Der jüdische Friedhof liegt etwa einen Kilometer südöstlich von Schwanfeld auf einem Hügel. Er hat eine Größe von 17850 qm und wurde 1579 angelegt. Es sind noch etwa 2400 Grabsteine erhalten. Die letzte Beerdigung fand am 22. Januar 1939 statt.
Lage: Ca. 1 km südöstlich von Schwanfeld auf einem Hügel; der Weg ist teilweise ausgeschildert.
Größe: 17.850 qm; Bezirksfriedhof mit unsymmetrischer Grundfläche.
Alter: 1579; mehrfach erweitert. Nach einer Kopie aus dem Jahr 1604 , die dem Zins- und Gültbuch des Dorfes Schwanfeld beiliegt, gestattete der damalige Grundherr Konrad zu Grumbach und Amtmann zu Karlstadt 1579 die Beisetzung der Juden „5 Meil Wegs breit und lang um Schwanfeld“, was auf Ansuchen des Jud Löb aus Pleichsfeld geschah. Für den Friedhof mussten die Juden 30 Gulden an die Herrschaft zahlen und 1580 für die Beisetzung einer Person unter 12 Jahren einen halben Gulden, für die eines Erwachsenen einen Gulden entrichten. Auch die Erlaubnis für die Anstellung eines Totengräbers aus Schwanfeld oder Dipbach wurde gegen die jährliche Abgabe von drei Gulden gestattet. Schwanfeld stellte bis 1940 den Totengräber und den Totenfahrer.
Einzugsbereich: Bibergau, Dettelbach, Estenfeld, Gochsheim, Rimpar, wo eine Heilige Brüderschaft und eine Heilige Schwesternschaft existierten, Schwebheim, Schwanfeld, Schweinfurt (bis 1874), Theilheim, Untereisenheim, Zeilitzheim und Zell.
Beerdigungen: Ca. 2400 Grabsteine in mehreren alten und neuen Gräbergruppen, darunter einige sehr alte Grabsteine. Die letzte Beerdigung fand am 22. Januar 1939 statt (Mirjam Schwab aus Rimpar).
Besonderheiten: Zweistöckiges Tahara-Haus mit Tahara-Stein. Im Inneren des Gebäudes befinden sich ein Brunnen und im oberen Stockwerk – die Zwischendecke ist heute nicht mehr vorhanden –eine Betstube. Als Gründungsdatum der örtlichen Chewra Kaddischa ist in einem steinernen Waschbecken im Tahara-Haus die Jahreszahl 1712 eingemeißelt.
Schändungen: Keine Zerstörungen zwischen 1933 und 1945.
Fotodokumentation „Steinerne Zeugnisse“:
Israel Schwierz hat uns großzügigerweise die Originalfotografien zu seiner 1988 erschienenen Dokumentation „Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern“ überlassen. Dafür gilt ihm unser großer Dank. Diese Fotografien stellen gerade im Hinblick auf die in vielen Fällen in den letzten 25 Jahren sehr rasch fortgeschrittene Verwitterung der Grabsteine eine wertvolle Quelle dar.
Bilder
Adresse / Wegbeschreibung
97523 Schwanfeld
Von der Ortsmitte Schwanfelds in Richtung Dippach fahren. Am Ortsende in Richtung Dippach in Richtung Obereisenheim abbiegen. Rechts in den Ludwig-Guttmann-Weg abbiegen (Hinweisschild "Judenfriedhof"). Nach ca. 50m wieder links, nach ca. 200m folgt das Eingangstor zum Friedhofs.
Literatur
- Gerhard Gronauer / Hans-Christof Haas / Cornelia Berger-Dittscheid: Schwanfeld mit Untereisenheim. In: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hrsg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Band III/2: Unterfranken Teilband 2.2. Erarbeitet von Cornelia Berger-Dittscheid, Gerhard Gronauer, Hans-Christof Haas, Hans Schlumberger und Axel Töllner unter Mitarbeit von Hans-Jürgen Beck, Hans-Christoph Dittscheid, Johannes Sander und Elmar Schwinger, mit Beiträgen von Andreas Angerstorfer und Rotraud Ries. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1518-1553.
- Lothar Mayer: Jüdische Friedhöfe in Unterfranken. Petersberg 2010, S. 162-167.
- Karl-Heinz Hennig: Landkreis Schweinfurt, Kunst-, Kulturgeschichte. Nordwestlicher Teil. Schweinfurt 2008, S. 159.
- Michael Trüger: Jüdische Friedhöfe in Bayern (24) [Mühlhausen, Schwanfeld, Gerolzhofen, Ingolstadt]. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern 14, Nr. 81 (Dezember 1999), S. 14-16.
- Armin Römmelt: 1200 Jahre Schwanfeld, 2. erw. Ausg. [Schwanfeld] 1999, S. 123.
- Theodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, und dem Jüdischen Museum Franken – Fürth & Schnaittach, Bd. 3. Fürth 1998, S. 702.
- Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 118f.
- Germania Judaica II, 2, S. 753.
Weiterführende Links
- Jüdischer Friedhof Schwanfeld (Landesverband Israelitischer Kultusgemeinden in Bayern)
- Jüdischer Friedhof Schwanfeld (Alemannia Judaica)
- Jüdischer Friedhof Schwanfeld (Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland)
- Jüdischer Friedhof Schwanfeld (Gemeinde Schwanfeld)
- Jüdischer Friedhof Schwanfeld (Bayerischer Denkmal-Atlas)