffelstein aufführen, ist jedoch davon auszugehen dass es bereits ab der Mitte (?) des 14. Jahrhunderts eine Gemeinde oder zumindest eine Gemeinschaft (Jischuw) gegeben hat. Im Jahr 1412 schwor die Stadtgemeinde dem Domkapitel in einem vertraglichen Eid, an der Ermordung eines Schutzjuden keinen Anteil gehabt zu haben.
Juden lebten in der Stadt nicht nur als Hintersassen des Bamberger Domkapitels, sondern teils auf (reichs-)ritterschaftlichem Lehen. Im Jahr 1478 wurden wohl auch die Schutzjuden des Domkapitels zusammen mit allen Juden im Territorium des Hofstifts Bamberg ausgewiesen. Von 1488 bis 1490 verklagten zwei Juden ihre Schuldner, darunter die Adeligen Appolonia von Aufseß und Heinz von Redwitz, vor dem Landgericht Bamberg. Um 1490 lebten mindestens zwei jüdische Hausväter mit ihren Familien in Staffelstein, 1506 werden zwei jüdische Familien genannt, die insgesamt drei Häuser besaßen. Zu einem dieser Häuser gehörte "die Hoffreyt, darauf ettlich Iüden begraben worden sind" – also ein jüdischer Friedhof, der heute jedoch vollständig abgegangen ist. Nach Staffelstein benannte Juden lassen sich in Coburg (1385), Nürnberg (1490, 1498), Worms (1505), in der Markgrafschaft Brandenburg-Kulmbach (1476) und wohl in Bamberg (1409) nachweisen. Die Juden der Stadt lebten vom Geldhandel. Im Jahr 1506 wurden wahrscheinlich alle Juden aus der Stadt gewiesen, nachdem das Domkapitel alle Staffelsteiner Güter des Adam von Schaumberg (gest. 1526) erworben hatte. In der Folgezeit schweigen die Quellen, das jüdische Leben war erloschen.
Joachim Hahn (Alemannia Judaica)